Neue Serie "Ms. Marvel": "Ein Geschenk für Kids wie mich"
Der jüngste Serien-Neuzugang aus der Superheldenschmiede von Marvel ist ein besonderer. Seit wenigen Tagen ist „Ms. Marvel“ bei Disney+ abrufbar. Die Protagonistin: Kamala Khan, eine 16-jährige pakistanisch-amerikanische Schülerin, die sich in eine Superheldin verwandelt, als sie einen alten Armreif ihrer Großmutter anlegt. Die Serie bewegt sich zwischen High-School-Alltag und Eltern-Kind-Zwistigkeiten, Moschee-Besuchen und dem Erkunden der Superkräfte.
Kamala Khan, alias Ms. Marvel, ist die erste muslimische Superheldin im Marvel Cinematic Universe (MCU). Als Head-Autorin der Serie fungierte Bisha K. Ali. Die Britin mit pakistanischen Wurzeln hat zuvor u. a. am Netflix-Hit „Sex Education“ und an der Marvel-Serie „Loki“ gearbeitet.
„Ich könnte Ärger dafür bekommen, dass ich das sage“, schmunzelt Ali im Zoom-Interview. „Aber ich war kein Hardcore-Fan der Marvel-Comics“.
2014 sah sie in einem Comic-Buch-Shop die erste Ausgabe von „Ms. Marvel“ und hatte „sofort eine persönliche Verbindung zu ihr. Kamala war so anders, energetisch und optimistisch“.
Als Ali Jahre später an der Marvel-Serie „Loki“ arbeitete, nutzte sie die Gelegenheit, um sich für „Ms. Marvel“ ins Spiel zu bringen: „Ich habe gesagt, ich bin sicher die einzige pakistanische Drehbuchautorin in diesem Gebäude, ihr müsst mich für diese Serie einen Pitch machen lassen.“ Und es hat funktioniert.
Eigene Geschichten
Es sei wichtig, „verschiedene Menschen im MCU zu porträtieren“, sagt Ali. Schließlich habe Marvel eine große globale Medienmacht und erreiche ein breites Publikum. Auch sei es wichtig, „dass Menschen aus marginalisierten Gruppen ihre eigenen Geschichten erzählen können.“
Sie selbst sei nach 9/11 in einer Welt aufgewachsen, „in der wir über Nacht in einem anderen Licht gesehen wurden, auf eine Art und Weise, die meiner Familie, meinen Liebsten und Millionen von Menschen geschadet hat“, so Ali. „Ich sage nicht, dass wir mit ,Ms. Marvel‘ Islamophobie beseitigen können. Aber wir können einen Teil dazu beitragen, uns als Menschen zu zeigen.“ Die Serie sei daher „ein Geschenk für Kids wie mich“.
Nicht cool
In Kamalas Erfahrungen können sich auch die beiden Regisseure, Adil El Arbi und Bilall Fallah, wiederfinden. Die belgischen Filmemacher, deren Familien aus Marokko stammen, haben u. a. bei „Bad Boys For Life“ Regie geführt und arbeiten derzeit am DC-Film „Batgirl“. Bei „Ms. Marvel“ zeichnen sie für die erste und letzte Folge verantwortlich. „Kamala erinnert uns an uns selbst, als wir 15, 16 Jahre alt waren und als marokkanisch-belgische Teenager unseren Platz in der Welt gesucht haben“, so El Arbi. Wie Kamala habe auch er als Jugendlicher versucht, cool zu sein, „aber ich war alles andere als das“, lacht er.
Die Serie sei auch eine Hommage an die muslimischen Frauen im Leben des Duos, erzählt Fallah. „Wir haben versucht, Empathie für Kamala zu erwecken.“ Gleichzeitig sei es eine universelle Geschichte, an die alle anknüpfen können.
Geheimhaltung
Nach den sechs Folgen geht es für Kamala Khan im Film „The Marvels“ (Kinostart: 2023) weiter. Was dort geschieht, wissen auch die Regisseure nicht – bei Marvel übt man sich wie immer in Geheimhaltung. „Über die Verbindung zu den anderen MCU-Shows durften wir nichts erfahren“, berichtet El Arbi. „Wir haben immer wieder Fragen gestellt, aber Kevin (Feige, Marvel-Chef, Anm.) meinte nur: Das müsst ihr nicht wissen.“
Auch Autorin Ali tappt im Dunkeln, was Kamalas weitere Abenteuer im MCU angeht. Für die Zukunft der Film- und Fernsehwelt wünsche sie sich, dass die Serie zu mehr Diversität beiträgt: „Ich hoffe, dass die Reaktion der Fans zeigen wird, dass es Nachfrage nach diesen Geschichten gibt.“
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