Kehlmann: „Ich bin der Kultusgemeinde eigentlich verbunden. Aber in diesem Fall müssen Deutsch und Muzicant (auch Ariel Muzicant, Vizepräsident des Jüdischen Weltkongresses, hatte Kritik geübt, Anm.) von irgendjemandem gehört haben, dass Boehm ganz arg ist.“
Während im Saal gelacht wird, holt Kehlmann weiter aus. Muzicant habe zur Gewalt aufgerufen (wörtlich hat dieser im KURIER gesagt: „Wäre ich 30 Jahre jünger, würde ich am Dienstag hingehen – und Eier werfen.“ Anm.). Niemand könne jedoch sagen, was man Boehm konkret vorwerfe, so Kehlmann. „So geistlos ist nicht einmal Cancel Culture. Eine Farce.“
Boehm selbst sagt dazu nicht viel. Bis auf die launige Bemerkung, dass er überlegt habe, Kehlmann an seiner statt die Rede halten zu lassen.
Ursprünglich war man ja gekommen (im Publikum auch Festwochen-Intendant Milo Rau), um über Kant zu sprechen. Zum 300. Geburtstag des Philosophen haben Omri Boehm und Schriftsteller Daniel Kehlmann ein Buch über Kant geschrieben. „Der bestirnte Himmel über mir“ heißt das Werk und sollte im Zentrum des in Kooperation des Instituts für die Wissenschaft vom Menschen (IWM) und dem Volkstheater entstandenen Abend stehen.
Es ging dann schon auch um Kant. Um dessen kategorischen Imperativ, seine drei großen Kritiken und sein Universalismuskonzept. Sowie um Regeln, die für alle zu gelten hätten, sogar für Gott. Und Außerirdische, wie Kehlmann betonte. Denn ja, abseits der einleitenden „Einordnung“ hatte der Abend auch gelungene Pointen.
Vor allem Kehlmann, der sich vor Jahren in einer (nicht fertiggestellten) Dissertation intensiv mit Kant auseinander gesetzt hat, erzählte amüsant Anekdotisches und gab nicht nur Wissen zum Besten, sondern wusste dies auch zu vermitteln. Neben Gott und den Außerirdischen wurden weiters Erkenntnistheorie, Pascal und Nietzsche gestreift sowie natürlich die Frage: Was ist der Mensch?
Mit eineinhalb Stunden war der Abend zu kurz, um sich in irgendetwas zu vertiefen. Das meiste wurde nur angerissen, am Ende doch auch wieder ein Thema, wegen dem Boehm von manchen kritisiert wird: Seine Kritik am Zionismus.
Insgesamt eine streckenweise fordernde, dann wieder heitere und durchaus erhellende Kant-Schnupperstunde.