"Mehr als ein Clown": Viennale zeigt Jerry Lewis
Mit „Entdeckungslust“ will die Viennale in ihre 51. Ausgabe gehen. So wird das Wiener Filmfestival (24. Oktober bis 6. November) etwa gemeinsam mit dem Filmmuseum eine große Jerry Lewis-Retrospektive zeigen. Der US-Komiker sei „definitiv viel mehr als ein Grimassenschneider und Clown“, erklärte Festivaldirektor Hans Hurch am Freitag bei seiner traditionellen Sommer-Pressekonferenz. Daher werde auch der Regisseur Lewis vorgestellt - leider nicht in Anwesenheit des 87-Jährigen, der die für ihn beschwerliche Reise nach Wien nicht antreten wolle.
Die Filmschau werde "das Publikum teilen wie Moses das Rote Meer", zitierte Hurch die mittlerweile verstorbene Filmkritikerin Frieda Grafe, die als Inspirationsquelle für die umfassende Filmschau gedient habe. "Für die einen ist das Schwachsinn, für die anderen pures Kino", habe Grafe außerdem über Lewis gesagt. Entscheiden kann dies das Publikum anhand von 30 Filmen, der sechsteiligen Dokumentation "Bonyour Monsieur Lewis" sowie zehn Ausschnitten der TV-Comedy-Reihe "The Colgate Comedy Hour".
Eigenwillige und "lange" Spezialprogramme
Die Serien-Formate des Fernsehens, die in den vergangenen Jahren vor allem durch US-Kultproduktionen einen Boom erlebten, hätten ihre Vorläufer in frühen Kino-Serien gehabt, erklärt Hurch. Ein Spezialprogramm widmet sich daher der rund siebenstündigen Serie "Tih-Minh" (1918) von Louis Feuillade sowie Jacques Rivettes über zwölfstündigem "Out 1: Noli Me Tangere" (1970/90).
"Alle Höhepunkte sind heuer sehr lang", meint Hurch. Denn ähnlich viel Ausdauer wird auch Claude Lanzmanns Dokumentation „Der Letzte der Ungerechten“ erfordern, ein fast vierstündiges Porträt des Wiener Rabbiners Benjamin Murmelstein. Ursprünglich sollten die Gespräche mit dem "Judenältesten" des KZ Theresienstadt Teil der Zeitzeugen-Doku "Shoah" (1986) werden. Schließlich konnte Lanzmann das Ergebnis dieses Jahr unter großem Beifall in Cannes präsentieren.
Im regulären Spielfilmprogramm befinden sich etwa der Locarno-Gewinner „Historia de la meva mort“ von Albert Serra, "The Bay" von Oscar-Gewinner Barry Levinson oder das neue Werk des Südkoreaners Hong Sang-soo, "U ri Sunhi". Neben einem wiedererstarkten US-Independentkino mit Filmen von Andrew Bujalski und David Gordon Green sieht Hurch im Festivalprogramm ein diesmal auffallend starkes deutsches Kino mit Filmen von u.a. Harun Farocki und Klaus Lemke, dessen Film "Kein großes Ding" als Weltpremiere gezeigt wird.
Die Viennale und der österreichische Film
Im Vorjahr war es zu einem Eklat gekommen, als Ulrich Seidl nach Termin-Umstimmigkeiten mit der Viennale seine "Paradies"-Filme zurückzog und erklärte, österreichische Filme würden "in den Vorrabend verräumt". Hurch im Rückblick gegenüber dem KURIER: "Das war keine Kontroverse mit dem österreichischen Film, sondern zwischen mir und Ulrich Seidl - zwei sture Hunde. Ich werde mir das heuer schon vernünftig mit den Filmemachern ausmachen." Die Viennale könne aber kein "Wurlitzer, nach dem Prinzip 'Sie wünschen - wir spielen'" sein. "Ich verstehe, dass jeder Filmemacher für seinen Film das Beste will," so Hurch. Letztlich sei der österreichische Film aber nur ein Teil der Viennale, er fühle sich schließlich auch den internationalen Regisseuren gegenüber verantwortlich.
Stargast bleibt noch geheim
Das endgültige Programm der Viennale wird am 15. Oktober bekanntgegeben. Dann werde auch der diesjährige Stargast verraten. Davor bemühe man sich zudem noch um den neuen Woody-Allen-Film „Blue Jasmine“ mit Cate Blanchett, "einer der besten Filme Woody Allens seit langem", so Hurch bei der Pressekonferenz.
INFOS: www.viennale.at
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