Teichtmeister: Oscar-Kandidat "Corsage" in Schwierigkeiten

Florian Teichtmeister als Franz Joseph in "Corsage"
Übers Wochenende soll nun beraten werden, wie es nach der Anklage gegen Kaiser-Darsteller Florian Teichtmeister für den Film weitergeht.

Die Anklage gegen Florian Teichtmeister wegen Kinderpornografie wird auch für den Film "Corsage" von Marie Kreutzer Folgen haben. Teichtmeister spielte in dem "Sisi"-Porträt an der Seite von Vicky Krieps den österreichischen Monarchen Kaiser Franz Joseph. Bei seiner Premiere in Cannes umjubelt und seither vielfach ausgezeichnet, wurde "Corsage" von Österreich für den Auslandsoscar nominiert und galt als ernsthafter Preisanwärter. Doch selbst wenn die Nominierung von österreichischer Seite nicht  zurückgezogen werden sollte, sind die Chancen auf einen Oscar gegen Null geschrumpft.  Es ist höchst unwahrscheinlich, dass sich die Oscar-Academy für einen Film entscheidet, in dem einer der Hauptdarsteller wegen Kinderpornografie vor Gericht steht.

"Wir haben heute erstmals von den Anklagepunkten gegen Florian Teichtmeister erfahren und sind als Filmhersteller und Eltern zutiefst schockiert", gaben auch die "Corsage"-Produzenten Johanna Scherz und Alexander Glehr (Film AG) am Freitagabend gegenüber der APA bekannt. "Wir werden über das Wochenende gemeinsam mit der Regisseurin des Films, Marie Kreutzer, entscheiden, was das für den Film bedeutet und darüber rechtzeitig informieren."

Frist abgelaufen

"Corsage" als österreichischer Auswahlfilm auf der Shortlist der letzten 15 Werke für den Auslandsoscar. Die Nominierungen für die Endrunde werden am 24. Jänner gekürt. Wie man sich nun verhalte, werde man über das Wochenende in enger Abstimmung mit den Produzenten und Kreutzer entscheiden, unterstrich gegenüber der APA Alexander Dumreicher-Ivanceanu, Obmann des zuständigen Fachverbands der Film-und Musikwirtschaft in der Wirtschaftskammer. Rechtlich sei die Frist für einen Rückzug des Films aus dem Oscar-Rennen überschritten. Zugleich gelte es zu betonen: "Florian Teichtmeister ist nicht 'Corsage'." Selbstverständlich seien die vorgebrachten Anklagepunkte gegen den Schauspieler erschreckend, man müsse diese aber zugleich von der künstlerischen Leistung von Marie Kreutzer und dem Film selbst trennen. Wie man nun weiter vorgehe, sei nicht binnen weniger Stunden zu entscheiden, weshalb man sich in der Diskussion das Wochenende über Zeit nehme.

"Corsage" wird nicht mehr im Kino gezeigt

Zudem wurde "Corsage" aus dem Kinoprogramm gestrichen. Wie der Geschäftsführer Christof Papousek gegenüber dem KURIER bestätigte, wurde "Corsage" umgehend abgesetzt. Der Film lief noch in zwei österreichischen Kinos in Wien und Kärnten.

Bereits bei der Premiere von "Corsage" am 18. Juni letzten Jahres hatte Regisseurin Katharina Mückstein mit einem Instagram-Posting für Aufregung gesorgt. Es werde "ein Täter" auf der "Bühne stehen und bejubelt" werden, schrieb Mückstein, ohne konkrete Namen zu nennen. Seit damals wurde spekuliert, wer damit gemeint sein könnte.

Die Anklage gegen Teichtmeister ist für "Corsage" jedenfalls ein schwerer Schlag. Das ist umso bedauerlicher, als der Film von Kreutzer, die für eine Stellungnahme nicht erreichbar war, bis jetzt eine beachtliche internationale Karriere gemacht hatte. Bereits in Cannes, wo der Film standing ovations erhielt, begann der Preisregen: Vicky Krieps erhielt für ihre Darstellung von Sisi in der Sektion "Un certain regard" den Preis als beste Hauptdarstellerin. Seitdem wurde Kreutzers feministisches Frauenporträt immer wieder ausgezeichnet; so erhielt Krieps etwa auch den Preis für beste Hauptdarstellerin bei der Verleihung des Europäischen Filmpreises, Marie Kreutzer erhielt beim London Filmfestival den Preis für besten Film.