Gnadenfrist für "Rebecca" am Broadway

Das Broadway-Abenteuer der Vereinigen Bühnen Wien geht in die Verlängerung – die Lizenz läuft bis Ende 2014.

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Das gilt mehr denn je für „Rebecca“, die vom Pech verfolgte Musical-Produktion der Vereinigten Bühnen Wien (VBW) am Broadway. Nach einem Besuch der US-Produzenten Ben Sprecher and Louise Forlenza vergangene Woche in Wien hat VBW-Generaldirektor Thomas Drozda den Ende Juli auslaufenden Lizenzvertrag erneut bis Ende 2014 verlängert.

Aufschub

„Das hat für uns mehrere Vorteile“, so Drozda. „Wir bekommen eine zusätzliche Zahlung, die nicht auf die zu erwartenden Tantiemen anrechenbar ist. Es entstehen uns keine Kosten für Lagerung oder Transporte von Kostümen und Dekorationen. Und wir wahren die Chancen auf eine Produktion, die für den Fall des positiven Abschlusses der laufenden Gerichtsverfahren eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit hat als noch vor einigen Monaten.“

Trotz „schwieriger Rahmenbedingungen“ sei es in den letzten Monaten gelungen, neue Investoren zu finden. Trotzdem fehlen noch drei von rund 15 bis 16 Mio. Dollar Produktionskosten.

Die Vorgeschichte: Ein Finanzierungsloch verursachte bereits den ersten Fehlstart mit Absage der Premiere für April 2012. Der nächste Anlauf im Oktober war von einem bizarren Kriminalfall überschattet:

Täuschung und Betrug

Pressesprecher Marc Thibodeau hatte via eMail einen Investor abgeschreckt. Obendrein soll der Börsenmakler und Mittelsmann Mark Hotton Geldgeber erfunden haben. Einen namens Paul Abrams, der angeblich allein zweieinhalb Millionen Dollar investieren wollte, ließ er sogar überraschend an Malaria „sterben“.

Das FBI ermittelte. „Rebecca“ sei eine der „am meisten problembelasteten“ Produktionen in der jüngeren Broadway-Geschichte, urteilte die New York Times. Beide Fälle sind gerichtsanhängig, eine Schadenersatzklage in Höhe von 100 Millionen Dollar ist eingebracht.

„In der Situation offener Verfahren ist es schwer, institutionelle Anleger zu gewinnen“, sagt Drozda.

Obwohl in einem Fall ein „siebenstelliger“ Dollarbetrag und in einem anderen Fall eine „sechsstelligen Dollarsumme, cash einbezahlt“, akquiriert werden konnte, sei es „im Moment nicht möglich, die Gesamtfinanzierung darzustellen“, so der VBW-Generaldirektor.

Gnadenfrist für "Rebecca" am Broadway
Passersby walk in front of the Broadhurst Theater where a production of the musical "Rebecca" was supposed to have taken place in New York, October 15, 2012. A New York businessman who allegedly created a cast of fictional characters to help finance a $12 million Broadway rendition of "Rebecca: The Musical" was arrested on Monday and charged with defrauding the play's producers. REUTERS/Keith Bedford (UNITED STATES - Tags: CRIME LAW ENTERTAINMENT BUSINESS)
„Durch eine Lizenzverlängerung bis Ende 2014 vergeben wir uns nichts. Wir wahren unsere Rechte. Ich finde auch toll, dass Cast und das gesamte Leading Team – unter anderen Michael Blakemore – weiter an Bord sind und an Bord bleiben wollen. Es ist wirklich beeindruckend, wie solidarisch und loyal alle hinter dem Projekt stehen.“

Die Gerichtsverfahren – vor allem im Fall Thibodeau – sollten „relativ rasch zu klaren Bildern führen“, hofft Drozda. Andere Spieltorte wie – zuletzt genannt – Toronto sind derzeit kein Thema. „Wobei aber die Kanadier genauso wie die New Yorker Shubert Theatre Organisation finanziell an dem Musical-Projekt beteiligt sind“, sagt Drozda.

„Nur: Wo immer man ,Rebecca‘ macht, muss man eine zusätzliche Finanzierung finden. Und wenn man die findet, macht man es natürlich am Broadway. Denn alle warten darauf, dass ,Rebecca‘ am Broadway stattfindet.“

Eine genauere Terminplanung werde es erst geben, wenn die Finanzierung gesichert und die Konsequenz aus der rechtlichen Problematik abzusehen sei.

Wunschadresse ist nach wie vor The Broadhurst Theatre 235 West 44th Street in Midtown Manhattan New York. Dort hatte zuletzt Tom Hanks sein Broadway-Debüt in „Lucky Guy“.

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