DAZN gerät wegen teurer Abos vor Wiener Gericht unter Druck
Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat gegen Preisanpassungsklauseln des britischen Streaminganbieters DAZN geklagt und war in 1. Instanz beim Handelsgericht Wien erfolgreich.
Kein Streaming im vollen Bus
Die angefochtene Preisanpassungsklausel hätte es DAZN etwa ermöglicht, den Preis für das Abo an „veränderte Marktbedingungen anzupassen“. Das Gericht urteilt, dass diese Klausel eine unbeschränkte Preiserhöhung vorsehe, ohne aber nachvollziehbare Eckdaten und/oder Beschränkungen für die Preiserhöhungen anzugeben.
Eine weitere Klausel sieht vor, dass das Schweigen der Konsumenten im Falle von bestimmten Preiserhöhungen als Zustimmung gelten solle. Das ist deutsche Rechtslage, verletzt aber das heimische Konsumentenschutzgesetz (KSchG). Dieses besagt, dass Unternehmen Konsumenten auch zu Beginn der vorgesehenen Frist noch einmal extra auf die Bedeutung des Schweigens hinweisen müssen (österreichische Rechtslage).
DAZN wollte außerdem bestimmen, dass Kunden nicht an Orten streamen, an denen der Dienst von Teilen der Öffentlichkeit mitgeschaut werden kann. Das würde bedeuten, dass man das DAZN-Streaming weder in gut besuchten Zügen oder Bussen noch in überfüllten U-Bahnen nutzen dürfte. Der VKI gab die Entscheidung am Donnerstag bekannt.
Sämtliche 15 angefochtenen Klauseln wurden vom Wiener Handelsgericht für unzulässig erklärt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
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Das Netflix des Live-Sports
Bei DAZN (abgeleitet vom englischen „da zone“) handelt es sich um einen Online-Streaminganbieter für verschiedene Sport-Events. Die Plattform überträgt ein breites Potpourri an Sportarten – von Fußball über Darts bis hin zu Kampfsport. Seit einigen Jahren macht DAZN jedoch vor allem mit seiner Preispolitik auf sich aufmerksam. Warb das Unternehmen einst mit einem Abo-Modell um lediglich 9,99 Euro, müssen Kunden mittlerweile bis zu 44,99 Euro im Monat zahlen, um das volle Angebot des Streamingdiensts nutzen zu können.
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„Und jetzt starten wir das ‚Netflix des Live-Sports‘“. Mit diesen Worten stellte sich DAZN bei seiner Markteinführung im Jahre 2016 vor. Und der Erfolg gab dem Streamingdienst recht: DAZN eroberte die Sportwelt im Sturm. In über 100 Ländern schlossen zahlreiche Kunden Abos ab, von Jahr zu Jahr kamen neue Fußballligen und Sportarten zum Portfolio der Plattform hinzu. Für sein breites Angebot, berechnete DAZN damals nur 9,99 Euro – man warb reißerisch mit dem „besten 10er aller Zeiten“. Ungeachtet des günstigen Preises war es wohl vor allem die Struktur des Streamingdiensts, die maßgeblich zu seinem Erfolg beitrug. DAZN ist eine reine Online-Plattform, alle Sportevents können also zu jeder Zeit, an jedem Ort und auf jedem internetfähigen Gerät konsumiert werden – die Sportwelt schien im digitalen Zeitalter angekommen zu sein. Auch das Programm und die Kommentatoren von DAZN wirkten auf das junge Zielpublikum weniger elitär als zum Beispiel jene bei den Konkurrenzanbietern. DAZN positionierte sich als Antithese zum Establishment.
Aus dem „besten 10er“ wird ein 45er
Ab 2019 begann der Streamingdienst dann schleichend mit seinen Preiserhöhungen. Der „beste 10er aller Zeiten“ war Geschichte, das Monatsabo kostete nun 11,99 Euro.
Im Jahre 2021 folgte eine weitere Erhöhung des Monatspreises auf 14,99 Euro. Doch das Publikum zeigte größtenteils Verständnis, immerhin übertrug DAZN im Gegenzug auch mehr Spiele der Deutschen Bundesliga und der Champions League.
Mit dem Verständnis der Kunden war es im Jänner 2022 allerdings vorbei: Neukunden hatten fortan 29,99 Euro statt 14,99 Euro im Monat zu bezahlen. Die DAZN-Kündigungen nahmen im Vergleich zur Vorwoche um ganze 182 Prozent zu. Am 25. Jänner, dem Tag nach Bekanntgabe der Preiserhöhung, sprangen sogar viermal mehr DAZN-Kunden ab als an einem durchschnittlichen Tag.
