Als Sky-Abonnent in Österreich ist man aktuell gut unterhalten. Der Pay-TV-Sender liefert neben allen Spielen der Champions League die komplette österreichische Bundesliga, die Europa- und Conference League, die deutsche Bundesliga, Spiele der Premier League und alle vier Tennis-Grand-Slam-Turniere in die Wohnzimmer. Ein komfortabler Zustand, von dem die Sportfans in Deutschland nur träumen können. Wer im Nachbarland dasselbe Programm genießen will, muss neben einem Sky-Abo auch eines bei DAZN und Amazon Prime abschließen.
Die Streaming-Dienste haben die ehemals dominanten Platzhirschen ausgebremst. Seit 2021 (und bis 2027) ist die Champions League in Deutschland nicht bei Sky zu sehen und selbst für die eigene Bundesliga braucht es längst mehr, um alle Spiele sehen zu können. Schon 2017 brauchte es ein Abo beim Eurosport Player für die Freitags-Partien. Nun sind die Spiele am Freitag und Sonntag bei DAZN zu sehen.
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Gesellschaftliche Relevanz
Der Hintergrund: Das Bundeskartellamt untersagte, dass die TV-Rechte der Bundesliga nur an einen Sender vergeben werden. Eine Entscheidung, die Sky in Österreich nicht droht. Weil die gesellschaftliche Relevanz nicht mit jener in Deutschland zu vergleichen ist, ist nicht einmal eine öffentliche Ausschreibung zwingend.
Die Bundesliga und Sky haben sich hier 2018 jedenfalls für zwei Mal vier Jahre aneinandergebunden. Und der Deal ist durchaus eine Erfolgsgeschichte. Etwas mehr als 40 Millionen Euro kassiert die Liga aktuell pro Saison. Davon können vergleichbare Länder nur träumen. In der Schweiz etwa zahlt Bezahlsender Blue TV nur etwa 30 Millionen Franken an die Klubs der Super League.
Bis 2026 sind Österreichs Klubs, für die TV-Einnahmen eine große Rolle spielen, also weich gebettet. Doch die dunklen Wolken, die über dem deutschen Himmel zu sehen sind, könnten sich auch auf Österreich ausbreiten und dafür sorgen, dass man sich früher als gewünscht mit dem Thema TV-Vertrag auseinandersetzen wird müssen.
Denn Sky Deutschland, eine Tochter des US-Giganten Comcast, hat diversen Meldungen zufolge mit der Rentabilität zu kämpfen und soll laut übereinstimmenden Medienberichten verkauft werden. Das wiederum hätte direkte Auswirkungen auf die 100-prozentige Tochter Sky Österreich und den österreichischen Markt. In den vergangenen Monaten soll es bereits konkrete Verhandlungen mit dem deutschen Internet- und Mobilfunk-Diskonter 1&1 sowie mit der Pro7/Sat1/Puls4-Gruppe gegeben haben. Abschluss vermeldet wurde allerdings keiner.Bei Sky will man sich „zu Spekulationen grundsätzlich nicht äußern“. Das zweimalige Scheitern im Bieterverfahren um die Champions-League-Rechte in Deutschland hat dem Konzern jedoch zugesetzt. Die Produktion eigener Serien und Filme wird eingestellt. In Österreich wird es bei der Bundesliga-Berichterstattung – wie vom KURIER bereits im April berichtet – Veränderungen geben.
Das Diskussionsformat „Talk und Tore“ wird künftig am Sonntag ausgestrahlt, „Alles Taktik“ demnach als eigene Sendung eingestellt und in Segmenten in die Spieltagsberichterstattung integriert. Auch für „Die Abstauber“ wird es einen neuen Sendeplatz geben, womöglich am Samstag. Der Montag fällt damit weg, die Streichung eines kompletten Produktionstages dürfte erheblich Kosten reduzieren.
Der Sparkurs ist da wie dort längst angerollt – und das ein Jahr bevor im großen Nachbarland wieder der Kuchen verteilt wird.
Der aktuelle TV-Vertrag der deutschen Bundesliga mit Sky und DAZN endet 2025, also ein Jahr vor jenem in Österreich. Und den neuen will man noch vor der Europameisterschaft im kommenden Jahr unter Dach und Fach haben, wie DFL-Geschäftsführer Steffen Merkel zuletzt gegenüber der DPA betonte.
Wachstum war gestern
Mit einem Betrag wie zuletzt rechnet man demnach selbst nicht mehr. 4,4 Milliarden Euro kassierte die deutsche Liga für vier Jahre an TV-Geld. Die Zeiten des üppigen Wachstums sind vorbei. Auch in Italien, wo derzeit verhandelt wird und das Angebot von Sky, DAZN und Mediaset gleich 30 Prozent unter dem aktuell gültigen Vertrag liegen soll.
Ob sich ob der angespannten Lage am Markt in Österreich überhaupt ein Bieterkampf um den nächsten Vertrag entwickeln kann? Bleibt abzuwarten, wie sich die Situation um den angepeilten Sky-Verkauf entwickelt. Nicht unbedingt positiv ist, zu werten, dass DAZN bisher überhaupt kein Interesse am österreichischen Fußball gezeigt hat und auch die Lage bei ServusTV ungewiss scheint. Die goldenen Zeiten beim Red-Bull-Sender sind – nach dem Ableben von Dietrich Mateschitz, für den der Sender eine Herzensangelegenheit war – Insidern zufolge vorbei. Darauf schließen lässt auch das Einstellen des Deutschland-Ablegers.
Bleiben Puls4, der ORF und die Hoffnung auf Österreich-Einsteiger CANAL+, der ab 2024 die Champions League in Österreich zeigt (das hat CANAL+ vor). Zu einem möglichen Interesse an der Bundesliga will man auf Nachfrage aber kein Statement abgeben.
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