Serien der Woche: Ein neuer Papst und Al Pacino als Nazi-Jäger
"The New Pope": Blinkende Kreuze, High Heels tragende Nonnen
Das Treiben im Vatikan ist derzeit omnipräsent. Während Netflix kürzlich mit „Die zwei Päpste“ einen gelungenen Beitrag mit Starbesetzung ablieferte, legt nun Sky mit einer weiteren Erzählung aus der Machtzentrale der Katholischen Kirche nach: „The New Pope“, die Fortsetzung der Mini-Serie „The Young Pope“, ist am Donnerstag bei Sky gestartet. Alle neun Folgen sind wieder von Paolo Sorrentino inszeniert, der dafür auch das Drehbuch beigesteuert hat.
Der für sein Sittengemälde „La Grande Bellezza – Die große Schönheit“ mit einem Oscar gekrönte Neapolitaner gehört zu einem der mutigsten Regisseure der jüngeren Filmgeschichte. Sein Fokus liegt dabei stets auf den Bildern, die er gerne mit opulentem Interieur und unkonventionellen Ideen anreichert.
Davon mangelt es auch in „The Young Pope“ nicht. In dieser 2016 bei den Filmfestspielen in Cannes zum ersten Mal vorgestellten und mit einem Golden Globe ausgezeichnete Serie setzt Sorrentino den Schauspieler Jude Law an die Spitze der Kirche, der dann einen jungen, Coke mit Kirsch-Geschmack trinkenden und rauchenden Pius XIII gibt: hübsch, exzentrisch, machtbewusst und unberechenbar. Aber leider nicht liberal genug.
Das sich daraus entwickelte Kammerspiel über Macht und Manipulation endet für den Papst im Koma.
Doch das Spiel ist noch nicht aus. Denn der charismatische Pontifex erscheint in der zweiten Staffel in den Träumen und Visionen der Kardinäle. Aber da Schäfchen ohne Anführer zum Problem werden können, beschließt der einflussreiche Kardinalstaatssekretär Angelo Voiello (Silvio Orlando) in der ersten von zehn neuen Episoden von „The New Pope“, dass ein Konklave einberufen werden soll.
Sein Hauptanliegen bei der Wahl des neuen Papstes: Den argentinischen Kardinal Hernandez (Silvio Orlando in einer Doppelrolle) zu verhindern, dem er unter anderem vorwirft, pädophile Priester gedeckt zu haben.
Nach einigen mysteriösen Zwischenfällen und einem unerwünschten Übergangspapst (Marcello Romolo) gelingt es dem Strippenzieher Voiello, den britischen Aristokraten Sir John Brannox auf dem Papststuhl zu platzieren. Der smarte und kultivierte John nimmt den Namen Johannes Paul III. an. Zunächst scheint er der perfekte Papst zu sein, doch Johannes Paul III verbirgt einige dunkle Geheimnisse.
Gespielt wird das neue Oberhaupt der Kirche von John Malkovich. Bis dieser aber in Erscheinung tritt, dauert etwas zu lange, da sich Sorrentino in Details verliert.
Die Bilder, die er dabei zeigt, sind trotzdem einmalig: Der Pontifex bei witzigen wie skurrilen Audienzen mit Marilyn Manson und Sharon Stone, die beinahe für einen „Basic Instinct“-Moment sorgt. Junge Nonnen (darunter Nora von Waldstätten als rebellische Schwester Lisette) verwandeln ihren Schlafsaal nach der verordneten Bettruhe in einen Tanztempel samt neonfarbenem Disco-Kreuz. Zu elektronischen Beats („Good Time Girl“ von Sofi Tucker) geht dort, wo vorher noch andächtig gebetet wurde, ordentlich die Post ab. Huch!
Aber bloß keine Aufregung: „The New Pope“ ist zwar manchmal unchristlich, oft satirisch, durchaus erotisch, aber frei von aller Gotteslästerung. (Marco Weise)
„The New Pope“ ist auf Sky X und Sky Q abrufbar.
"Hunters": Eine skurrile Truppe auf Rachefeldzug
Mit 79 Jahren feiert Al Pacino eine Schauspiel-Premiere: In „Hunters“ hat der legendäre Mime seinen ersten Auftritt in einer regulären Serie. Darin gibt er den gewitzten Meyer Offerman, einen jüdischen KZ-Überlebenden, der im New York der 70er Jagd auf untergetauchte Nazis macht.
Für sein Vorhaben hat er sich eine bunte Truppe zusammengestellt, u. a. bestehend aus einem stoischen Vietnam-Veteranen, einer gewaltbereiten Nonne und einem eitlen Schauspieler (amüsant: „How I Met Your Mother“-Darsteller Josh Radnor). Dazu stößt Jonah (Logan Lerman), ein junger Nerd, der vor Kurzem den Mord an seiner jüdischen Großmutter mitansehen musste. Der brutale Rachefeldzug der „Hunters“ ruft in ihm jedoch Gewissenskonflikte hervor.
Eine Mischung aus Superhelden-Geschichte und Quentin Tarantino, mit einigen Längen. (Nina Oberbucher)
„Hunters“ ist bei Amazon Prime Video zu sehen.
Was sonst noch läuft: "Work in Progress"
Comedy-Serie: Die lesbische Mittvierzigerin Abby McEnany (sie selbst) leidet an Depressionen und Ängsten. Da beschließt sie ein Experiment: Wenn sie ihr Leben nach 180 Tagen nicht auf die Reihe bekommen hat, will sie es beenden. Zu sehen bei Sky.
"Gentefied"
Comedy-Serie: Drei mexikanisch-amerikanische Cousins kämpfen in Los Angeles mit Identität, Klassenkampf und dem Taco-Shop ihres Großvaters. Verfügbar bei Netflix.
"Das Letzte, was er wollte"
Politthriller: Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Joan Didion: Journalistin Elena (Anne Hathaway) gerät bei einer Recherche in eine Militärintrige. U. a. mit Willem Dafoe und Ben Affleck, bei Netflix.
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