Neuer Stoff fürs Bingewatching gesucht? Der KURIER hat sich u. a. "Run" angesehen.
"Run": Eine SMS mit Folgen
Fans der britischen Serie „Fleabag“ haben sehnsüchtig darauf gewartet. Diese Woche startete „Run“ bei Sky, das jüngste Projekt von Phoebe Waller-Bridge. Also zumindest ein bisschen.
Die „Fleabag“-Schöpferin, die unter anderem an der Thriller-Serie „Killing Eve“ mitwirkte und zuletzt den Auftrag hatte, das Drehbuch für den neuesten „James Bond“ aufzupeppen, fungierte bei „Run“ als ausführende Produzentin und hat auch einen kleinen Gastauftritt. Regie führte ihre langjährige Freundin Vicky Jones, die auch das Theaterstück von „Fleabag“ inszenierte.
So weit die Ausgangslage.
Im Zentrum von „Run“ stehen aber die Mittdreißiger Ruby (Merritt Wever, „Unbelievable“) und Bill (Domhnall Gleeson, „Star Wars“), die zu Studentenzeiten ein Paar waren und als das Ganze in die Brüche ging, einen Pakt geschmiedet haben: Sollte einer der beiden eine SMS mit den Worten „Run“ schicken und der andere innerhalb von 24 Stunden antworten, würden sie sich im nächsten Zug treffen, der New York verlässt, und gemeinsam Amerika erkunden.
14 Jahre nach ihrem letzten Treffen wird die Abmachung in die Tat umgesetzt: Bill sendet das vereinbarte Notsignal und Ruby lässt kurzerhand Familie und Yogamatte zurück. Doch das Wiedersehen verläuft natürlich anders als erwartet.
Nach dem anfänglichen Knistern wird Ruby und Bill ziemlich schnell bewusst, dass sie keine 19 mehr sind. Und während die nordamerikanische Landschaft an den zwei Spontanreisenden vorbeizieht, meldet sich auch immer wieder die Realität in Form von besorgten Anrufen: Rubys unsympathischer Ehemann ist mit den Kindern überfordert und weiß nicht, ob seiner Gattin etwas zugestoßen ist oder sie doch eine Affäre hat. Bill hat Karriere als Motivationsredner gemacht und hat Stress mit seiner übereifrigen Assistentin.
Zunächst sieht alles nach Liebeskomödie aus, es gibt vielsagende Blickwechsel, peinliche Annäherungsversuche, spaßige Verfolgungsrennen durch den Zug. Doch spätestens nach ein paar Folgen verlässt „Run“ den angedeuteten Pfad und man findet sich in einem Thriller wieder. Als Zuschauer ahnt man zu keinem Zeitpunkt, in welche Richtung sich die Serie weiterentwickelt. Das kann man spannend finden, wirkt jedoch stellenweise unentschlossen. Gespickt ist die temporeiche Serie mit schrägem Humor, den Fans von Phoebe Waller-Bridge teilweise wiedererkennen werden. Ein kurzweiliges Vergnügen, ein zweites „Fleabag“ darf man sich aber nicht erwarten.
Info: „Run“ ist bei Sky zu sehen.
"Betonrausch": Hochstapelei kommt vor dem Fall
Eben noch hat er mit seinen Freunden eine rauschende Party in seiner Villa gefeiert, dann sitzt Viktor (David Kross) im Gefängnis. Wegen Korruption, Geldwäsche, Steuerhinterziehung.
Gemeinsam mit seinem Kumpel Gerry (Frederick Lau) sowie Bankberaterin und „Love Interest“ Nicole (Janina Uhse) hat Viktor sich ein System ausgedacht, um Menschen mit wertlosen Immobilien über den Tisch zu ziehen.
Das geht eine ganze Zeit lang gut, das Trio lebt in Saus und Braus und Viktor gelingt es, die Dämonen aus der Vergangenheit mit seinem Geld zu vertreiben: Sein schlimmster Feind ist seit Kindertagen nämlich das Finanzamt, das seinem Vater das letzte Ersparte geraubt und so die Ehe seiner Eltern zerstört hat. So hat es Viktor jedenfalls in jungen Jahren erlebt.
Nur eine von vielen recht einfachen Erklärungen im neuen deutschen Netflix-Film „Betonrausch“. Regie führte Cüneyt Kaya („Asphaltgorillas“), der auch das Drehbuch schrieb und sich wohl von Martin Scorseses „Wolf of Wall Street“ inspirieren ließ. An dieses Vorbild kann der Film freilich nicht anschließen, Frederick Lau ist als überdrehter Hochstapler aber recht unterhaltsam.
Info: „Betonrausch“ ist ab heute (Freitag) bei Netflix verfügbar.
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