"Das Boot" Staffel 2: Eine "Reise in den Wahnsinn"
Mit Windjacke und 50er-Sonnencreme im Gesicht stand Schauspieler Rick Okon vor etwas mehr als einem Jahr am Strand des britischen Städtchens Formby, nicht weit von Manchester. England wurde für den Dreh kurzerhand zu Amerika umfunktioniert, wo es Okons Serienfigur, den deutschen U-Boot-Kommandant Klaus Hoffmann, am Ende der ersten Staffel von „Das Boot“ hinverschlagen hat.
Eine spannende neue Umgebung für den Kaleu, wie Okon beim Setbesuch erklärte. Wie es mit ihm und den anderen Charakteren weitergeht, ist ab Freitag bei Sky zu sehen.
Mit der Serie hatten sich der Bezahlsender und die Produktionsfirma Bavaria an eine Neuinterpretation von Wolfgang Petersens Klassiker „Das Boot“ gewagt. Von Fans des Originals wie Kritikern hatten es zunächst Bedenken gegeben, ob man einen so großen Namen überhaupt angreifen dürfe.
Doch der Erfolg gab den Machern recht: Die Serie wurde in über 100 Länder verkauft und im Vorjahr unter anderem mit einer Akademie-ROMY ausgezeichnet. Mehr als 26 Millionen Euro soll die erste Staffel gekostet haben. Wie viel es bei der zweiten waren, wollten die Produzenten nicht verraten. Günstiger sei es aber nicht geworden.
Wettlauf auf hoher See
Die neuen Folgen zeigen nicht nur zusätzliche Handlungsstränge, sondern auch neue Gesichter. Neben Hoffmanns Abenteuer in New York gibt es nun etwa zwei U-Boote. Eines davon verlässt unter dem Kommando von Johannes von Reinhartz (Clemens Schick) im Dezember 1942, mitten im Zweiten Weltkrieg, den Hafen von La Rochelle.
Weil dieser sich aber bald nicht mehr meldet und man eine Verschwörung vermutet, wird ein zweites Boot unter dem Kommando von Ulrich Wrangel (Stefan Konarske, eben erst in „Freud“ zu sehen gewesen) hinterhergeschickt. Ein Wettlauf auf hoher See beginnt.
Währenddessen unterstützt Übersetzerin Simone Strasser (Vicky Krieps) an Land weiterhin den französischen Widerstand, was Gestapo-Mann Hagen Forster (Tom Wlaschiha) auf den Plan ruft.
Für den Schauspieler eine spannende Herausforderung: „Langsam merkt Forster, was ihm diese Ideologie, der er anhängt und von der er völlig überzeugt ist, an Handlungen und Entscheidungen abverlangt. Es gibt eine immer größere innere Zerrissenheit in der Rolle“, erzählt Wlaschiha kurz vor dem Start der zweiten Staffel dem KURIER. „Forster geht mental an immer dunklere Ecken. Da schauspielerisch etwas zu finden, damit das Ganze glaubhaft wird, war schon teilweise anspruchsvoll.“
Platzprobleme
Die Regie hatte in der ersten Staffel bei allen acht Episoden der Österreicher Andreas Prochaska (u. a. „Das finstere Tal“) übernommen. Nun haben sich Matthias Glasner („Blochin“) und Rick Ostermann („Wolfskinder“) diese Arbeit geteilt – auch zu zweit eine Mammutaufgabe, wie sie im Gespräch mit dem KURIER erklären.
„Jetzt, wo ich gemerkt habe, was nur die Hälfte der Arbeit mit mir gemacht hat, ist die Vorstellung, dass Andreas das alles alleine gestemmt hat, einfach unfassbar. Ich weiß nicht, wie er das geschafft hat“, meint Ostermann. Vor allem die Enge im (Modell-)U-Boot machte den Regisseuren zu schaffen: „Ich hatte eine Woche am Stück nur Szenen im U-Boot-Kontrollraum. Allein die Frage, wo du die Kamera hinstellst! Das war eine Herausforderung, die ich super fand.“ Gedreht wurde neben England auch in Prag, Malta und La Rochelle.
Gefühlsmäßig wird es laut Regisseur Glasner in den neuen Folgen noch düsterer: „Bei einer zweiten Staffel hat man manchmal das Problem, dass es ,more of the same‘ ist, und das war hier eindeutig nicht der Fall. Man konnte gut mit den Figuren weiter in den Wahnsinn gehen“, so Glasner. „Und in allen großen Kriegsfilmen geht es ja um Reisen in den Wahnsinn.“
Info: „Das Boot“, Staffel 2, ab 24. April immer freitags um 20.15 Uhr in Doppelfolgen auf Sky One sowie auf Abruf. Mit Rick Okon, Tom Wlaschiha, Vicky Krieps, Vincent Kartheiser, Franz Dinda, Stefan Konarske, Robert Stadlober. Neu mit dabei sind u. a. Clemens Schick, Thomas Kretschmann, Rochelle Neil und Ulrich Matthes.
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