TV-Quoten 2020: ORF2 dominiert, Privatsender behaupten sich
Nach langer Wartezeit haben die TV-Sender am Montag ihre Marktanteile für 2020 veröffentlicht. Grund dafür war, dass die GfK Austria, die die Quoten-Messung für die Arbeitsgemeinschaft Teletest durchführt, über einen größeren Zeitraum fehlerhafte Reichweiten ausgewiesen hatte. Die Daten für das abgelaufene Jahr wurden zwischenzeitlich einem externen Audit unterzogen. Für die weiteren Jahre bis 2015 steht das, soweit es überhaupt möglich ist, noch aus.
Die AGTT-Auswertung zeigt nun: ORF2 war der Hafen für die Zuseher in diesem besonders unruhigen Jahr mit Pandemie und Terror und legt, was Zielgruppen betrifft, flächendeckend bei Marktanteilen zu. ORF1 baut bei jüngeren wie älteren Zielgruppen ab, liegt aber noch ein Stück weit vor den Privatsendern. ServusTV kann beim Publikum 12 Jahre und älter zulegen und sich hier größter österreichischer Privatsender nennen. Mit gleichem Recht tun das Puls4 und ATV in der werberelevanten Zielgruppe der 12- bis 49-Jährigen.
ORF
In der älteren Zielgruppe (12 Jahre und älter) kommt ORF2 auf einen Marktanteil von 22 Prozent – 2019 waren es 21,3 Prozent. ORF1 sinkt mit 8,2 Prozent erstmals auf einen einstelligen Wert (2019: 10,3). Bei den Privatsendern kommt das älter ausgelegte ServusTV auf 3,4 Prozent Marktanteil, nach 3,1 im Jahr davor.
In der werberelevanten, jüngeren Zielgruppe ist das „alte ORF2“ zum stärksten Sender geworden und überflügelt mit einem Marktanteil von 11,6 Prozent den nunmehr kleinen Schwesternsender ORF1 mit (10,5). Bei den österreichischen Privaten legen in diesem Infogetriebenen Jahr 2020 Puls4 auf 5,1 Prozent, ATV auf 4,5 und ATVII auf den neuen Jahresbestwert von 1,5 Prozent Marktanteil zu.
Rekordwert mit Lockdown I
Bemerkenswert: Der 15. März 2020, jener Sonntag, an dem die österreichische Regierung erstmals wegen Corona Ausgangsbeschränkungen verkündete, war der reichweitenstärkste ORF-2-Fernsehtag seit Beginn des Teletests 1991. Die auf allen vier ORF-Fernsehsendern durchgeschaltete „Zeit im Bild“ an diesem Tag kam auf 2,86 Millionen Zuschauer und 67 Prozent Marktanteil. Sie war damit die reichweitenstärkste TV-Sendung des Jahres.
Stärkste Nicht-Info-Sendung war der Herren-Slalom von Schladming mit 47 Prozent Marktanteil und 1,663 Millionen Zusehern, was gleichzeitig die Relevanz von Sport für ORF1 unterstreicht. Die stärkste Unterhaltungssendung war die "Opernball"-Eröffnung mit 1,366 Millionen (48 Prozent).
Süffisant merkt der ORF in seiner Aussendung an: Unter den 2000 stärksten Sendungen des Jahres 2020 finden sich 1997 ORF-Sendungen. Quasi ein Mutmacher für die schlechten Tage. Die gab es ein paar Mal zu viel: 2020 geht deshalb auch als das Jahr ein, in dem ORF1 die gesamten Hauptabend-Sendungen des Donnerstag auf Mittwoch verschob, weshalb es im Blätterwald kräftig rauschte.
Privatsender
Sport und Unterhaltung sind Themen, mit denen die Privatsender bestens mithalten können, wobei auch die Info-Komponente in Österreich deutlich stärker in deren Regel-Programmen ausgeprägt ist als etwa in Deutschland.
Für ServusTV war Dominic Thiem im Jahr 2020 die Quoten-Bank bei Jung und Alt: Österreichs Tennis-Superstar schaffte mit dem Finale Australian Open gegen Novak Djokovic eine Durchschnittsreichweite von 756.000, was einen gewaltigen Marktanteil von 45% (12 Jahre und älter) entsprach. Thiems Sieg bei den US-Open, naturgemäß auch eine Tagesrand-Veranstaltung in Österreich, erreichte fast 30 Prozent. Im Unterhaltungsbereich punkteten die Salzburger mit Kabarett wie etwa Monika Grubers "Wahnsinn" mit 473.000 (16 Prozent) oder mit "Letzter Kirtag – Der erste Altaussee-Krimi“ (31.10.) mit 464.000 (14 Prozent). Die ServusTV-Info hatte im November den Höchstwert mit einer durchschnittlichen Reichweite von mehr 200.000 Zusehern bei den Nachrichten.
Die werberelevanten Zielgruppe der 12- bis 49-Jährigen machte ATV im Hauptabend zum Sieger. Allen voran war (und ist) "Bauer sucht Frau" eine Bank. Die Hofwochen erreichten einen durchschnittlichen Marktanteil von 15,3 Prozent, der historische Höchstwert wurde mit 20,1 Prozent im Dezember erreicht. Im Herbst gibt es eine neue Staffel. Seher-Nachwuchs gab's auch bei "Teenager werden Mütter" mit einem Marktanteil von 13 Prozent bei den Jungen.
Bei Puls4 beginnt die Quoten-Pflege schon in aller Herrgottsfrühe mit "Café Puls" mit 27,4 Prozent.Die 17 Prozent Markanteil von "The Masked Singer Austria" stimmte die Verantwortliche soweit zufrieden, dass sie - diesmal mit Mirjam Weichselbraun - in eine zweite Staffel gehen wollen. Zum Dauerbrenner ist die Startup-Show "2 Minuten 2 Millionen" geworden mit über 10 Prozent Marktanteil. In der Europa League sorgte Rapid für den Höchstwert mit 360.000 Zusehern (gegen Arsenal)
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