Eurovision Song Contest: ORF-Chef Weißmann macht sich für Israels Sender stark

Reisender in Sachen ESC: ORF-Chef Weißmann bei Israels Präsident Herzog
ORF-Generaldirektor Weißmann warb mit Vertretern des Öffentlich-Rechtlichen KAN für eine Teilnahme beim ESC in Wien. EBU-Mitglieder entscheiden wohl Anfang Dezember.

Heikle Mission in Israel für ORF-Generaldirektor Roland Weißmann: Am Wochenende traf er zusammen mit Vertretern des öffentlich-rechtlichen Senders Israels, KAN, zu Gesprächen mit Präsident Isaac Herzog zusammen. Noch immer gibt es hinter den Kulissen ein Ringen um die Teilnahme am Eurovision Song Contest im Mai 2026 in Wien, auch wenn eine zunächst angesetzte Abstimmung über den Ausschluss abgesagt worden ist. Schon fünf Mitgliedssender der Vereinigung der Europäischen Öffentlich-Rechtlichen (EBU könnten eine neue beantragen.

„Keine Rechtfertigung für den Ausschluss“

Am weltgrößten Gesangsevent, dem ESC, nehmen eigentlich nicht Länder, sondern die jeweiligen öffentlich-rechtlichen Sender teil. Die Entscheidung über die Teilnehmer liegt bei den Mitgliedern der EBU, auch wenn der ORF der diesjährige Veranstalter ist. 

Der ORF wie auch KAN setzen sich für die Teilnahme des israelischen Öffentlich-Rechtlichen am Eurovision Song Contest. Zuletzt hatten Länder wie Spanien, Irland und Slowenien Bedenken bis hin zu Boykottüberlegen geäußert. Weißmann verteidigte nun in einer gemeinsamen Erklärung erneut eine Teilnahme: „Der Song Contest feiert nächstes Jahr sein 70-jähriges Jubiläum, und Israel ist ein integraler Bestandteil davon.“

Alle EBU-Regeln werden eingehalten

Und der Geschäftsführer von KAN, Golan Yochpaz, hob hervor: „Es gibt keine Rechtfertigung für den Ausschluss Israels. KAN hält sich stets an alle EBU-Regeln und wird dies auch in Zukunft tun.“ Im September hatte noch der niederländische Sender Avrotros wegen Werbekampfangen Manipulationsvorwürfe erhoben und u. a. auch damit seine Boykottdrohung untermauert. Die EBU stellte allerdings klar, dass kein Verstoß vorlag, die Regeln aber zu überprüfen wären.

Präsident Herzog stärkt unabhängigen Öffentlich-Rechtlichen den Rücken

Präsident Herzog betonte im Gespräch wiederum die Wichtigkeit, KAN als unabhängigen Sender zu erhalten. Der israelische Öffentlich-Rechtliche steht als kritisch berichtender Sender unter Druck der rechtskonservativen Regierung von Benjamin Netanjahu, weshalb die EBU schon mehrfach aktiv geworden ist. Vor zwei Jahren wollte die Regierung KAN sogar die Finanzierung abdrehen. Ein Ausschluss des Senders wäre da Wasser auf den Mühlen der israelischen Regierung.

Die gemeinsame Erklärung beider Sender-Chefs schließt mit den Worten: „Alle EBU-Mitgliedsländer werden Anfang Dezember über die Teilnahme entscheiden. Bis dahin bleibt Zeit, alle von der Teilnahme zu überzeugen.“ Am 5. Dezember geht es zunächst um neue Regeln für den ESC, den diese gegen eine weitere Verpolitisierung absichern sollen. Ein Boykott ist allerdings jedem EBU-Mitglied bzw. den entsandten Künstlern jederzeit möglich. 

 

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