Alexander Wrabetz geht ohne Plan B in die vierte ORF-Wahl

Einmal ging Alex schon zum Regenbogen: Bei seiner ersten Kür 2006 stimmten SPÖ, FPÖ, Grüne, BZÖ und Unabhängige für Wrabetz
Der 61-Jährige will als ORF-General verlängern. Ein Gespräch über Motivation, Kritik am Führungsstil und Konkurrenz aus dem Haus

Alexander Wrabetz verließ eben als Erster die Deckung, der 61-Jährige will sich im August zum vierten Mal der ORF-Chef-Kür stellen. Frei nach der Devise: Einmal geht's noch - wenn auch nicht leicht.

KURIER: Nach 23 Jahren in ORF-Spitzen-Jobs, davon 15 Jahre als Generaldirektor, bewerben Sie sich jetzt um eine vierte Funktionsperiode als GD. Gibt's keine anderen Jobs?

Alexander Wrabetz: Ich bewerbe mich, weil ich den ORF gerne in einer der wichtigsten Phasen der letzten Jahrzehnte führen würde, und um die drei wichtigsten Projekte für seine Zukunft zu gestalten. Das eine ist die Finalisierung des neuen Standorts, damit verbunden ist ein neues Arbeiten insbesondere für die ORF-Journalistinnen und Journalisten. Ein weiteres ist ein digitaler Entwicklungsschub mit dem ORF-Player, der den ORF auf die mediale Plattform-Welt vorbereitet. Das ist eine spannende und wichtige Aufgabe, die ich gerne erfüllen würde.

Sie sind sehr früh aus dem Startblock raus. Habe Sie keine Bedenken, dass es ein Fehlstart ist.

Die einen meinen, es sei zu früh, die anderen sagen zu spät. Ich glaube, dass es richtig war, drei Monate bevor die Entscheidung gefällt wird, dem Stiftungsrat mitzuteilen, dass man zur Verfügung steht. In einer Aktiengesellschaft passiert das gemeinhin ein Jahr davor. Dass ich mich grundsätzlich mit der Überlegung, den Vertrag zu verlängern, trage, war ja kein Geheimnis.

Das Bestellungsprozedere, das kennen Sie aus eigener Erfahrung sehr gut, läuft nicht ohne politische Nebengeräusche. Hier ist nun der „rote“ Wrabetz, dort der „türis“ dominierte Stiftungsrat. Spekulieren Sie mit einem Kreisky-Bacher-Modell mit umgekehrten Vorzeichen?

Ich glaube - auch in Anbetracht der Diskussionen um Bestellungen im öffentlichen Bereich  -, dass es diesmal besonders auf die Entscheidung jedes einzelnen Stiftungsrates ankommen wird und dass sie diese nach bestem Wissen und Gewissen treffen werden. Wir tragen ja auch am Ende die Verantwortung: Herausforderungen der Post-Pandemie-Zeit, Standort-Projekt fertigstellen, Zukunftsprojekte anstoßen - wenn da eine falsche Entscheidung getroffen wird, sind schnell mal 50 oder 70 Millionen Euro weg. Auch daher gehe ich davon aus, dass die Stiftungsräte nach sehr, sehr sachlichen Kriterien und unbeeinflusst von der Politik ihre Entscheidung treffen werden. Ich spekuliere da nicht darauf, sondern ich vertraue darauf. 

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