Denn zu den fixen Verpflichtungen kommen jede Woche noch Einladungen und Besuche von Freundinnen oder Geburtstagspartys – Aktivitäten, die eigentlich Spaß machen, doch gerade für berufstätige Eltern mit erheblichem Organisationsaufwand verbunden sind. „Wir haben das schon gut im Griff. Aber als Elternteil am Land verfährt man schon sehr viel Sprit und Zeit“, sagt die Niederösterreicherin.
„Wird es den Kindern zu viel, können wir immer etwas streichen. Mir ist wichtig, dass die Dinge, mit denen sie ihre Zeit verbringen, Spaß und Freude machen.“
Ein guter Zugang, meint Kerstin Schuller, Klinische und Gesundheitspsychologin bei Instahelp, einer Plattform für psychologische Online-Beratung: „Bei der Wahl der geeigneten Nachmittagsgestaltung steht vor allem eine Frage im Vordergrund: Dient dieses Hobby meinem Kind als Ausgleich und Entspannung oder bringt es zusätzlich Stress? Denn wir dürfen bei all den Fördermöglichkeiten nicht vergessen, dass unsere Kinder bereits einen Vollzeitjob haben: die Schule. Neben Hausübungen, Projektvorbereitungen und Lesetrainings sollte also in jedem Fall immer ausreichend Zeit für Erholung bleiben.“
Allgemeine Empfehlungen seien hier schwer auszusprechen, meint die Expertin. Jedes Kind habe nun einmal unterschiedliche Bedürfnisse und ein individuelles Lerntempo. Man solle stattdessen auf eine gute Balance achten. Eine wichtige Faustregel kann die Expertin Eltern dennoch mitgeben: „Das Hobby soll ein Ausgleich zur Schule sein und kein zusätzlicher Stressor. Sobald die Freude an der Tätigkeit verloren geht und sich Abwehr gegen die Freizeitaktivität einschleicht, ist es an der Zeit, das Programm zu hinterfragen.“
Warnsignale
Es sei wichtig, auf die ersten Anzeichen der Überforderung zu achten und diese zu erkennen, sagt Schuller. Das seien oft Gereiztheit, Hyperaktivität und eine geringe Frustrationstoleranz. „Es kann schon einmal vorkommen, dass uns an einem einzelnen Tag alles über den Kopf wächst – wenn wir diese Symptome jedoch langfristig ignorieren, machen sie sich als körperliche Warnsignale sichtbar.“
Und schließlich ist auch die Leere eines unverplanten Nachmittages wichtig für die kindliche Entwicklung. „Man sollte stets darauf achten, dass auch ausreichend Zeit für Langeweile bleibt. Genau diese Phasen sind es, die uns dabei helfen, bereits Erlebtes zu verarbeiten“, erklärt die Psychologin. Das Gehirn sei täglich mit Millionen von Reizen konfrontiert. Um die Abenteuer des Alltags gut bewältigen zu können, brauche es zwischendurch Pausen, in denen einfach nichts zu tun ist. Dies stärke nicht nur die mentale Gesundheit, sondern bilde auch die Basis für kreative Prozesse. Es gilt also auch bei der Freizeitgestaltung: Mut zur Lücke.
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