"Killing Eve", "Das Boot", "After Life": So sind die neuen Staffeln
Fortsetzungen sind mitunter schwer – das zeigen die neuen Staffeln von "Killing Eve", "Das Boot" und "After Life".
"Killing Eve": Es wird schwermütig
Liebe kann schmerzhaft sein. Und hier ist sie es ganz besonders. Denn die ehrgeizige Geheimdienstagentin Eve Polastri (Sandra Oh, „Grey’s Anatomy“) und die verwöhnte Auftragskillerin Villanelle (Jodie Comer) haben die Angewohnheit, schon mal mit Messer oder Schusswaffe aufeinander loszugehen. Schließlich kämpfen sie für unterschiedliche Seiten – und können trotzdem nicht voneinander lassen.
Auch nicht in der neuen dritten Staffel von „Killing Eve“, die ab heute (Freitag) bei Starzplay zu sehen ist.
Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen den beiden Frauen begeistert Fans wie Kritiker. Sandra Oh erhielt für ihre Darstellung einen Golden Globe, Jodie Comer – die Britin wechselt in der Serie scheinbar mühelos zwischen unzähligen Sprachen und Akzenten – einen Emmy.
In jeder Staffel verantwortete eine andere Autorin die Drehbücher, die auf der Thriller-Reihe von Luke Jennings beruhen: Zunächst war es Phoebe Waller-Bridge („Fleabag“), in der dritten Staffel hat Suzanne Heathcote übernommen. Und da erscheinen zu Beginn alle ein wenig traumatisiert und benebelt.
Kaum überraschen dürfte, dass Eve den Angriff von Villanelle in Rom am Ende der zweiten Staffel überlebt hat. Dass eine professionelle Killerin nicht überprüft, ob ihr Opfer tatsächlich tot ist, scheint zwar nicht sehr glaubhaft. Aber irgendwie musste man Eve ja in die nächste Staffel bringen.
Die jobbt im koreanischen Restaurant ihrer Familie, lebt in einer chaotischen Ein-Zimmer-Wohnung und versucht, unter dem Radar zu bleiben. Ehemann Niko ist nach den Ereignissen, die er mitansehen musste, in der Psychiatrie gelandet. Eves Kollege Kenny hat dem Geheimdienst den Rücken gekehrt und versucht sich eher mäßig erfolgreich als Journalist. Und auch die sonst so wunderbar toughe Oberagentin Carolyn Martens (Fiona Shaw) hat unter einem neuen Vorgesetzten ihr Feuer verloren. Ein tragischer Vorfall in der ersten Folge weckt jedoch – entgegen aller Vorsätze – Eves Ermittlerinstinkt wieder zum Leben.
Villanelle ist indes frohen Mutes. Sie hat beschlossen, die Auftragskiller-Karriereleiter weiter nach oben zu klettern. Dafür begeht sie wieder perfekt inszenierte Morde, dieses Mal spielen unter anderem Paprikapulver und ein Clown-Kostüm eine Rolle. Als Villanelle erfährt, dass Eve doch noch am Leben ist, wird sie jedoch etwas unkonzentriert. Sie macht sich auf die Suche nach Eve – und wird fündig.
Von der elektrisierenden Spannung zwischen den beiden merkt man in den ersten vier Folgen, die der KURIER vorab sehen konnte, jedoch wenig. Die neue Staffel wirkt schwermütiger, wie auch die Protagonisten. Man kann ihnen das angesichts der Tragödien, die sich abspielen, auch nicht übel nehmen. Für etwas Erfrischung sorgen Neuzugänge wie Gemma Whelan (Yara Greyjoy in „Game of Thrones“) als Carolines bisher verschollene und unglaublich naive Tochter.
Nach wie vor ist „Killing Eve“ jedoch eine höchst spannende Serie. Eine vierte und letzte Staffel ist bereits bestätigt – diese Runde werden Eve und Villanelle also sicher noch überleben.
Info: „Killing Eve“, Staffel 3, ab Freitag bei Starzplay, u. a. via Amazon Prime
"Das Boot": Staffel 2 nimmt langsam Fahrt auf
In der ersten Staffel musste die Sky-Serie noch dem Vergleich mit dem Original-„Boot“ von Wolfgang Petersen standhalten, auch wenn die beiden wenig miteinander zu tun haben. Nun stellt sich wie bei jeder anderen Serie die Frage – was tun in Staffel zwei? (Wie es Schauspielern und Regisseuren beim Dreh ging, können Sie hier nachlesen).
