Vorliegende ORF-Gagen-Liste bestätigt: Ö3-Mann Kratky ist Top-Verdiener

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Blaue Personalreserve in den Top Ten. Generaldirektor Weißmann schränkt nun Zuverdienst-Möglichkeiten ein.

Sonntagabend, wie gesetzlich vorgegeben, übermittelte der ORF erstmals seinen „Transparenzbericht“ ans Bundeskanzleramt. Brisantester Teil dessen ist die Liste der Top-Verdiener. Nur Stunden später war die geleakt, wie man am Küniglberg mit Erstaunen registrierte.

Nun ist bestätigt, was der KURIER berichtete: 62 von mehr als 4.000 ORF-Mitarbeitern verdienten 2023 über 170.000 Euro jährlich. Spitzenreiter ist „Ö3 Wecker“-Moderator Robert Kratky mit einem Jahresbrutto von 443.000 Euro. Auf Platz 2 kommt der Sicherheits- und Bauverantwortliche Pius Strobl mit 425.000. Dahinter erst folgt ORF-Generaldirektor Roland Weißmann, der weniger verdient als kolportierterweise Vorgänger Alexander Wrabetz. Werbechef Oliver Böhm führt wiederum mit 345.000 Euro die Liste der ORF-Tochterunternehmen an.

Ebenfalls unter den Gagen-Top-Ten zu finden ist die in den nun öffentlich-gewordenen FPÖ-Chats genannte Kathrin Zierhut-Kunz, zuvor ORF-Personalchefin und nun ORF III-Co-Geschäftsführerin. Die blaue Personalreserve kommt auf 260.000 Euro.

Zuverdienst

Der erste prominente ORF-Journalist kommt erst auf Platz 11: Dort rangiert ZiB 2-Anchor Armin Wolf mit einem Jahresbrutto von knapp 253.000 Euro. Beim Zuverdienst von monatlich durchschnittlich 3.800 Euro liegt er aber überraschenderweise hinter dem ORF-Ukraine-Korrespondenten Christian Wehrschütz. Der konnte seine jährlich 197.000 Euro monatlich um knapp 6.000 Euro auffetten. Das Ranking beim Zuverdienst führt Ö3-Mann Andi Knoll, der ein gesuchter Mann für Moderationen ist, mit monatlich 9.600 Euro an.

Weitere Top-Journalisten oder bekannte TV-Gesichter und Radio-Stimmen sind in der Auflistung dünn gesät. Sie ist vor allem mit Führungskräften mit Personalverantwortung, Prokuristen und Landesdirektoren bestückt. Die insgesamt 62 Personen, die mehr als 170.000 Euro verdienen, machen laut ORF 1,3 Prozent des Personalstandes aus.

Ein Drittel der Genannten (fast) in der Pension

In einer Erklärung des ORF heißt es zudem: „Teilweise sind die Gehälter auf der Liste durch alte Kollektivverträge aus den 70er- und 80er-Jahren und sehr lange Betriebszugehörigkeit begründet. Derartige Verträge werden schon seit Jahrzehnten nicht mehr abgeschlossen und sind somit im Auslaufen.“

Verwiesen wird auch darauf, dass circa ein Drittel der Genannten in den nächsten drei Jahren in Pension geht bzw. bereits im Vorjahr aus dem Unternehmen ausgeschieden ist.

Reallohnverlust

Im ORF gelten derzeit vier Kollektivverträge sowie zwei Freie Betriebsvereinbarungen, die die Gehälter regeln. Seit 2014 ist ein Kollektivvertrag für neue Angestellte in Anwendung, der ein um 30 Prozent niedrigeres Einkommen mit sich bringt. Die geringen KV-Erhöhungen der vergangenen beiden Jahre führten zudem zu einem realen Lohnverlust von zehn Prozent, was die breite Belegschaft verdrießt.

Bemerkenswert ist: Anders als früher finden sich keine sogenannten „weißen Elefanten“ aus Vorgänger-Geschäftsführungen mehr unter den Top-Verdienern.

Frau-Mann-Schere beim Einkommen auch im ORF

Eine Schieflage besteht weiter bei der Bezahlung von Mann und Frau im ORF. Er werde die Gleichstellung, wie schon bei der Besetzung des Direktoriums und der Spitzenpositionen im News-Bereich gezeigt, weiter vorantreiben, schrieb Weißmann an die Mitarbeiter. 

Dort resümierte er zwar: „Über Jahrzehnte gewachsene Strukturen – und auch Vertragsverhältnisse“ ließen sich nicht in zwei Jahren verändern. Er greift nun aber durch neue, von der Ethikkommission ausgearbeitete Beschränkungen bei den Zuverdienst-Möglichkeiten durch.

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