Salzburgs neuer "Jedermann": Umjubelte Neudeutung

Dies ist die Nachtkritik. Die ausführliche Jedermann-Kritik des KURIER finden Sie hier.
Mit großer Spannung wurde der diesjährige Salzburger "Jedermann" erwartet. Und er wurde ein riesiger Erfolg: Nach der Premiere am Samstagabend jubelte das Publikum insbesondere dem neuen Jedermann Lars Eidinger, Buhlschaft Verena Altenberger und Mavie Hörbiger als Teufel zu.

Regisseur Michael Sturminger ist es gelungen, den "Jedermann" gleichsam als vollkommen neues Stück zu inszenieren – eigentlich eine Sensation in Salzburg. Sturmingers Regie kommt ohne Aktualisierungen, ohne Anspielungen auf die Gegenwart aus.

Das Werk wird verlegt in ein mythisches Märchenreich – und das funktioniert insoferne hervorragend, als dass es die Handlung näher an den Zuschauer rückt. Nie war der "Jedermann" in den letzten Jahren so berührend und packend.
Eidinger ist ein ganz erstaunlich junger Jedermann, Altenberger tiefgründig. Besonders geglückt ist der Abschied der Buhlschaft vom Jedermann, inszeniert als eine Art Tanz zwischen Geschlechtsakt, Rauferei und Totentanz, wie überhaupt der Abend nah an Tanz und Bewegungstheater gebaut ist.

Und nein, die im Vorfeld heftig diskutierte Auflösung der Geschlechtergrenzen spielte keine große Rolle.
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