Im Jänner 2023 führte DAZN dann drei unterschiedliche Abo-Varianten ein, wobei nur das teuerste Abo-Modell die Deutsche Bundesliga und die Champions League beinhaltet. „DAZN Unlimited“, wie der Tarif klingend genannt wurde, kostet mittlerweile satte 44,99 Euro im Monatsabo. Aus dem besten 10er wurde innerhalb von fünf Jahren also ein äußert fragwürdiger 45er.
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Hinter DAZN steckt ein Superreicher
Das Unternehmen hinter DAZN gehört Len Blavatnik. Der in der Ukraine geborene Investor, ist der Hauptanteilseigner der DAZN Group. Das Vermögen des 66-Jährigen liegt laut Magazin „Forbes“ bei 30 Milliarden Euro. Er steckte 2020 insgesamt 960 Millionen in DAZN, 2021 kamen weitere 1,14 Milliarden hinzu. Auch 2022 und 2023 investierte Blavatnik rund 890 Mio. Euro.
Len Blavatniks vielfältige Firmenbeteiligungen sind undurchsichtig, auch seine Nähe zu russischen Oligarchen steht im Fokus seiner Kritiker. Seit 1984 ist Blavatnik US-Staatsbürger, seit 2010 hat der Unternehmer auch einen britischen Pass und 2017 hat ihn die englische Queen zum Ritter geschlagen. Schritte auf dem Weg zu einem neuen Image. Dazu gehören auch verstärkte Investitionen ins Mediengeschäft – weg von Erdöl und Metallen wie bisher. Weitere Investments tätigte Blavatnik bei Warner Music, Spotify, Amazon und Facebook.
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Umsatz: Bei DAZN ist die globale Umsatzentwicklung positiv: Von 1,44 Mrd. im Jahr 2021 ging es 2022 auf 2,02 Mrd. und 2023 auf 2,94 Mrd. Euro hoch. Dies gelang neben wachsenden Kundenzahlen (besonders in Italien und Spanien) auch durch Expansion in neue Märkte und Preiserhöhungen.
Kundenzahlen: DAZN gibt an, dass man über 60 Millionen registrierte Premium-User weltweit habe, zu Einzelmärkten gibt es keine Zahlen.
Gewinn/Verlust: Bei DAZN zeigt die Tendenz nach oben: Nach 2,14 Mrd. Euro Verlust 2021 sank dieser Wert 2022 auf 1,15 Mrd. Euro. Für 2023 sind die Schätzungen positiv. DAZN-Finanzchef Darren Waterman sieht „exzellenten Fortschritt in Richtung von Profitabilität“.
Rechte-Investitionen: DAZN gab 2022 insgesamt 2,18 Mrd. Euro für Sportrechte aus. Anfang 2023 lagen die geplanten Ausgaben für die zukünftigen Jahre bei 7,02 Mrd. Euro. Im Laufe des Jahres wurden weitere Verträge mit einem Volumen von 5,2 Mrd. Euro abgeschlossen.
Finanzlage: DAZN bekam 2022 und 2023 rund 890 Mio. Euro Investitionen von Eigentümer Len Blavatnik, der auch weiterhin die Finanzierung zugesagt hat. Alte Schulden in Milliardenhöhe erließ er DAZN im Tausch gegen Anteile.
Hat sich DAZN bei den Übertragungsrechten übernommen?
Immer wieder wird darüber spekuliert, ob DAZN schlichtweg nicht anders kann, als seine Preise stetig zu erhöhen. Am meisten Geld gibt der Streaminganbieter seit jeher für Sportrechte aus, das heißt für die Lizenz, um bestimmte Sportevents übertragen zu dürfen: Allein 2022 investierte DAZN insgesamt 2,18 Mrd. Euro in Sportrechte, darunter die Deutsche Bundesliga und die Champions League. Der Verlust lag Ende 2022 schließlich bei 1,15 Mrd. Euro. Um die Kosten zu refinanzieren, wurde ein Business-Plan bis Ende 2025 erstellt. Darin steht: Man wird noch „umfangreiche weitere Investitionen“ brauchen. Idealerweise sollen diese von externen Geldgebern kommen – aktuell kommen sie jedoch von den Kunden.
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