Radek Knapps Corona-Tagebuch, Teil 1: Das Toilettenpapier-Massaker

Radek Knapps Corona-Tagebuch, Teil 1: Das Toilettenpapier-Massaker
Der Schriftsteller begleitet Sie jeden Samstag durch die Krise.

Bevor ich diesen Coronaeintrag verfasse, ziehe ich mir Latexhandschuhe an und messe den Blutdruck. 150 zu 100. Kein Wunder. Wir leben in interessanten Zeiten. Jemand hustet in China, und schon macht man in Europa die Intensivstationen auf. Was unsere Kultur, Politik und Wirtschaft seit Jahren probiert, schafft Corona in zwei Wochen. Europa ist plötzlich das Zentrum der Welt. Nach dem Eiffelturm, Roms Kathedralen oder dem Prater gibt es brandneue Attraktionen: Straßensperren, Quarantänedörfer, entsetzte Hoteliers und Bürger, die auf einmal ohne zehn Kilo Mehl nicht mehr leben wollen. Was in die Geschichte eingehen wird, ist das um sich greifende Toilettenpapiermassaker.

Ab heute ist das Toilettenpapier kein Hygienemittel mehr, sondern ein Gesellschaft-Barometer. Anders ausgedrückt: Jeder muss für sich herausfinden, wie viel Toilettenpapier er in diesen Krisenzeiten braucht. Ähnliches gilt für alle Staatsregierungen Europas. Wie sie die Ängste ihrer Bürger verwalten, lässt sich an der Menge der Klopapierrollen ablesen.

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