Die Josefstadt zeigt heute und morgen „Der Bockerer“: Johannes Krisch brilliert als widerständiger Fleischhauer. In den Kammerspielen ist heute „The Parisian Woman“ zu sehen und morgen „Die Liebe Geld“. Am 18. Dezember ist dann die lang verschobene Premiere von „Der ideale Mann“ zu erleben, Elfriede Jelineks Bearbeitung von Oscar Wildes Komödienklassiker.
Das Volkstheater startet erst im neuen Jahr wieder den Spielbetrieb. Am 12. Jänner hat „Ach Sisi. Neunundneunzig Szenen“ Premiere: Eine humoristische Annäherung an den Mythos Elisabeth – dafür wurden originale Gedichte der Kaiserin vertont.
Am 15. Jänner folgt der Jandl-Abend „humanistää! – eine abschaffung der sparten“: Eine wilde Ernst-Jandl-Oper.
(Guido Tartarotti)
Klassik: Russische Festspiele & ein Weihnachts-Parsifal
Ab heute, Sonntag, darf endlich wieder gespielt, musiziert und gesungen werden. Ein Datum, das vorerst nur das Wiener Konzerthaus wahrnimmt. Das dafür umso exzessiver. An drei Abenden ist hier nämlich das Mariinsky Orchester St. Petersburg mit Dirigent Valery Gergiev und drei verschiedenen Solisten zu Gast. Russische Festspiele der Superlative also.
Der Musikverein aber antwortet schon am Montag. Da spielen die Wiener Philharmoniker mit dem russischen Dirigenten Kirill Petrenko auf, ehe ab 15. Dezember die Wiener Symphoniker mit Adam Fischer (u. a. mit Tschaikowsky) das Zepter übernehmen.
An der Wiener Staatsoper ist ab 13. 12. vor allem ein Mann im Dauereinsatz: Musikdirektor Philippe Jordan. Zwei Mal hintereinander leitet er die Neuproduktion von Mozarts „Don Giovanni“, darauf folgt ansatzlos Richard Wagners (diesfalls eben ein Weihnachts-)„Parsifal“ (15. 12.) und nur einen Tag später Giuseppe Verdis „Don Carlo“.
Hochbetrieb herrscht auch im Theater an der Wien, wo Georg Friedrich Händels „Giulio Cesare in Egitto“ in der Regie von Keith Warner und mit Bejun Mehta am 17. 12. Premiere feiert; für den 14. ist nun eine Voraufführung angesetzt. In der Kammeroper hat am 16. 12. „Thérèse Raquin“ von Tobias Picker Premiere; ein Schauerdrama als echter Geheimtipp.
Zurück im Spiel ist auch die Wiener Volksoper, die am 18. Dezember endlich ihre lange geplante Premiere von Kurt Weills „Lady in the Dark“ auf die Bühne bringen kann – in der Inszenierung von Matthias Davids und mit herrlichen Musical-Sequenzen.
Neben diesen Premieren gibt es im Dezember hochklassiges Repertoire, schöne Konzerte, einen Liederabend von Jonas Kaufmann (22. 12., Konzerthaus) und zum Jahreswechsel am Ring und am Gürtel „Die Fledermaus“. Und am 1. Jänner 2022 leitet Daniel Barenboim das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker.
(Peter Jarolin)
Kunst: Ausstellungshighlights von Wittgenstein bis Rebecca Horn
Wäre der Herbst nicht so holprig – man würde von einer tollen Saison sprechen. Vieles verdient heuer das Attribut „wird man in dieser Art lange nicht mehr sehen“: Allen voran die Modigliani-Schau der Albertina, die noch bis 9. 1. läuft und Leben und Werk des Künstlergenies mit einer herausragenden Dichte an Top-Werken nachzeichnet. Das Museum hat im Lockdown Säle umgebaut und legt ab heute noch zwei Ausstellungen drauf – die Sammlungsschau „Warhol bis Cecily Brown“ und die Retrospektive des 2010 verstorbenen Martin Noël.
Abseits des Albertina-Andrangs sollte man die Werkschau von Rebecca Horn im Kunstforum nicht versäumen – die Zusammenstellung poetischer Maschinen, Filme und Prothesen-Wesen ist noch bis 23. Jänner zu bestaunen.
Die Tizian-Schau im KHM, wiewohl als Blockbuster beworben, ist ein wenig akademisch ausgefallen – sehenswert ist sie dennoch (bis 16. 1.); ebenso die Zusammenstellung mit Kunst der Dürerzeit im Oberen Belvedere, die bis 30. Jänner läuft.
Etwas mehr Zeit bleibt im Leopold Museum zum Besuch der famosen Ausstellung „Wittgenstein – Fotografie als analytische Praxis“ (bis 6. 3.) und im KunstHaus Wien zur Schau der US-Fotografin Susan Meiselas, die ebenfalls einen analytischen Zugang zu ihrem Medium pflegt (bis 13. 2.).
(Michael Huber)
Kino: Film-Retro zu VALIE EXPORT im Österreichischen Filmmuseum
Bereits letzten Dezember hätte anlässlich ihres 80. Geburtstags eine große Retrospektive stattfinden sollen, nun ist es ab Montag (bis 22. Dezember) so weit: Das österreichische Filmmuseum zeigt das filmische Werk von VALIE EXPORT, die weltweit als eine der einflussreichsten Künstlerinnen im Bereich Medien-, Performance- und Filmkunst gilt.
Berühmt wurde EXPORT unter anderem mit ihrer Aktion des Tapp- und Tastkinos, die sie 1968 gemeinsam mit Peter Weibel durchführte und in der sie mit Passanten auf Tuchfühlung ging.
Der Performancefilm „Tapp und Tastkino“ (20. 12., 21 Uhr), der das Ereignis aufzeichnet und beobachtet, wie verlegen grinsende Männer im Schutz einer dunklen Schachtel EXPORTS Brüste betasten, ist immer wieder faszinierend.
Tatsächlich gilt EXPORT als Pionierin des feministischen Aktionismus. Wiederholt brachte sie ihren eigenen Körper als „Material“ ins Spiel und setzte ihn in Kunstaktionen und Performancefilmen ein. Am Montag (18.30 Uhr) werden in Anwesenheit der Künstlerin ihre Kurzfilme gezeigt.
EXPORT drehte aber nicht nur Kurz- und Spielfilme, sondern auch Dokus für die legendären ORF-Kunst-Stücke: „Oswald Wiener – Tischbemerkungen November 1985“ ist ein eigenwilliges, intimes Porträt des kürzlich verstorbenen österreichischen Dichters (Freitag, 18.30 Uhr).
(Alexandra Seibel)
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