Doch wie findet man heraus, was für das eigene Kind das Richtige ist? Während manche sehr konkrete Wünsche haben, sind andere ratlos. „Oft kann man in Kursen schnuppern. Eltern können etwa anbieten, dass sich das Kind den Kurs einmal anschauen kann. Gerade bei Jüngeren kann man so herausfinden, wie es sich tut, ob ihm die Sportart oder der Musikkurs guttut“, rät Höhl. Sind Kinder wenig motiviert, einen Kurs zu besuchen, kann helfen, sich umzuhören, was Freundinnen und Freunde in ihrer Freizeit machen, und sich mit den Eltern auszutauschen. „Eine Aktivität gemeinsam mit Freunden auszuprobieren kann für ein Kind, das selbst keine Idee hat, was es machen möchte, ein Motivator sein. Das funktioniert vielleicht eher, als wenn Eltern etwas vorgeben“, sagt Höhl.
Generell sollten Kinder mitbestimmen dürfen. Auch Vorschulkinder wollen das Gefühl haben, ernst genommen zu werden. Müssen sie regelmäßig etwas tun, das sie eigentlich nicht möchten, etwa Klavier spielen lernen, weil nun mal ein Klavier in der Wohnung steht, kann das sehr frustrierend sein und zu Konflikten führen. „Dauerkonflikte sind für die Beziehung zwischen Eltern und Kind nicht optimal. In Bezug auf Kurse heißt das: Kommt es jede Woche zu Diskussionen, wenn die Aktivität ansteht, kann sie nicht die Richtige sein.“
Es kann allerdings auch sein, dass ein Kind nur vorübergehend mit einem Sport oder einem Instrument aufhören möchte, etwa, weil es mit einem Teamkollegen im Fußballverein Streit gab oder die Gitarrenlehrerin strenger war als sonst. Hier gilt es, genau zuzuhören und zu erkennen, was die Ursache ist. Höhl: „Eltern kennen ihr Kind am besten und müssen versuchen, die Situation einzuschätzen. Oft geht es mit ein bisschen Ermutigung wieder. Einen Schlussstrich würde ich ziehen, wenn die Diskussion, ob das Kind den Kurs besucht, zum erwartbaren Streitthema wird“, empfiehlt Höhl.
Findet sich gar kein Kurs für ein Kind, sei das keine Sache, über die man sich Sorgen machen müsse. „Es gibt Kinder, die total zufrieden damit sind, sich am Nachmittag einfach auszuruhen, mit Lego zu bauen oder etwas zu lesen. Es gibt kein allgemein gültiges Maß für die Anzahl an Kursen, sondern es hängt vom einzelnen Kind ab, ob es nach Kindergarten und Schule mehr Ruhephasen oder mehr ausgleichende Aktivitäten braucht.“
Genauso gebe es Kinder, die täglich Action suchen und jeden Kurs mitmachen wollen. Hier sind die Eltern gefragt, das für das Kind passende Maß herauszufinden. Schließlich muss Zeit bleiben, um Gleichaltrige zu treffen, am Spielplatz zu spielen oder sich einfach mal zu langweilen.
Kinder brauchen Freiraumphasen, in denen sie selbst kreativ werden können, alleine oder mit Freunden, ohne, dass eine Aktivität vorgegeben ist, sodass sie schauen müssen, wie sie sich beschäftigen. „Auf diese Weise finden sie heraus, was sie von innen heraus interessiert. Das nimmt man ihnen, wenn man sie zu sehr verplant“, sagt Höhl.
Kommentare