Gala der Menschlichkeit: "Schön, wenn man gebraucht wird"

Noch immer als Freiwillige tätig für andere: An Samstagabenden teilt Christa Saliternig weiterhin Hilfsgüter für Bedürftige aus.
Christa Saliternig ist seit sechzig Jahren für das Rote Kreuz im Einsatz. Im Kärntner Bezirk Völkermarkt sind ihr dafür auffallend viele Menschen dankbar.
Von Uwe Mauch

Drei Geburten hat sie im Krankenwagen erlebt. Also genau genommen hat sie die drei Geburten nicht erlebt, sondern mit ihren helfenden Händen unterstützt.

„Bei der ersten“, erzählt Christa Saliternig, „war ich nicht einmal zwanzig Jahre alt“. Der Fahrer, er war so wie sie als Sanitäter ausgebildet, flehte fast: „Mach bitte du.“

Genau erinnert sie sich auch an den Moment, als sie im Krankenhaus Klagenfurt ein gesundes Baby übergeben konnte: „Da fällt mit einem Mal die ganze Last von dir ab, und du denkst dir nur, dass am Ende Gott sei Dank alles gut ausgegangen ist.“

Die jüngste Sanitäterin

Das Baby von damals müsste heute auf seinen Sechziger zugehen. Christa Saliternig nickt, dann sucht und findet sie in ihrer Handtasche eine Anstecknadel. Diese zeigt an, dass die 77-jährige Kärntnerin seit sechzig Jahren der Blaulichtorganisation dient.

„Man wächst da langsam rein“, erklärt die langjährige kaufmännische Angestellte. Ihre Mutter, schon gegen Ende des Zweiten Weltkriegs eine fleißige Alleinerzieherin, fand nebenbei Zeit, für das Rote Kreuz zu arbeiten – außerdem bewunderte sie ihren älteren Bruder, der ein Rettungsfahrer war.

„Mit 17 Jahren“, freut sich die Ehrenamtliche heute noch, „war ich die jüngste Sanitäterin im Bezirk. Die Älteren haben mich überall hofiert.“ Heute ist sie mit Abstand die längst Dienende unter den 220 Freiwilligen in der Rot-Kreuz-Bezirksstelle in der Kärntner Stadt Völkermarkt – und das nicht seit gestern.

Sie hat viel erlebt in den sechs Jahrzehnten: Nicht nur bei den oftmaligen Einsätzen im Krankenwagen, auch bei den mobilen Blutabnahmen, bei Besuchsdiensten, beim Telefondienst im Büro oder bei den Jahr für Jahr wiederkehrenden Maisammlungen.

Nicht vergessen hat sie auch „die Einsätze bei den Bauern am Berg oben“. Dort hieß es oft: „Jetzt tuats erst amoi jausnen, und nochand fahren wir zum Doktor.“

Lange bevor sie eigene Kinder, eine Tochter und zwei Söhne, auf die Welt brachte, war das Rote Kreuz für sie „die zweite Familie“. Man wird von Frau Saliternig auch kein böses Wort über „die Jugend von heute“ hören. Ganz im Gegenteil, die Junggebliebene zeigt ehrlichen Respekt vor deren Herausforderungen: „Die sind alle sehr hilfsbereit, aber alles ist heute genau durchgeplant, die haben dadurch deutlich weniger Zeit als wir damals.“

Gala der Menschlichkeit: "Schön, wenn man gebraucht wird"

"Es ist eine gute  Kameradschaft bei uns. Man freut sich mit und leidet mit. Es ist schön, wenn man gebraucht wird"

von Christa Saliternig, Rotkreuz-Helferin

An Samstagabenden hilft Christa Saliternig weiterhin bei der „Tafel“ aus. Ab 18 Uhr holt das Rote Kreuz von den Geschäften im Bezirk Lebensmittel und Hygieneartikel ab. Die werden dann von einigen Freiwilligen in einer von einem Gönner zur Verfügung gestellten Lagerhalle sortiert und in Bananenschachteln portioniert. Ab 19 Uhr bringt die rüstige Pensionistin mit anderen die Hilfspakete zu den Autos der Bedürftigen.

Außerdem hilft sie beim „Betreuten Reisen“ oft mit: Für Menschen im Rollstuhl bzw. mit Gehbehinderungen veranstaltet das Rote Kreuz regelmäßig Ausfahrten mit einem barrierefreien Bus.

Wir nominieren

Bis zur "Gala der Menschlichkeit" am 10. November porträtiert die Redaktion 16 Menschen, die sich unentwegt, uneigennützig und ohne großes Aufsehen zu erregen, in den Dienst der Gemeinschaft stellen. Heute die Rotkreuz-Helferin Christa Saliternig.

Sie nominieren

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„Ein Mal noch das Meer sehen“, hört die Freiwillige Mitreisende sagen, und sieht das Leuchten in deren Augen, wenn sie dann endlich auf die Adria blicken. Ein Highlight für sie sei auch eine 100-Jahr-Geburtstagsfeier gewesen.

Dass damit eines Tages Schluss sein könnte, damit will sich Christa Saliternig nicht anfreunden: „Das wäre das Schlimmste, aber noch geht es ja Gott sei Dank.“

Das Rote Kreuz habe ihr immer sehr viel gegeben: „Es ist eine gute Kameradschaft bei uns. Man freut sich mit und leidet mit. Es ist schön, wenn man gebraucht wird.“

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