Startschuss für ORF-Wahl: "Generaldirektor_Generaldirektorin" gesucht

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Inserat erschien in einigen Printmedien im gesamten deutschsprachigen Raum. Ausschreibungsende am 28. Juli

Der Countdown läuft: Am Mittwoch ist die Ausschreibung für den ORF-Chefposten durch den Stiftungsratsvorsitzenden Norbert Steger (FPÖ) erfolgt. Als ob sich die Medienwelt nicht weitergedreht hätte, beinhaltet der Ausschreibungstext keine Neuerungen gegenüber der Ausschreibung von vor fünf Jahren – einzig, dass der Text gegendert ist und demnach „der Generaldirektor_die Generaldirektorin“ ab 1. Jänner 2022 und für fünf Jahre gesucht wird, verweist in die Jetztzeit. Insofern ist das Inserat auch ein Dokument des Stillstandes.

Ausschreibung

In der Ausschreibung heißt es:

"Die mit dieser Funktion verbundenen Aufgaben erfordern umfassende Kenntnisse über:

-- Unternehmensführung,

-- elektronische Medien (insbesondere TV, Radio und Online) einschließlich deren programmlicher und wirtschaftlicher Grundlagen,

-- die rechtliche Stellung und die Aufgaben des ORF sowie die Befähigung zur Übernahme komplexer und verantwortungsvoller Führungsaufgaben.

Für die Bestellung wird insbesondere auf den Nachweis einer entsprechenden Vorbildung oder einer fünfjährigen einschlägigen oder verwandten Berufserfahrung und die gesetzlichen Ausschließungsgründe hingewiesen (§ 26 ORF-Gesetz)."

Gefordert werden zudem u. a. ein Konzept zur mittel- und langfristigen Entwicklung des ORF als öffentlich-rechtliches Medienunternehmen, Vorschläge zu den "Direktoren_Direktorinnen" sowie Vorstellungen zur Vertragsgestaltung. "Für Dienstag, den 10. August 2021, wird ein Hearing mit den Bewerbern_Bewerberinnen in Aussicht genommen."

Nachnominierung möglich

Die entsprechenden Inseraten erschienen auf der ORF-Homepage sowie in den Tageszeitungen Standard, Presse, Wiener Zeitung, Neue Zürcher Zeitung und Frankfurter Allgemeine Zeitung. Dass sich jemand aus dem deutschsprachigen Ausland bewirbt, erwartet kein Branchenkenner ernsthaft und war zuletzt auch nicht der Fall. Die Ausschreibung endet am 28. Juli um Mitternacht. Bis 3. August können allerdings Stiftungsräte weitere Bewerber nachnominieren. Prominentestes Beispiel dafür ist der amtierende ORF-Langzeit-Generaldirektor Alexander Wrabetz, der diesen Schachzug bei seiner ersten und erfolgreichen Kandidatur spielte.

Wrabetz hat bislang auch als einziger angekündigt, sich erneut bewerben zu wollen. Die Bewerbung selbst wird er allerdings, wie er im KURIER-Interview ankündigte, erst spät abgeben. ORF-Channel-Managerin Lisa Totzauer hat öffentlich gemacht, dass sie "überlegt". An der Gerüchtebörse wird am ehesten Roland Weißmann, ORF-Vizefinanzdirektor und Chefproducer Fernsehen als potenzieller Gegenkandidat gehandelt.

Mehrheit oder nicht

Für die Mehrheit im 35-köpfigen Stiftungsrat sind 18 Stimmen notwendig. Bei Gleichstand entscheidet das Votum des Stiftungsratsvorsitzenden. Die Mitglieder des obersten ORF-Aufsichtsgremiums werden von Regierung, Parteien, Bundesländern, ORF-Publikumsrat und Betriebsrat nominiert und sind - abgesehen von wenigen Ausnahmen - seit jeher in parteipolitischen „Freundeskreisen“ organisiert.

Der ÖVP werden 16 Stiftungsräte zugezählt, mit weiteren zwei bis drei türkis-nahen unabhängigen Räten kommt sie auf eine Mehrheit im obersten Gremium. Die SPÖ ist mit fünf, die FPÖ mit vier und die Grünen mit drei Gremienmitgliedern vertreten. Die NEOS stellen eine Rätin. Der Kärntner Stiftungsrat Siggi Neuschitzer wurde einst von den Freiheitlichen bestellt und später von der SPÖ-geführten Landesregierung verlängert. Komplettiert wird die Runde durch fünf Unabhängige, bestehend aus drei Betriebsräten und zwei von der türkis-grünen Regierung gemeinsam nominierten Personen.

 

 

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