"Dead To Me" Staffel 2 – und was Sie dieses Wochenende noch streamen können
Es wird mörderisch, dramatisch und äußerst bunt: Christina Applegate muss in den neuen Folgen der Netflix-Serie "Dead To Me" einen dunkles Geheimnis vertuschen. Marvel-Star Mark Ruffalo spielt in der HBO-Serie "I Know This Much Is True" gleich zwei Rollen. Und Sänger Sting erklärt in "Have A Good Trip", wie man richtig Drogen nimmt.
Staffel 2 von "Dead To Me": In der Lüge vereint
Es könnte alles so unbeschwert sein, wenn da nicht diese verflixte Sache mit der Wahrheit wäre. Die Serie „Dead To Me“ – die zweite Staffel läuft seit Kurzem bei Netflix – erzählt von einer ungewöhnlichen Freundschaft.
Da wäre die cholerische Immobilienmaklerin Jen (Christina Applegate), die nichts von Gefühlsduselei hält und zum Frustabbau gerne bei voller Lautstärke in ihrem Auto Metal hört (u. a. die deutsche Band Caliban). Die übertrieben gut gelaunte Künstlerin Judy (Linda Cardellini) hingegen ist die Freundlichkeit in Person und beschäftigt sich in ihrer Freizeit am liebsten mit Horoskopen, Kristallen und Räucherstäbchen.
Die zwei Frauen treffen einander bei einer Trauergruppe und freunden sich trotz aller Unterschiede schnell an. Schließlich müssen beide schwere Verluste verkraften: Jens Ehemann Ted wurde bei einem Autounfall getötet, der Täter beging Fahrerflucht. Judys Partner ist an einem Herzinfarkt gestorben – so erzählt sie es zumindest, denn eigentlich ist Steve (James Marsden) noch ganz lebendig.
Sie hat sich seinen Tod nur ausgedacht, um eine Verbindung zu Jen herzustellen: Denn Judy ist diejenige, die den Autounfall verursacht hat, bei dem Ted gestorben ist. Nun plagt sie das Gewissen.
Das ist nur die erste von zahlreichen Wendungen, die „Dead To Me“ in der ersten Staffel zu bieten hatte. Die Serie war im Vorjahr beim Streamingdienst Netflix gestartet und überzeugte mit einer temporeichen Mischung aus Thriller und Dramedy. Garniert wurde das Ganze mit einer guten Prise schwarzem Humor, netter kalifornischer Landschaft und gelegentlichen Einblicken in die pompösen Anwesen mit Meeresblick, die Maklerin Jen ihren Kunden aufzuschwatzen versucht.
In den neuen Folgen, die nun abrufbar sind, verändert sich die Dynamik zwischen den beiden Frauen. Denn am Ende von Staffel 1 – Achtung, Spoiler! – sah man schon eine Leiche im Pool treiben: Jen hatte ausgerechnet Judys schmierigen On-Off-Freund Steve getötet.
Die beiden Freundinnen sind jetzt also quitt, könnte man sagen. Nicht, dass das irgendetwas erleichtern würde, denn nun ist da eine Leiche, die dringend wegmuss. Die Tiefkühltruhe erweist sich bald nicht mehr als sicherer Aufbewahrungsort, hinzu kommt, dass Detective Perez (Diana-Maria Riva) immer misstrauischer wird und Jen und Judy besonders genau beobachtet. Beim Versuch, die Tat zu vertuschen, verstricken sich die beiden in ein immer größer werdendes Lügen-Wirrwarr. Gleichzeitig schweißt sie das zusammen.
Die zufälligen Begegnungen und Schicksalsfügungen häufen sich in der zweiten Staffel gar etwas oft. Dass sich ständig alle irgendwo über den Weg laufen, wirkt etwas einfallslos. Wirklich überrascht ist man nicht, wie sich die Handlung entwickelt.
Doch Applegate und Cardellini überzeugen erneut und „Dead To Me“ bleibt ein kurzweiliges Serienvergnügen. Die halbstündigen Folgen sind schnell durchgeschaut.
Info: "Dead To Me" läuft bei Netflix
"I Know This Much Is True": Sechs Stunden pures Leid
Es gab bereits mehrere Versuche, Wally Lambs 900-Seiten-Roman "I Know This Much Is True" von 1998 (auf Deutsch unter dem Titel "Früh am Morgen beginnt die Nacht" erschienen) zu verfilmen. Dass diese Projekte bisher scheiterten, liege wohl daran, dass man eine so umfassende Geschichte nicht ins klassische Filmformat pressen könne, erklärte Mark Ruffalo, der nun in der sechsteiligen Serien-Adaption von Regisseur Derek Cianfrance zu sehen ist.
