Robert Palfrader: "Ein Blick auf meine Wampe hat ihnen gereicht"
Als arroganten Fernsehmoderator kann man Robert Palfrader ab Montag wieder in der ORF-Serie „Walking on Sunshine“ erleben. Im Kinofilm „Alles wird gut“ verkörpert Palfrader derzeit noch eine andere Art von Ungustl: den gefallenen Skirennläufer Gustav, einen Alkoholiker und Kleptomanen. „Alles wird gut“ ist ein Remake des dänischen Films „Adams Äpfel“ mit Mads Mikkelsen: Ein Neofaschist soll bei einem gutgläubigen Priester in Rehabilitation und trifft auf eine Reihe wunderlicher Zeitgenossen (darunter besagter Gustav).
Für die neue Version wurde die Handlung nach Südtirol verlagert. Palfrader, der selbst Südtiroler Wurzeln hat, drehte zum ersten Mal auf Italienisch. Zum grenzübergreifenden Cast gehört auch Gerti Drassl („Vorstadtweiber“).
KURIER: Kannten Sie das Original „Adams Äpfel“ bereits vor dem Dreh?
Robert Palfrader: Ich habe den Film geliebt! Das war mit ein Grund, warum ich bei „Alles wird gut“ dabei sein wollte. Es gab insgesamt vier Gründe. Der erste war „Adams Äpfel“, der zweite war für mich die irrsinnige Herausforderung, auf Italienisch zu drehen – das wollte ich einmal erlebt haben. Der dritte Grund war, dass ich die Gerti Drassl endlich einmal kennenlernen wollte. Ich mache diesen Beruf jetzt auch schon seit 20 Jahren und hab’ sie nicht einmal privat bei einem dieser Festln, die es da gibt, wie die ROMY-Gala, getroffen. Und der vierte Grund: Ich wollte unbedingt die Verwandtschaft so oft und so lange wie möglich besuchen.
Zu Ihrer Südtiroler Verwandtschaft zählen auch zwei echte Skistars, Manfred und Manuela Mölgg. Die haben sich wohl etwas anderes vorgestellt, als Sie erzählt haben, dass Sie einen Skirennläufer spielen?
Nein, ein Blick auf meine Wampe hat ihnen gereicht und sie haben gewusst, dass das kein durchtrainierter Athlet sein wird. (lacht)
Remakes, Reboots, Prequels und Sequels sind ja gerade omnipräsent. Sehen Sie das nicht problematisch?
Ja, definitiv. Andererseits, wenn es schon so ein brillantes Drehbuch gibt wie bei „Adams Äpfel“ … Klar kann man’s kaputtmachen oder etwas verhunzen, die Gefahr besteht immer. Im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten habe ich versucht, meinen Teil dazu beizutragen, dass es nicht so wird.
Wie war der Dreh auf Italienisch für Sie?
Ich hatte am Anfang einen ungeheuren Respekt davor. Am ersten Drehtag war ich eine Viertelstunde, bevor ich abgeholt werden sollte, fix und fertig angezogen, weil ich so nervös war. Ich hab’ mich dann noch einmal aufs Bett geschmissen und in den Polster hineingebrüllt, was für ein Trottel ich bin. Warum ich mir das antue und wo dieser krankhafte Ehrgeiz herkommt. Aber am dritten Tag war ich dann wirklich froh, dass ich das gemacht habe. Es ist eine Erfahrung gewesen, die ich nicht missen wollen würde.
Sie sehen sich bekanntlich nicht gerne selbst in Filmen. Wie ist es Ihnen denn beim Synchronisieren gegangen?
Das ist etwas anderes. Da ist man viel zu konzentriert darauf, dass man das lippensynchron hinkriegt, die Stimmung trifft und die Tonalität passt. Deshalb habe ich nicht so darauf geachtet, wie ich gespielt habe. Synchronisiert habe ich ja schon öfter, zum Beispiel für Disney, aber das ist auch nicht meine Lieblingsbeschäftigung: Ich geh’ lieber zum Zahnarzt als in ein Synchronstudio.
In einem Interview haben Sie gesagt, dass Sie Religion für „die größte Gefahr für die Menschheit“ halten. Wie war es, für „Alles wird gut“ so oft in der Kirche zu stehen?
Naja, es ist ein Job. Ich habe auch schon Mörder gespielt und Mordopfer. Die Religion spielt in „Alles wird gut“ zwar eine Rolle, aber darum geht’s, glaub’ ich, gar nicht. Es geht um diesen wirklich unerschütterlichen Glauben an das Gute, der natürlich in der Form, wie das der Pfarrer Ivan durchzieht, vollkommen verrückt ist. Aber letztendlich behält er recht, weil er es schafft, bei vielen Personen in seinem Umfeld eine positive Wendung in deren Leben herbeizuführen.
Mads Mikkelsen, der ja im dänischen Original Pater Ivan spielt, hat einmal gesagt, er habe nach „Adams Äpfel“ gedacht, seine Karriere wäre vorbei, weil der Film so verrückt ist.
Es gibt schon ein paar Passagen, wo ich mir zuerst auch gedacht habe, ich muss mich verhört haben: Die Schlussszene von Gustav zum Beispiel, wo er sagt, sie fahren ins Ausland, weil dann nicht auffällt, dass das Kind behindert ist. Ich habe mich dann mit mir selbst darauf verständigt, dass dieser Wahnsinn, den der Ivan hat, immer und überall nur das Gute sehen zu können, auf die anderen übergesprungen sein muss und das dazu geführt hat, dass sie meinen, dass das Kind gar nicht behindert ist. Ich hab' mir da was basteln müssen – wenn Sie so wollen, eine Theodizee des Films – damit diese Szene für mich funktioniert, ohne, dass ich mich genieren muss. Aber sonst finde ich den Film einfach brillant. Letztendlich gibt es auch ein Happy End, sonst würde der Film auch nicht „Alles wird gut“ heißen.
Demnächst sind Sie auch wieder in „Walking on Sunshine“ zu sehen ...
Ja und ich glaube, dass die zweite Staffel sogar noch lustiger wird als die erste.
Da spielen Sie eine andere Art von Ungustl, den Fernsehmoderator Otto Czerny-Hohenburg. Welche Rolle ist Ihnen denn lieber?
Also wenn Sie wissen wollen, welche Rolle ich im Laufe meiner Karriere am liebsten gespielt habe, wo ich mich am wohlsten gefühlt habe und wo ich ein glücklicher Mann wäre, wenn ich das bis zu meinem Lebensende machen dürfte, dann ist das „Braunschlag“. Das war perfekt, die Rolle war mir von David Schalko auf den Leib geschrieben. Wenn man mich fragt, was ich gerne in Zukunft machen würde: zweite, dritte, vierte, fünfte, sechste und siebente Staffel von „Braunschlag“.
Vielleicht gibt es ja bald ein Reboot, Remake, Prequel oder Sequel?
Der David hat viel zu viele Projekte am Start, der arbeitet international sehr viel und hat keine Zeit, sich um einen kleinen Dicken mit großer Nase zu kümmern. Wir telefonieren privat sehr viel, beruflich momentan nicht. Was aber auch okay ist.
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