Song Contest: Heute soll über Teilnahme Israels entschieden werden

FILE PHOTO: Grand Final of the 2025 Eurovision Song Contest, in Basel
Die nationalen Fernsehstationen stimmen heute beim EBU-Treffen in Genf über eine Statutenänderung ab.

Zusammenfassung

  • Heute stimmen die nationalen TV-Anstalten bei der EBU in Genf über eine Statutenänderung ab, die Israels Teilnahme am ESC 2026 sichern könnte.
  • Mehrere Länder, darunter Spanien und Deutschland aus den "Big Five", drohen mit Boykott.
  • Ein Kompromissvorschlag der EBU, Israels Beitrag unter neutraler Flagge antreten zu lassen, wurde bislang nicht angenommen.

Egal, wie es ausgeht: Die Entscheidung wird jedenfalls eine hochpolitische - und eine mit weitreichenden Folgen. Ab heute, Donnerstag, treffen die Vertreter der nationalen Fernsehanstalten (darunter der ORF) in Genf zur zweitägigen Generalversammlung der Europäischen Rundfunkunion (EBU) zusammen. Der wichtigste, mit Spannung erwartete Tagesordnungspunkt: Die Frage, ob Israel vom Song Contest (ESC) im Mai 2026 in Wien ausgeschlossen wird.

Abgestimmt werden soll heute zuerst über eine Statutenänderung, die eine Regelung vorstehen würde, die Israel die Teilnahme sichert: Die neuen Statuten würden - vereinfacht formuliert - vorsehen, dass all jene Länder, die am Vorjahres-ESC teilgenommen haben, auch automatisch für den darauffolgenden Wettbewerb startberechtigt sind. In diesem Fall wäre Israel fix dabei.

Ja oder Nein: Israels Teilnahme am Song Contest 2026

Stimmen die Chefs der TV-Anstalten gegen diese Änderung, dann kommt es wohl zur direkten Abstimmung über Isreals Teilnahme. Bereits fünf  Mitgliedssender können eine derartige Abstimmung verlangen.

Österreich hat sich bereits klar für Israel ausgesprochen. ORF-Chef Roland Weißmann reiste letztens sogar eigens nach Israel und traf sich mit Vertretern des öffentlich-rechtlichen Senders Israels, KAN, zu Gesprächen. Der Geschäftsführer von KAN, Golan Yochpaz, hob hervor: „Es gibt keine Rechtfertigung für den Ausschluss. KAN hält sich stets an alle EBU-Regeln und wird dies auch in Zukunft tun.“ Auch Weißmann plädierte erneut für eine Teilnahme: „Der Song Contest feiert nächstes Jahr sein 70-jähriges Jubiläum, und Israel ist ein integraler Bestandteil davon.“

Die Argumentation der Verfechter einer Teilnahme Israels: Es nehme nicht das Land am ESC teil, sondern der "unabhängige Sender". So mancher Staat sieht das anders: Zuletzt hatten etwa Slowenien, Irland und Portugal mit Boykott gedroht, falls Israel nicht ausgeschlossen werde.

Am schwersten wiegt, dass auch Spanien in Aussicht gestellt hat, sich nicht am ESC zu beteiligen. Das Land zählt (mit Deutschland, Italien, Großbritannien und Frankreich) zu den sogenannten "Big Five", die die Finanzierung sicherstellen - und für viel Publikum sorgen.

ESC: Suche nach Kompromiss

Was die Lage noch komplizierter macht: Sollte Israel die Teilnahme verwehrt werden, hat wiederum Deutschland - ebenfalls aus der Runde der Big Five - angekündigt, auf die Teilnahme zu verzichten. Der deutsche Kulturstaatsminister Wolfram Weimer hat diese Position heute, Donnerstag, erneut bestätigt.

Wie die Frankfurter Allgemeine schreibt, soll bereits im Spätsommer ein Kompromiss gesucht worden sein: Die EBU habe dem israelischen Sender KAN vorgeschlagen, sich aktiv für ein Jahr zurückzuziehen oder den Musik-Beitrag unter "neutraler Flagge" zu präsentieren. Eine Praxis, wie sie auch im Sport nicht unüblich ist. Zu einer Einigung kam es nicht.

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