Der Umwelt zuliebe: Österreicher wünschen sich mehr Plastik-Verbote

Plastiktüten in Supermärkten
Die Skepsis in der Bevölkerung gegenüber Plastik wächst. Die Menschen wollen mehr Verbote und fordern Strafen für Umweltsünder.

Die Österreicher wünschen sich mehr Verbote von Plastik. Das ergab eine Umfrage im Auftrag von Global 2000. Die Umweltschutzorganisation veröffentlichte am Donnerstag gemeinsam mit der Heinrich-Böll-Stiftung einen Plastikatlas. Der zeigt die "erschreckenden Auswirkungen der weltweiten Plastikverschmutzung auf", hieß es in einer Aussendung.

Die Umfrage wurde von Hajek Public Opinion Strategies online unter 800 Österreichern im Alter zwischen 16 und 70 Jahren durchgeführt.

Plastik-Skepsis wächst

Die EU beschloss bereits im Dezember 2018 ein Verbot verschiedener Einwegplastik-Artikel. In Österreich sollen ab Jänner 2020 Plastiksackerln verboten werden. 59 Prozent gaben bei der Umfrage an, das sie sich weitere Verbote wünschen. Gleich viele Personen sprachen sich auch für ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetik und Reinigungsmittel in der gesamten EU aus.

"Die Plastikkrise betrifft uns in fast allen Lebensbereichen und stellt uns vor enorme Herausforderungen. Klar ist, dass das billige Plastik uns noch teuer zu stehen kommt", erklärte Lisa Kernegger, Global 2000 Ökologin und Plastikexpertin. "Wir haben ein unvollständiges und verzerrtes Bild davon, wer und was die globale Plastikkrise verursacht und wie wir sie anpacken müssen. Verbote von Strohhalmen, Einwegbechern und Sackerln sind ein erster Schritt, sie werden jedoch eine der größten Umweltkrisen des Planeten nicht beenden", sagte Barbara Unmüßig, Vorstandsmitglied der Heinrich-Böll-Stiftung.

Kunststoffe waren ursprünglich ein Abfallprodukt der petrochemischen Industrie, hieß es in der Aussendung. "Die massenhafte Verfügbarkeit der billigen Plastikrohstoffe Erdöl und Erdgas ist zugleich der Grund dafür, dass faktisch kaum recycelt wird und eine echte Kreislaufwirtschaft in der Kunststoffindustrie nicht in Gang kommt. Hier muss jede Strategie zur Überwindung der Plastikkrise ansetzen: Die Politik muss die großen Plastik- und Konsumgüterkonzerne in die Verantwortung nehmen", forderte Unmüßig.

Strafen für Konzerne erwünscht

Mehr als die Hälfte der Österreicher sprachen sich bei der Umfrage für höhere Strafen für Unternehmen, die Plastikmüll in der Umwelt entsorgen, aus. Immerhin 54 Prozent wollen eine gesetzliche Verpflichtung von Herstellern, langlebige, reparierbare und wieder verwertbare Produkte auf den Markt zu bringen. Für die Förderung von Mehrwegverpackungen votierten 51 Prozent. "Die Umfrage zeigt deutlich, dass viele Menschen genug von kurzlebigen Plastikwegwerfprodukten haben und sich nachhaltigere Formen des Konsums wünschen. Sie erwarten daher zurecht weitere Regulierungen, um der Plastikverschmutzung etwas entgegen zu setzen", sagte Kernegger.

Doch Recycling alleine könne das Plastikproblem nicht lösen. "Plastik findet sich in Ackerböden, in der Luft oder in menschlichem Stuhl. Plastikmüll bedroht mindestens 2.200 Meeresarten. Auch in Österreich ist Plastikmüll der am häufigsten gefundene Müll in der Natur", erläuterte Kernegger. Es sei ein internationales Problem, bei dem politisch gegengesteuert werden müsse, forderte die Umweltschutzorganisation.

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