Ariel Muzicant meinte gegenüber dem KURIER, dass es sich um „die falsche Rede am falschen Ort“ handle: Wäre er 30 Jahre jünger, würde er hingehen – „und Eier werfen“. Omri Boehm bezeichnete dies am Sonntag in der ZiB2 des ORF als „respektlos“.
„Eine Rede an Europa“ ist – wie im Programmbuch vermerkt – eine Veranstaltung des Festivals, des Instituts für die Wissenschaft vom Menschen und der ERSTE Stiftung in Kooperation mit dem Jüdischen Museum Wien. Am 2. Mai gab die ERSTE Stiftung ihren Ausstieg bekannt.
Milo Rau, der Intendant der Festwochen, beauftragte nun eine Berliner PR-Agentur, um die Sache in seinem Sinn darzustellen: „Der weltweit gefeierte Philosoph der Versöhnung“ sehe sich in Wien, so eine Aussendung am 6. Mai, „mit einer Cancel-Kampagne konfrontiert“: die ERSTE Stiftung wie auch das Jüdische Museum (JMW) „mussten sich nach Druck aus der Öffentlichkeit von der Veranstaltung zurückziehen“.
Tatsache ist aber, dass die Festwochen erst am 22. April der Öffentlichkeit bekanntgegeben haben, dass Omri Boehm die Rede an Europa halten werde. Aber schon am 12. April – zehn Tage vor der Ankündigung – zog sich das JMW zurück. Die „Cancel-Kampagne“ ist mithin eine Tatsachenverdrehung, um internationale Aufmerksamkeit zu generieren.
Statement des Jüdischen Museums
Der KURIER fragte bei Barbara Staudinger, der Direktorin des Jüdischen Museums nach, ob die Absage ihre Entscheidung war - oder ob ihr diese von außen nahegelegt wurde. Sie antwortete: "Da wir für eine offene und vor allem friedliche Diskussionskultur stehen und keinen Einfluss auf die Programmgestaltung dieser Veranstaltung hatten, ist es unser oberstes Ziel, eine positive und konstruktive Atmosphäre zu erhalten und allen beteiligten Interessengruppen gerecht zu werden. Aus diesem Grund haben wir uns in diesem Jahr aus der Kooperation zurückgezogen."
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