Kostenwahrheit: Das Theater an der Wien ist ein teures Vergnügen
Der Stadtrechnungshof Wien prüfte das als Opernhaus genutzte Theater an der Wien. Weil dieses Teil der Vereinigten Bühnen Wien ist, wurden auch Feststellungen über die Situation des Konzerns gezogen. Zu den VBW gehört auch das Musical im Ronacher und Raimund Theater.
2018 wurden insgesamt 604.693 Besucher gezählt, was einen Rekord bedeutete. Im Jahr darauf, also noch vor Ausbruch der Pandemie, erfolgte „ein überdimensional starker Rückgang“ auf nur mehr 470.752 Besucher. Der StRH konstatierte das zweitschlechteste Ergebnis in den letzten zehn Jahren. Und er nennt zwei Gründe: Der Beginn der Sanierung des Raimund Theaters führte zu einer Halbierung der Besucherzahl (von 262.336 auf 131.132). Zudem sank die Auslastung des Jukebox-Musicals „I am from Austria“ von 88,5 Prozent „nicht unerheblich“ auf 76,1 Prozent.
Im Theater an der Wien lief es in beiden Jahren nicht so super: Die Zahl der Besucher erreichte „nicht einmal annähernd das durchschnittliche Niveau“ der Jahre 2010 bis 2017 in der Höhe von 77.805 Besuchern: 2018 wurden nur 64.866 gezählt, im Jahr darauf 71.967.
Viele Gratiskarten
Der Anteil der Frei- und Regiekarten betrug 2018 jeweils rund fünf Prozent, elf Prozent der Karten wurden ermäßigt abgegeben. Der StRH empfahl, die Vergabe zu verringern, um die Erträge zu erhöhen. Denn diese sind nicht wirklich fulminant: Der Eigendeckungsgrad fiel im Jahr 2019 „auf einen Niederstwert von nur mehr 20,6 Prozent“.
Dass Oper weit teurer als Musical ist, steht außer Frage. Es wundert daher nicht, dass vom Theater an der Wien im Zeitraum 2010 bis 2019 nur 14 und 19 Prozent der VBW-Gesamterträge erwirtschaftet, aber 35 bis 37 Prozent der Gesamtressourcen benötigt wurden. Dennoch gibt die Analyse zu denken. Denn 2018/’19 machte der Zuschussbedarf pro Besucher bei manchen Opernproduktionen mehr als 400 Euro aus. Bei „Oberon“ betrug er 463 Euro, bei „La vestale“ 457 Euro und bei „Guillaume Tell“ 418 Euro.
Aufgrund von Konzerten, Matineen und Veranstaltungen in der „Hölle“ betrug der durchschnittliche Bedarf 311 Euro im Jahr 2019. Der Wert lag „erheblich“ über jenem der Jahre 2010 bis 2017 mit 255 Euro. Die Prüfer empfahlen daher, „Strategien, Konzepte und ausgabenseitige Redimensionierungsmaßnahmen zu entwickeln“.
Zudem wurde die hohe Verlustabdeckung für die Kammeroper (726.000 Euro im Jahr 2019) beanstandet. Die Stadt möge sich überlegenen, ob und in welcher Form die Kooperation weitergeführt werden soll.
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