Was die Kultur 2025 beschäftigen wird: Neubesetzungen im Dreivierteltakt
Das Kulturhauptstadtjahr in Bad Ischl ist vorbei – aber es geht munter weiter: 2025 ist Strauss-Jahr, ein Jahr der Neuordnung in der Museumslandschaft und ein Jahr, in dem sich die Kulturpolitik neu finden muss.
Alles Strauss, und zwar nicht nur Walzer
Normalerweise ist das jährliche Strauss-Pensum ja am 1. Jänner um circa 13.45 mit dem Ende des Neujahrskonzertes schon abgearbeitet. Heuer aber wird das ganz anders. Denn am 25. Oktober vor 200 Jahren wurde Johann Strauss Sohn geboren – der Walzerkönig schlechthin, und das zu feiern, lassen sich die Kultur- und die Tourismusbranche natürlich nicht nehmen. Wien hat sich ein eigenes Strauss-Jahr um 22 Millionen Euro gegönnt, und damit wird allerlei Spannendes auf die Beine gestellt – nämlich insbesondere Uraufführungen und neue Sichtweisen auf die Musik des Komponisten. Auf dem Programm u. a. eine große Zirkusoperette, ein Escape Room, ein Konzert am Donauinselfest, viele Strauss-Premieren und ein Kindermarathonevent. Aber auch viele weitere Institutionen machen eigenes Programm zu Strauss. Der Geburtstag selbst ist am 25. Oktober – und wird allein in Wien mehrfach und prominent gefeiert.
Neue Chefs für zwei wichtige Museen
Zwei der wichtigsten Kulturinstitutionen des Landes haben seit 1. Jänner neue Chefs – diesfalls muss man nicht gendern: In der Albertina trat Ralph Gleis die Nachfolge des langjährigen und öffentlichkeitswirksamen Direktors Klaus Albrecht Schröder an – und muss künftig dessen über die Jahre aufgebautes Standort- und Sammlungsimperium zusammenhalten. Und im Kunsthistorischen Museum hat Sabine Haag nach mehr als drei Amtszeiten – sie legte nach der Aufregung um den Doch-Nicht-Chef Eike Schmidt ein Zusatzjahr ein – abgerüstet. Dort übernimmt der bisherige Weltmuseumschef Jonathan Fine, auf dessen Agenda wohl unter anderem stehen wird, das KHM wieder zum besucherstärksten Museum zu machen und breitenwirksame Ausstellungen zu veranstalten. Beide Häuser werden jedenfalls viel Aufmerksamkeit bekommen.
Und neue „Chefs“ für die Kulturpolitik
Die beiden höchsten Kulturbudgets des Landes wechseln im Laufe des Jahres die (politischen) Hände – im Bund ist das fix, in Wien zumindest wahrscheinlich. Die Grüne Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer hat ja bereits bei erster Gelegenheit abgerüstet, die Grünen sind weit von einer realistischen Regierungsbeteiligung entfernt. Wer die Agenden also übernimmt, ist, siehe Innenpolitik, noch unklar, an die Kultur hat man sich in den Koalitionsverhandlungen zuletzt immer erst am Schluss erinnert. Ex-ORF-Chef Alexander Wrabetz wird für die SPÖ kolportiert, falls die in einer Regierung ist und das Ressort dorthin wandert. Sonderliches G’riss um den Job scheint in den anderen Parteien aber auch nicht zu herrschen. In Wien ist Veronica Kaup-Hasler seit 2018 Kulturstadträtin für die SPÖ. Wie es hier nach der Wien-Wahl im Oktober aussehen wird, steht noch völlig in den Sternen. Klar aber ist bereits, dass Wien und Österreich sich heuer positionieren müssen: In Deutschland wird kräftig bei der Kultur gespart, ein Trend, der oftmals ansteckend ist.
Eigentlich spricht im Kleinen alles dafür, dass Kunst und Kultur 2025 im gesellschaftlichen Gefüge so wichtig genommen werden, wie sie es verdienen. In Oper, Theater, Museum, mit einem Buch auf der Couch oder im Kinosessel vor der großen Leinwand kann man sich in Empathie üben, man lernt die Menschen kennen und damit ein bisschen mehr lieben, man badet in Schönheit und wird zuweilen in einen realen Schrecken geworfen, den man aber in Sicherheit durchspielen kann.