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass sich bisher niemand so viel Leid antun wollte. "I Know This Much Is True" handelt von zwei Zwillingsbrüdern, beide großartig gespielt von Mark Ruffalo. Dominick ist ein paar Minuten älter, der Lieblingssohn, der Vernünftige. Thomas, der Jüngere, leidet an Schizophrenie und hat einen guten Teil seines Lebens in verschiedenen Einrichtungen verbracht.
Die zwei Brüder haben eine unglaublich innige Beziehung zueinander, gleichzeitig belastet Thomas' Krankheit das Verhältnis: Dominick fühlt sich für seinen Bruder verantwortlich, muss ständig alles geradebiegen und organisieren.
Diese komplexe Beziehung wäre eigentlich schon Drama genug, doch zusätzlich müssen Dominick und Thomas auch noch sämtliche Schicksalsschläge durchleben, die man sich vorstellen kann: Der Vater ist verschollen, der Stiefvater gewalttätig, die Mutter stirbt an Krebs. Und das ist erst der Anfang.
"I Know This Much Is True" suhlt sich richtig in der Tragödie. Als Thomas sich in einem Anfall aus Wahnsinn zu Beginn der Serie die Hand abschneidet, dann tut er das zu besonders theatralischer Musik.
Die Schauspieler sind allesamt großartig, besonders Ruffalo, der zuerst Dominick gespielt hat, dann 15 Kilo zugenommen hat und die Rolle des schizophreniekranken Thomas geschlüpft ist (Wie es ihm dabei ergangen ist, können Sie hier im Interview nachlesen). Auch Kathryn Hahn als Dominicks Ex überzeugt. Bildsprache, Kamera, Farbgebung – all das ist mit Liebe zum Detail umgesetzt.
Aber spätestens nach drei Stunden purem Leid fragt man sich, warum man sich das eigentlich antut. Vor allem, wenn man weiß, dass noch weitere drei Stunden vor einem liegen.
Info: "I Know This Much Is True" ist bei Sky zu sehen
"Have A Good Trip": Richtig Drogen nehmen mit Sting & Co
Bei einigen der prominenten Künstler, Musiker und Schauspieler, die in dieser Doku auftauchen, wundert man sich nicht. In "Have A Good Trip", seit dieser Woche bei Netflix zu sehen, erzählen Sting, Ben Stiller, Natasha Lyonne, A$AP Rocky, Anthony Bourdain, Carrie Fisher und viele mehr von ihren Erfahrungen mit Halluzinogenen wie Pilzen, LSD, Ayahuasca & Co.
Der Film kommt im Gewand eines Ratgebers für einen gelungenen Drogentrip daher. Die Erzählungen der Stars werden in prägnanten Merksätzen zusammengefasst, dazwischen gibt es bunte Einspielvideos. Für die "Doku" wurde sogar ein Wissenschaftler interviewt, aber viel Gehaltvolles erfährt man nicht. Wer sich Infos über Zusammensetzung, Herkunft, Gefahren – oder überhaupt irgendeine Art von Info – erwartet, ist hier fehl am Platz.
Die einzelnen Anekdoten sind aber durchaus unterhaltsam: Sting erzählt – neben hoch Philosophischem –, wie er einmal völlig high einer Kuh beim Gebären half. Carrie Fisher berichtet, dass sie sich im Central Park am Boden festhalten musste, um nicht vom Planeten zu fallen (Die Aufnahmen müssen wohl schon älter sein, wenn Gespräche mit Anthony Bourdain und Carrie Fisher, beide mittlerweile verstorben, dabei sind). Und Ben Stiller erinnert sich, wie er einmal seinen Vater am Filmset angerufen hat, um ihm mitzuteilen, dass er gerade auf Drogen sei.
Einen roten Faden scheint es bei "Have A Good Trip" nicht zu geben – aber das war hier vermutlich auch nie beabsichtigt.
Info: "Psychedelische Abenteuer: Have A Good Trip" ist bei Netflix zu sehen
Noch mehr Streaming-Tipps und Serien-Reviews gibt's hier.
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