Salzburg – Wien: Kein Vergleich

Parsifal - honorarfrei!
Richard Wagners "Parsifal" mit Dirigent Franz Welser-Möst an der Wiener Staatsoper hat den Pokal verdient.

Zum Glück verhält es sich in der Kunst anders als im Sport. Sonst würde man von einem Duell zwischen Salzburg und Wien reden. Von einem Match der Osterfestspiele gegen die Staatsoper. Um die Vormachtstellung im Kampf um den Pokal in Form eines Grals. Vom Zweikampf zwischen den Dirigenten Christian Thielemann und Franz Welser-Möst. Von harten Fights auf der Bühne. Im Orchestergraben. Und möglicherweise sogar im Publikum, wo die Fans mit Jubel- oder Buhrufen ein Stimmungsbarometer abgeben.
Und am Ende stünde dann ein Resultat. 3:3 oder so ähnlich. Oder Sieg in der Nachspielzeit für Wien.

Aber zum Glück . . .
Bleiben wir also bei der Kunst und bei einer ihrer höchsten Ausformungen, der Musik.

Nun ist auch an der Staatsoper Wagners Bühnenweihfestspiel „Parsifal“ zu erleben. Jenes Werk, das fünf Tage davor im Großen Salzburger Festspielhaus Premiere hatte. Darob sei nur kurz daran erinnert: In Salzburg hatte es Lobeshymnen für Thielemann und seine Sächsische Staatskapelle Dresden gegeben, differenziertes Lob für die Sänger und schwere Verrisse für die Regie.

Ohne die beiden Aufführungen nun gegeneinander ausspielen zu wollen, nur ein kurzer Vergleich: Die Inszenierung in Wien von Christine Mielitz, einst zugeschnitten auf Thomas Quasthoff als leidender Gralskönig Amfortas, ist immer noch spektakulär, im Detail etwas zu verspielt, bräuchte aber zur Steigerung der Attraktivität nur eine kleine Überarbeitung der Chor-Choreografie.

(Runterscrollen: So schlug sich der Einspringer für Jonas Kaufmann)

Szenenfotos aus dem Wiener "Parsifal"

Salzburg – Wien: Kein Vergleich

Parsifal - honorarfrei! …
Salzburg – Wien: Kein Vergleich

Parsifal - honorarfrei! …
Salzburg – Wien: Kein Vergleich

Parsifal - honorarfrei! …
Salzburg – Wien: Kein Vergleich

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Salzburg – Wien: Kein Vergleich

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Salzburg – Wien: Kein Vergleich

Parsifal - honorarfrei!…
Salzburg – Wien: Kein Vergleich

Parsifal - honorarfrei! …
Salzburg – Wien: Kein Vergleich

Parsifal - honorarfrei! …
Salzburg – Wien: Kein Vergleich

Parsifal - honorarfrei!…

Im Zentrum der ersten Aufführung der neuen Wiener Serie, traditionell am Gründonnerstag, standen aber, wie zumeist bei diesem Werk, der Dirigent und das Orchester. „Parsifal“ erklingt mit Welser-Möst am Pult zutiefst berührend, höchst differenziert, dynamisch fein strukturiert, mit der nötigen Präzision, dabei aber auch durchaus emotional. Die Farbenpracht ist enorm, sodass man feststellen kann: Sowohl die Dresdner als auch die Wiener spielen in der höchsten Klasse, über den meisten anderen Klangkörpern. Es ist eine Freude, die beiden Orchester und Dirigenten innerhalb so kurzer Zeit hören zu können.

Guter Kaufmann-Ersatz

Salzburg – Wien: Kein Vergleich
Christopher Ventris sprang beim traditionellen "Parsifal" am Gründonnerstag an der Wiener Staatsoper für Star-Tenor Jonas Kaufmann als Parsifal ein.
Was die Sänger betrifft, war das Wiener Publikum zunächst enttäuscht, weil es mitJonas Kaufmannals Parsifal gerechnet hatte (er soll am Sonntag übrigens auftreten). Dann war es aber erfreut über die Leistung von Einspringer Christopher Ventris, der über genügend Kraft und hohe Musikalität verfügt. Exzellent sind Evelyn Herlitzius als intensive, dramatische Kundry und Kwangchul Youn als Gurnemanz mit schöner, für diese Partie sehr lyrischer Stimme.

Tomasz Konieczny ist ein Amfortas mit klarer Diktion und guter Höhe, der immer schlanker werdende Wolfgang Bankl ein idealer Klingsor. Die Gestalter zweier kleinerer Partien seien noch vermerkt: In negativer Hinsicht Andreas Hörl als Titurel, in positiver Wolfram Igor Derntl als 3. Knappe.

KURIER-Wertung: ***** von *****

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