Festwochenredner Boehm für Veranstalter "der Richtige am richtigen Ort"
Omri Boehm sei „der richtige Mensch am richtigen Ort“ war die Message am Dienstag im Vorfeld der „Rede an Europa“, einer Gemeinschaftsproduktion der Wiener Festwochen und des Instituts für die Wissenschaften vom Menschen (IWM).
Der israelisch-deutsche Philosoph wird Dienstag Abend am Wiener Judenplatz über den Umgang Europas mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt sprechen, was zuletzt für Aufregung gesorgt hatte. Besonderer Dorn im Auge ist manchen, dass Boehm sich gegen die Zweistaatenlösung ausspricht und von einer „Republik Haifa“ spricht, einem binationalen Juden- und Palästinenserstaat. „Den falschen Redner am falschen Ort“, hatte ihn Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde genannt. Und Ariel Muzicant, Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses, hatte im KURIER gemeint, wenn er 30 Jahre jünger wäre, würde er "hingehen und Eier werfen".
Festwochenintendant Milo Rau empörte sich ob dieser „Gewaltdrohung“. Omri Boehm sei „Ein Analyst und ein Versöhner. Aber in einer Zeit, die unversöhnlich ist, provoziert der Versöhner.“
Die Erste Bank Stiftung habe sich als Sponsor der heurigen Veranstaltung „durch Druck von außen“ zurückgezogen, erklärte Rau, was er für „bedenklich“ hielt. Auch IWM-Leiter Misha Glenny erklärte die Vorwürfe gegen Boehm für unbegründet, dieser bereichere vielmehr die Diskussion und sei somit „Der richtige Mensch am richtigen Ort".
Boehm selbst will sich in seiner Rede „Shadows of History, Spectres of the Present: The Middle East War and Europe's Challenge“ mit dem Nahostkonflikt und seiner Wirkung auf die europäische Identität auseinandersetzen. Er erwähnte dabei auch einen früheren Redner, den Historiker Timothy Snyder, der vor „europäischen Mythen“ eindringlich gewarnt hatte.
Boehm seinerseits will nun Europa davor warnen „Ideen nur aus der Geschichte zu begreifen“– man müsse sich stattdessen einer „rationalen Diskussion“ stellen. Das betreffe insbesondere den Israel-Palästina-Konflikt, zudem Europa aus seiner Geschichte heraus unterschiedliche Positionen habe.
Dem Vorwurf, er bahne dem Antisemitismus den Weg, wies Boehm zurück. Allenfalls könne man, wenn man „böswillig“ sei, sein Einstaatenkonzept antisemitisch lesen, weil es eben die Reduzierung jüdischer Souveränität beinhalte. Als historischen Zeugen für seine Idee zog Boehm, der sich als „Zionist“ bezeichnet, ausgerechnet Theodor Herzl und sein Konzept vom Judenstaat heran: „Die Ursprungsidee des Zionismus war nicht staatliche jüdische Souveränität, sondern jüdische Selbstbestimmung.“
Auf die Frage, wie er zu den Protesten auf den amerikanischen Universitäten stehe, antworte Boehm, Professor für Philosophie an der New Yorker New School for Social Research, zweideutig: Er halte die Proteste per se für wichtig, „aber ich traue ihnen nicht.“ Das Gros seiner Uni-Studenten sympathisierte mit der Hamas. Daran wolle er sich nicht beteiligen.