Emily Cox: "Es geht immer um Ehrlichkeit"
Als Wikinger-Kriegerin Brida zu Beginn der neuen Staffel von „The Last Kingdom“ mit Kriegsbemalung erscheint, ist klar: Sie führt nichts Gutes im Schilde. Und auch Emily Cox meint über ihre Figur: „Meine Hoffnung ist, dass man ihr verzeihen kann.“
Seit Kurzem ist die fünfte und letzte Staffel der Wikinger-Serie „The Last Kingdom“ bei Netflix verfügbar und belegt dort aktuell einen Platz in den österreichischen Top Ten. Im Zentrum der Handlung: Uhtred (Alexander Dreymon) und Brida (Emily Cox), die im England des 9. Jahrhunderts zwischen Sachsen und Wikingern aufwachsen und ihre Identität finden müssen.
Die britische Serie war 2015 erstmals zu sehen, nach mehreren Jahren hieß es für Cox nun Abschied nehmen von Kolleginnen und Kollegen: „Das klingt vielleicht ein bisschen wie in einem schlechten amerikanischen Interview, wo immer alle sagen ,It was amazing‘“, schmunzelt die Schauspielerin. „Aber wir sind wirklich so zusammengewachsen. Es war eine sehr wertschätzende, schöne Atmosphäre“, erinnert sich Cox an die Dreharbeiten in Ungarn.
Mit der Figur der Brida hat die 37-jährige Wienerin – die u. a. in Marie Kreutzers „Die Vaterlosen“ und der Comedy-Impro-Serie „jerks.“ spielte – viel durchgemacht: „Da war erst diese sehr helle, sehr naive Seite der Figur. Zum Schluss dreht sie komplett durch und es kommt eine sehr dunkle, traurige Seite zum Vorschein.“
Es sei spannend gewesen, „neue Facetten von mir zu entdecken und die Brida in mir zu finden.“ Eine wilde und laute Seite habe die Schauspielerin auch – selbst, wenn sie diese nicht immer sofort zeige. Ob das in ihrem Job ein Nachteil ist? „Es geht da für mich um eine Form von Ehrlichkeit. Und ich glaube, das kann man sowohl auf eine schüchterne Art machen als auch auf eine laute. Das gilt generell für die Kunst – sei es Musik, Malerei oder Literatur: Es geht immer um Ehrlichkeit dem Leben gegenüber.“
Das viele Stunttraining, das Cox für die Kampfszenen in „The Last Kingdom“ absolvierte, kam ihr zuletzt bei einer Produktion zugute, bei der man es vielleicht nicht vermuten würde: Im Vorjahr drehte sie für den Kinofilm „Alma & Oskar“ und schlüpfte in die Rolle der Alma Mahler. „Ich sollte jemandem mit einem Stück Holz auf den Kopf schlagen. Die Szene ist aber erst am Drehtag bei den Proben entstanden und deswegen war kein Stuntmensch da“, erzählt die Reinhardt-Seminar-Absolventin. Also rief Cox kurzerhand beim Stuntman von „The Last Kingdom“ an: „Er hat mir am Telefon beschrieben, wo die härteste Stelle am Kopf ist und wo ich treffen soll.“ Mit Erfolg: Der Kollege ist nicht k. o. gegangen, wie die Mimin lachend versichert.
Eine andere Herausforderung war das Klavierspielen, das sich Cox von ihrer Mutter, einer Pianistin, beibringen ließ: „Ich habe dann für die Kamera die richtigen Tasten gedrückt, aber die Musik hat meine Mama eingespielt. Das fand ich total schön.“
2021 stand Cox auch für Wolfgang Murnbergers ORF-Krimi „Steirerstern“ vor der Kamera, wo sie eine Schlagersängerin spielte. In der ARD-Dramaserie „Vaterland“ gab sie eine Anwältin, deren Vater ein sexueller Übergriff vorgeworfen wird. Ein dichter, vielleicht sogar zu voller Terminkalender, wie Cox zugibt: „Es hat total Spaß gemacht, aber ich hatte keine Pause.“ Nun habe sie sich etwas Zeit für sich genommen. „Gleichzeitig bin ich dankbar und weiß, dass ich in einer sehr privilegierten Situation bin, dass ich so viel drehen darf.“ Brida und „The Last Kingdom“ hätten da „definitiv Türen aufgemacht“.
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