Bei „Das Boot“ wurde für die Fortsetzung ein zusätzlicher Handlungsstrang eingeführt: Den deutschen Kaleu Klaus Hoffmann (Rick Okon) hat man in der ersten Staffel mitten auf dem Atlantik in einem Schlauchboot ausgesetzt. Wider Erwarten ist er, mehr oder weniger wohlauf, in den USA gestrandet.
Dort sucht er sich Hilfe bei Samuel Greenwood (Vincent Kartheiser) – jenem Geschäftsmann, den Hoffmann im Zuge eines Gefangenenaustausches bereits an Bord seines U-Bootes kennengelernt hatte. Während Greenwood siene Kontakte spielen lässt, um Hoffmann wieder zurück nach Deutschland zu bringen, fühlt der sich in New York zunehmend wohler. Und verliebt sich ausgerechnet in eine schwarze Jazz-Sängerin.
Natürlich gibt es auch wieder eine U-Boot-Mission – beziehungsweise sogar zwei. Der erfahrene Johannes von Reinhartz (Clemens Schick) übernimmt das Kommando der U-822, die mit geheimem Auftrag Richtung Amerika unterwegs ist. Doch mit von Reinhartz' NS-Treue ist es nicht weit her und er verfolgt eigene Pläne.
Als man an Land davon Wind bekommt, soll ein zweites U-Boot die Verfolgung aufnehmen: ausgerechnet die U-612 mit dem größenwahnsinnigen Kommandanten Ulrich Wrangel (herrlich verrückt: Stefan Konarske), der Hoffmann in Staffel eins seinem Schicksal auf dem offenen Meer überlassen hat.
Und dann wäre da noch der Widerstand im französischen La Rochelle, wo Simone Strasser (Vicky Krieps) und Margot (Fleur Geffrier) versuchen, einer jüdischen Familie zu helfen. Doch der gekränkte Gestapo-Mann Forster (herrlich böse: Tom Wlaschiha) hat ein Auge auf die beiden.
Bereits in Episode 2 gibt es eine Wendung, die man als Zuschauer erst einmal verdauen muss. Die Amerika-Szenen mit Hoffmann und Greenwood nehmen zudem viel Tempo raus, vor allem, weil sich hier die Handlung vornehmlich an actionarmen Orten wie Verhandlungstischen und in Jazz-Lokalen abspielt.
Wie in Staffel eins nimmt „Das Boot“ nach anfänglichen Längen aber doch langsam Fahrt auf. Auch, wenn man eine äußerst absurde U-Boot-Kampfszene mit einer nackten Crew über sich ergehen lassen muss. Die Szenen im klaustrophobischen Inneren der beiden Boote, wo Loyalität und physische Verfassung auf eine immer härtere Probe gestellt werden, sorgen aber wieder für Spannung.
Info: „Das Boot“, Staffel 2, ab Freitag bei Sky
"After Life": Wütender Witwer
Comedian Ricky Gervais ist bekannt für Kontroversen – bei seiner Eröffnungsrede als Moderator der Golden Globes Anfang des Jahres schaffte es der Brite innerhalb weniger Minuten, beinahe ganz Hollywood zu beleidigen.
Da ist ihm Tony, Protagonist der Netflix-Serie „After Life“, nicht unähnlich. Gervais hat nicht nur das Drehbuch geschrieben und die Regie übernommen, sondern spielt auch die Hauptrolle.
Tony versinkt nach dem Krebstod seiner Frau in Depression und Selbstmitleid. Das Einzige, was ihn zu erheitern scheint, ist, seine Mitmenschen zu verärgern. Das sorgte in Staffel eins trotz des tragischen Themas durchaus für unterhaltsame Momente.
Genauso wie Tonys skurriles Umfeld: Da wäre etwa der inkompetente Psychotherapeut, der lieber die neuesten Tweets checkt, anstatt seinem Klienten zuzuhören. Oder jene Kleinstadtparadiesvögel, über die Tony als Redakteur der lokalen Gratis-Zeitung berichten soll. Wer möchte nicht gerne von einem Jugendlichen lesen, der durch beide Nasenlöcher Flöte spielen kann?
Für die Fortsetzung ist Gervais aber offenbar nichts Neues mehr eingefallen. Trauer dauert lange und dass Tony nicht auf einmal ein lebensfroher Mensch geworden ist, war zu erwarten. Doch wenn sich die Figuren so wenig weiterentwickeln, braucht man eigentlich auch keine neue Staffel.
Info: „After Life“, Staffel 2, ab Freitag bei Netflix
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