Wolfgang Fellner sieht sich entlastet und moderiert ab morgen wieder
Wolfgang Fellner wird morgen wieder auf den Bildschirm zurückkehren, wie er am Dienstag gegenüber dem KURIER auf Anfrage erklärte. Zuvor hatte Fellners Mediengruppe Österreich per Aussendung mitgeteilt, dass die im Zuge der Belästigungsvorwürfe intern eingeleitete Compliance-Analyse der BDO beendet sei und "kein Fehlverhalten" des Medienmanagers festgestellt worden sei.
Fellner sieht sich entlastet
"Nachdem nun durch die Compliance Analyse von BDO alle im Raum stehenden Vorwürfe geklärt sind und vor allem geklärt ist, dass es keinen einzigen Vorwurf der sexuellen Belästigung gegen mich gibt und zusätzlich auch die Protokolle aller Zeugen-Aussagen in den ASG-Gerichtsverfahren vorliegen, die auch alle (!) eindeutig mich von jeder Form der sexuellen Belästigung freisprechen, werde ich ab morgen wieder FELLNER LIVE moderieren", so Fellner in einer Stellungnahme zum KURIER.
Damit beendet Fellner seine Bildschirmpause, die er Anfang Mai bis zur Klärung der Vorwürfe gegen ihn eingelegt hatte. Mit diesem Schritt war er offenbar einem Interviewboykott mehrerer hochrangiger Politikerinnen zuvorgekommen. Dass ihn Politikerinnen wie Grünen-Klubobfrau Sigrid Maurer, SPÖ-Frauenchefin und Vizeklubchefin Gabriele Heinisch-Hosek oder NEOS-Vorsitzende Beate Meinl-Reisinger, welche die Erklärung damals unterstützten, weiterhin boykottieren, glaubt Fellner nicht, wie er der APA sagte. "Das kann ich mir nach Vorliegen des Ergebnisses der Compliance-Analyse nicht vorstellen. Alle Vorwürfe sind in sich zusammengebrochen", so der Medienmacher.
Er finde die Vorverurteilungen der Politikerinnen bedauerlich und erachte eine Entschuldigung als angebracht. Sollte der Boykott dennoch aufrecht bleiben? "Ich denke, dass ich auf Sigrid Maurer verzichten kann", meinte Fellner.
"Keine einzige Wahrnehmung"
Die Compliance-Analyse der BDO habe "keine einzige Meldung zu einem Fehlverhalten oder einer sexuellen Belästigung durch Wolfgang Fellner ergeben", hieß es in der Aussendung der Mediengruppe Österreich - "mit Ausnahme der intern eingebrachten Beschwerde von Raphaela Scharf".
Die Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen Wolfgang Fellner sind für die Mediengruppe Österreich "durch übereinstimmende Zeugen-Aussagen eindeutig widerlegt". Für die Geschäftsführung sind "damit die Untersuchungen in dieser Causa abgeschlossen".
Bildschirmpause seit Mai
Zur Vorgeschichte: Zwei ehemalige Mitarbeiterinnen, Raphaela Scharf und Katia Wagner, werfen Wolfgang Fellner sexuelle Belästigung vor. Er streitet die Vorwürfe vehement ab, es laufen dazu mehrere Verfahren. Nach einem viel beachteten Interview der beiden Frauen auf Puls4 hatte Wolfgang Fellner Anfang Mai bis zur Klärung der Vorwürfe eine Bildschirmpause verkündet.
Im Mai wurde von der Mediengruppe Österreich eine Compliance-Analyse durch die BDO Gesellschaft in Auftrag gegeben, um den Vorwürfen nachzugehen. Diese Analyse sei mit 27. August abgeschlossen worden, wie in der Aussendung vom Dienstag mitgeteilt wurde.
Keine Interviews mit Scharf und Wagner
Für die Analyse der BDO sei ein Meldekanal über eine E-Mail-Adresse eingerichtet worden, über den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Vorfälle der sexuellen Belästigung oder Mobbing melden konnten. Zusätzlich seien Interviews mit der Belegschaft und Mitgliedern des Betriebsrats sowie Führungskräften geführt worden.
Vorgesehen seien auch Interviews mit Raphaela Scharf und Katia Wagner sowie deren Rechtsvertreter Michael Rami gewesen. Dieser hatte zuvor ebenfalls per Aussendung angeboten, der BDO zusätzliches Beweismaterial für die Untersuchung zur Verfügung zu stellen.
"Frau Scharf und Frau Wagner waren im Laufe des zweimonatigen Compliance Analyse trotz mehrerer zur Auswahl stehender Termine und mehrfacher Kontaktaufnahme mit dem Rechtsvertreter zu keiner Stellungnahme bereit. Auch die vom Rechtsvertreter abgekündigten Unterlagen wurden nicht übergeben", heißt es in der Aussendung.
Rami erklärte auf KURIER-Anfrage: "BDO Austria hatte ein Gespräch meiner Mandantinnen Raphaela Scharf und Katia Wagner entweder im Beisein der Rechtsanwältin von Herrn Fellner angeboten oder nur mit Mitarbeitern von BDO Austria. Das ergab für meine Mandantinnen keinen Sinn. Meine Mandantinnen haben vielmehr den Standpunkt vertreten, dass eine seriöse und unabhängige Untersuchung der Vorwürfe gegen Herrn Fellner nur durchgeführt werden kann, wenn auch tatsächlich unabhängige ExpertInnen beigezogen werden, insbesondere ExpertInnen für sexuelle Belästigung." BDO Austria war von Fellners Mediengruppe Österreich bezahlt worden.
Zu den Unterlagen sagte Rami: "Wir hatten angeboten, Unterlagen vorzulegen; der von BDO Austria angekündigte Zugang zu einer Austauschplattform wurde uns aber bis dato nicht gewährt, dh auf meine E-Mail vom 30. Juli kam keine Antwort."
Mehrere Verfahren laufen
Noch nicht endgültig geklärt wurden die Vorwürfe vor Gericht, wo mehrere Verfahren laufen: Raphaela Scharf hatte die Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen Fellner im Unternehmen angesprochen und war daraufhin entlassen worden, sie klagt auf Wiedereinstellung. Fellner klagt Scharf wiederum auf Unterlassung der Vorwürfe. Katia Wagner klagt Fellner nach einem Artikel in der Zeitung “Österreich” wegen übler Nachrede.
Kommentare