Im Großen jedoch wird es, mal wieder, ein schwieriges Jahr für die Branche. In Österreich wird sie politisch neuen Händen übergeben, sicher im Bund, wahrscheinlich auch in Wien. Frischer politischer Wind ist meist hilfreich – vor allem in der erstarrungsgefährdeten Kulturpolitik. Man wünscht den beiden künftigen Kulturpolitikerinnen (oder -ern) aber dringend ein gutes Standing und einen breiten Rücken, denn es geht mal wieder die Sparseuche (liebe Grüße an Berlin) und, neu, die Umfärbungsseuche Richtung Willfährigkeit (liebe Grüße an Italien, die Slowakei, natürlich Ungarn) in der Kultur um. Beides unerfreulich.
Wenn man sich etwas wünschen dürfte, wäre das ein Originalitätsschub in den gesellschaftspolitischen Äußerungen der Kulturmenschen. Die malen zum allergrößten Teil nur etablierte Diskurspositionen nach, vom ausgelaugten Lippenbekenntnis gegen den Rechtsruck bis zum längst ordentlich schief gegangenen, immer schon etwas gönnerhaften Fingerzeig auf den „Globalen Süden“, den der Westen so lange unterdrückt hat und dem daher nun die Kulturplattformen zu überlassen seien. Zu den wirklichen Herausforderungen Europas aber fehlen originelle und aktuelle Positionen, das ist eine offene Flanke der Kultur. Aber schließen wir doch mit ein bisschen Vorfreude. Meine richtet sich auf das Billie-Eilish-Konzert in Wien, den frischen Wind in den Großmuseen und auf die „Tannhäuser“-Premiere an der Staatsoper. Viel Genuss auch Ihnen!
Neuer Chef auch für das Volkstheater in Wien
Ratlos zeigte sich die Kulturpolitik schon lange in der Frage, was mit dem Volkstheater in Wien zu geschehen habe. Das ehemalige rote Stammhaus ist zu einer weiteren Performance- und Stückentwicklungsabspielstation geworden. Mit Jan Philipp Gloger bekommt das Haus mit der nächsten Spielzeit einen vielversprechenden neuen Chef.
... und für das Schauspiel in Salzburg
Sagen Sie niemals „Entlassung“ dazu: Einvernehmlich getrennt haben sich die Salzburger Festspiele und deren Schauspielchefin Marina Davydova nach nur einem gemeinsamen Jahr, nicht ohne dabei einigen Staub und Missmut aufzuwirbeln. Hernach wurde krisengesessen und dann laut und deutlich betont, dass im Direktorium rund um Festspielintendant Markus Hinterhäuser eh alles paletti sei. Die dort also offenbar doch nicht vorhandenen Konflikte sind eine zumindest spannende Ausgangslage für die Nachfolge von Davydova, die nun gesucht wird. Zumindest der „Jedermann“ Philipp Hochmair bleibt aber.
Das Kino schaut in die Pop-Vergangenheit
Das Kinojahr wird spannend – und retro: Vieles wird aufgewärmt (es gibt neue Filme zu aus den Themenkomplexen Bridget Jones, Mission Impossible, Avatar, Jurassic Park und Manitu, mit der Komödienfortsetzung „Das Kanu des Manitu“). Und der Trend zum Bio-Pic bekannter Figuren läuft so richtig heiß: Es laufen Filmporträts an zu Bob Dylan („Like A Complete Unknown“), Michael Jackson („Michael“) und Maria Callas („Maria“ mit Angelina Jolie).
Ganz schön prominente neue Bücher
Das Literaturjahr 2025 beginnt aus österreichischer Sicht mit einem Dreifach-Schlag, nämlich mit Neuem von Wolf Haas, Daniel Glattauer und Peter Handke. Und es wird der 100er des grandiosen Ernst Jandl gefeiert.
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