ORF-Chef Weißmann: "Barbara Karlich wird bald wieder im Fernsehen auftauchen"

Roland Weißmann
Der Generaldirektor über den Song Contest in Wien, Budgetprobleme, den Ö3-Wecker und das TV-Comeback von Barbara Karlich sowie die ORF-Wahl.

Der Eurovision Song Contest 2026 in Wien und die mögliche Teilnahme Israels beschäftigen auch ORF-Generaldirektor Roland Weißmann. „Es ist jeweils der öffentlich-rechtliche Sender eines Landes – KAN im Fall von Israel –, der am ESC teilnimmt. Ich persönlich würde das sehr begrüßen“, sagte der ORF-Chef bei einem Journalistengespräch. KAN steht wegen seiner kritischen Berichterstattung unter (auch wirtschaftlichem) Druck der rechtsreligiösen Netanjahu-Regierung. 

Weißmann räumt ein, dass es in der EBU (Europäische Rundfunkunion) „eine laufende Diskussion“ gibt. „Als ORF und als Gastgeberland hoffe ich, dass Israel teilnehmen wird. Ganz klare Botschaft.“ Letztlich „entscheidet aber die EBU“. Und das wohl im Dezember.

ESC-Budget als Herausforderung für den ORF

In Österreich beschäftigt man sich indes damit, woher der ORF das Geld für den ESC nimmt – oder besser nicht nimmt. Die Rede ist von maximal 20 Millionen. „Dem würde ich nicht widersprechen“, bestätigt Weißmann. 

Kolportiert wird, dass Film- und Kulturschaffende bereits vor Budgetumschichtungen warnen. Weißmann: „Ich verstehe diese Diskussion gar nicht. Man sollte sich freuen, dass Österreich in der Welt zur Bühne wird.“ Ohnehin gelte das Sparen für alles im ORF – trotzdem werde man auch in Zukunft der größte Unterstützer für Kunst und Kultur bleiben. Und: „Ich war und werde immer ein großer Befürworter der heimischen Filmwirtschaft sein“, sagt der Linzer.

Vier-Jahres-Plan

Den Überblick über die vielen Sparaufträge zu behalten, die die letzten Regierungen dem ORF direkt oder indirekt erteilt haben, ist nicht einfach. Um die zu meistern und Flexibilität zu erhalten, erstellt die ORF-Führung nun nicht bloß ein Jahres-, sondern ein Vier-Jahres-Budget als einen Pfad, wie es sich ausgehen kann. „Wir werden alle Schritte setzen, die notwendig sind“, so Weißmann. 

Idealerweise merke es das Publikum nicht. „Mir ist wichtig zu betonen, dass wir fürs Publikum das weitermachen, was wir jetzt erfolgreich tun: Programm, Programm, Programm“, sagt der General unter Verweis auf die neue TV-Saison und gute Quoten in den vergangenen Monaten.

Der Dauersparkurs mache aber die Belegschaft „ein bisschen mürbe“, weiß der ORF-Chef. Die neue Lohnrunde hat schon begonnen. In den letzten drei Jahren gab es im ORF mit die niedrigsten Gehaltsabschlüsse im Land. Und „ehrlicherweise müssen wir so weitertun“. Einsparungen soll auch das laufende Handshake-Programm bringen. Verhindert werden soll aber, dass da Know-how verloren geht.

Blätterrauschen

Für Blätterrauschen gesorgt hatten jüngst die Abgänge von Birgit Fenderl und Claudia Reiterer. In Interviews gab es Kritik am Umgang mit über 50-jährigen Frauen – vor Jahren, aber auch jetzt. „Ich wäre der Erste, der aufschreit, wenn ich sehen würde, dass es dieses Problem gibt“, betont Weißmann. Beide hätten den ORF freiwillig verlassen. „Ich kann es nicht ganz nachvollziehen. In der Information gibt es mehr Frauen über 50 als Männer, die moderieren.“ Und er kündigt ein Comeback an: „Barbara Karlich wird bald wieder im Fernsehen auftauchen“ – in neuer Rolle.

Chef-Vertrauen in neue "Ö3 Wecker"-Team

Betroffen zeigte sich Weißmann vom vorzeitigen Abgang Robert Kratkys. „Ich hätte ihn gern noch gehabt.“ Die neuen „Wecker“-Teams haben aber das Vertrauen des ORF-Chefs.  „Wir sind ein Hort an Legenden, bei denen das Publikum meint, sie sind unersetzbar, und die das zum Teil auch selbst glauben.“ Der ORF und Ö3 müssten sich aber immer wieder neu erfinden. Das habe auch Kratky so gesehen. Dabei geht’s auch um viel Geld – Ö3 trägt ein Drittel zu den Werbeeinnahmen bei.

Halbgute Nachrichten gibt’s von der ORF-Beitragsstelle (OBS). Von 4,1 Millionen Haushalten seien 150.000 Haushalte „nicht gut serviciert“ worden. Die neue interimistische Geschäftsführung arbeite nun die Probleme auf. „Eine gewisse Baustelle“ werde noch drei bis sechs Monate bestehen, so Weißmann.

Millionen beim Standortprojekt gespart

Mit letzten Beschlüssen heuer kommt das 2012 begonnene Projekt Medienstandort Küniglberg (MSO) dem Ende nahe. Trotz kräftiger Inflation bleibt es deutlich unterm Planbudget von 303,4 Millionen. 

Nachgelagerte Maßnahmen, etwa im Eingangsbereich, werden aus Spargründen aufgeschoben. Jüngst dort bei einer Palästina-Solidaritätsaktion offenkundig gewordene Sicherheitsmängel habe man „ad hoc behoben. Aber das Thema ist noch nicht zu Ende.“

Wiederantreten von Weißmann offen

Im Sommer 2026 wird die ORF-Führung neu bestellt. Weißmann: „Bei all den Herausforderungen ist jetzt nicht die Zeit, Wahlkampf zu führen. Wenn jemand glaubt, es tun zu müssen – Frühstart ist Fehlstart.“ 

Über eine erneute Bewerbung sagt der 57-Jährige: Nach den Olympischen Winterspielen und dem ESC werde „ich in mich gehen und das dann kundtun“.

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