Neue Filme und Serien fürs verlängerte Wochenende gesucht? Hier gibt's die Kritiken zu den neuen Serien "Upload" und "Never Have I Ever" ("Noch nie in meinem Leben") sowie zur Beastie-Boys-Doku von AppleTV+.
"Upload": Auch nach dem Tod gibt's nichts gratis
Oma ist im Himmel, wird beim Familienessen erzählt, und das Gegenüber erwidert interessiert: In welchem?
Eine berechtigte Frage in der Serie „Upload“, ab morgen (Freitag) bei Amazon Prime Video zu sehen. Wir befinden uns im Jahr 2033, wo nach dem irdischen das virtuelle Leben wartet. Denn wer verstirbt, lässt sich einfach hochladen, in den Himmel nach Wahl – und finanziellen Möglichkeiten.
Der junge App-Entwickler Nathan (Robbie Amell) wird damit früher konfrontiert als gedacht. Er ist Ende 20, als er unter mysteriösen Umständen mit seinem selbstfahrenden Auto verunfallt. Und das, wo er noch gar nicht in seine Upload-Vorsorge investiert hat! Seine wohlhabende Freundin Ingrid (Allegra Edwards) hilft ihm aus und schickt ihn über den Familienaccount nach Lakeview – in den Himmel unter den Himmeln.
„Upload“ ist eine Mischung aus Science Fiction und Comedy, erdacht von Greg Daniels, der unter anderem für Serien wie „The Office“ und „Parks and Recreation“ bekannt ist. Die Grundidee von „Upload“ ist nicht neu, wirkt zeitweise wie eine etwas fröhlich und bunt geratene „Black Mirror“-Folge.
Die Charaktere sind recht simpel gezeichnet: Ingrid ist klischeehaft mit ihrer Schönheit beschäftigt und damit, Nathans Begräbnis als perfektes Event zu inszenieren (er selbst ist natürlich per Video-Anruf dabei). Man erahnt bald, wie es wohl zu Nathans unerklärlichem Unfall kommen konnte und dass er sich in Support-Mitarbeiterin Nora (Andy Allo) verliebt.
Doch die Welt von „Upload“ wurde mit viel Liebe zum humorvollen Detail gestaltet. Ein Steak à la Jamie Oliver kann man sich jederzeit mit dem 3-D-Drucker auf den Teller zaubern – vorausgesetzt die Kartusche mit dem Fett ist noch gut gefüllt. Manch ein Raum darf nur betreten werden, wenn man zuvor aus einer Reihe von Bildern jene auswählt, auf denen Katzen zu sehen sind (wie bei einem Sicherheitscaptcha im Netz).
Aber es bleibt nicht bei den kleinen Absurditäten des Alltags: Wer nicht genügend Geld für die Zeit als Upload gespart hat, der kann sich dort auch nichts leisten und darf etwa lediglich Bücher lesen, in denen nur die ersten fünf Seiten bedruckt sind. Der Kapitalismus lebt hier auch nach dem Tod weiter. (Nina Oberbucher)
Info: "Upload", ab 1. Mai bei Amazon Prime Video
"Beastie Boys Story" Die Geschichte von Kasperln und ihren Meisterwerken
Der von Regisseur Spike Jonze („Her“) für Apple TV+ umgesetzte Film ist die Geschichte von drei Typen aus New York, die in den Achtzigerjahren die ersten weißen Rapper waren, die ernst genommen wurden – obwohl sie sich anfangs als verrückte Punk-Kasperln inszenierten.
Nacherzählt wird die von Höhen und Tiefen geprägte Karriere in einer Art Live-Doku von den zwei verblieben Beastie Boys, Mike Diamond (Mike D) und Adam Horovitz (Ad Rock). Sie stehen auf der Bühne des Kings Theatre in Brooklyn und erinnern sich vor Publikum: Dabei machen sie sich über sich selbst lustig und betrachten ihr Schaffen mit genügend Abstand auch kritisch.
Der 2012 verstorbene Adam „MCA“ Yauch wird auf der großen Leinwand im Hintergrund zugespielt – zu sehen sind private Aufnahmen, Videos von Auftritten in Fernsehshows und Konzertmitschnitte.
Die „Beastie Boys Story“ ist ein gelungener, oft humoriger, auch für Fans informativer Vortrag über zu schnellen Erfolg, übers Hinfliegen und Aufstehen und das schnelllebige Musikbusiness – zwischen ihrem Bestseller-Debütalbum „Licensed to Ill“ und dem kommerziell gefloppten Nachfolger „Paul’s Boutique“ vergingen nur drei Jahre.
Es ist aber auch eine Geschichte über das von Adam Yauch erfundene Bass-Riff in „Sabotage“, über Zeilen wie „Fight for your right to party“ und über bedingungslose Freundschaft, die nichts trennen kann – nicht einmal der Tod. (Marco Weise)
Info: "Beastie Boys Story", aktuell bei AppleTV+
"Never Have I Ever": Mehr Party bitte, liebe Götter!
Der erste Tag im neuen Schuljahr ist schlimm genug. Für die 15-jährige Devi noch mehr als sonst: Im Vorjahr ist ihr Vater gestorben, daraufhin konnte sie ihre Beine nicht mehr bewegen und saß mehrere Monate im Rollstuhl. Und jetzt, nach den Sommerferien, werden sie alle an der High School anstarren.
Die Götter könnten ihr also ruhig ein bisschen entgegenkommen, erklärt die indisch-amerikanische Schülerin im Gebet, bevor sie ihre Wünsche aufzählt: Endlich mal auf eine Party mit Alkohol und Drogen möchte sie, weniger Haare auf den Armen wären toll und einen gut aussehenden Freund hätte sie auch gerne.
Nicht noch eine Teenie-Serie, ist man versucht, zu denken, doch „Never Have I Ever“ („Noch nie in meinem Leben“), aktuell bei Netflix zu sehen, gelingt es, die größten Klischees zu umschiffen und mit viel Witz (und auch Tragik) vom Teenagerdasein zu erzählen.
Devi ist nicht das klassische Genre-Mauerblümchen. Sie ist zynisch, temperamentvoll und wirft schon mal ihr Schulbuch aus dem geschlossenen Fenster. Sehr zum Missfallen der strengen Mutter, die gerne hätte, dass ihre Tochter sich zusammenreißt und die indischen Traditionen etwas mehr hochhält.
Doch Devi ist damit beschäftigt, die Trauer um ihren Vater zu verdrängen und von einer Katastrophe in die nächste zu stolpern. Humorvoll und rührend zugleich. (Nina Oberbucher)
Info: "Never Have I Ever", aktuell bei Netflix
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