Mini-Serie "Years and Years": Familiensaga trifft "Black Mirror"
Trump bekommt eine zweite Amtszeit, Persönlichkeiten lassen sich in der Cloud abspeichern, Schmetterlinge sind längst ausgestorben.
In dieser düsteren Welt spielt „Years and Years“, seit dieser Woche bei Starzplay zu sehen. In sechs Folgen erzählt die Mini-Serie von HBO und BBC von einer erschreckend plausiblen nahen Zukunft, anschaulich gemacht am Schicksal der Familie Lyons aus Manchester.
Über eine Spanne von 15 Jahren werden die vier erwachsenen Geschwister Stephen, Daniel, Edith und Rosie, ihre Kinder und Partner sowie Großmutter Muriel begleitet. Das weltpolitische Chaos, das sich in diesem Zeitraum zuspitzt, erleben sie nicht nur als Hintergrundrauschen aus den TV-Nachrichten, stattdessen bekommen die Lyons die Konsequenzen daraus am eigenen Leib zu spüren.
Ein wenig Boris Johnson
Die Verschärfung der Flüchtlingspolitik beschäftigt etwa Daniel (Russell Tovey), dessen Freund in die Ukraine abgeschoben werden soll, wo er als Homosexueller verfolgt wird. Als Trump eine Atombombe über China abwirft, wird Polit-Aktivistin Edith unfreiwillig zur Augenzeugin. Ein Bankencrash bringt Stephens (Rory Kinnear) Existenz in Gefahr.
Und Rosie, die Jüngste der Geschwister, wird zur Anhängerin der kontroversen Politikerin Viv Rook (herrlich: Emma Thompson), die ein wenig an Boris Johnson erinnert und mit polarisierenden Ideen auf Stimmenfang geht: Was, wenn man erst nach Bestehen eines IQ-Tests wahlberechtigt wäre?
Auch für die Technologien der Zukunft hat „Years and Years“ spannende Szenarien anzubieten: Emojis kann man in der Serie direkt vor dem eigenen Gesicht tragen und Teenager Bethany erklärt gar, transhuman zu sein: Sie will künftig nur noch digital weiterleben, sprich ohne Körper.
Temporeiche Zeitreise
Damit all diese Geschichten erzählt werden können, müssen bei Familie Lyons äußerst diverse Charaktere, Lebensmodelle und Weltanschauungen vertreten sein, die sich in der Konzentration vermutlich selten in einer einzigen Familie wiederfinden.
Auch wenn es zeitweise etwas pathetisch wird, gelingt Serienschöpfer Russell T Davies (u. a. „Doctor Who“) eine fesselnde, emotionale und temporeiche Zeitreise, die stellenweise an „Black Mirror“ erinnert. Empfehlung!
Starzplay ist via Amazon Prime Video verfügbar.
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