Vom Internetwitz zur Klo-Lektüre

Diese Fotomontage war eines der erfolgreichsten Facebook-Postings des Wiener Satireduos.
Die Gebrüder Moped bespielen einen weiteren Kanal mit ihrem Humor: das gedruckte Buch.

Die Kleinkunstbühne haben die Gebrüder Moped schon längst ins Internet verlängert. Seit 2011 kommentieren Franz Stanzl und Martin Strecha-Derkics über Facebook und Twitter das politische Geschehen in Textminiaturen und angriffigen Fotomontagen. Auch im aktuellen Bühnenprogramm "Tellerrandtango" liefert das Kabarettduo mit projizierten Bildwitzen eine Art "Second Screen". Mittlerweile mit Kurzclips im TV präsent (auf Puls 4), komplettieren die Mopeds nun ihre Medienpalette: mit dem guten alten Buch.

Die Idee des Verlags, "unsere satirischen Häppchen in ein kompaktes ,Buch to go‘ zu packen", habe den Gebrüdern sofort gefallen, erklären sie im eMail-Interview. Aber wer soll das alles auch noch in gedruckter Form lesen? Antwort: "Ist doch ein klassisches Klo-Buch, für jede Länge des Aufenthalts etwas dabei. Und am Klo gibt es keine Zielgruppen, da sind wir alle gleich." Tatsächlich sind die elf Kapitel eher in kleinen Dosen zu konsumieren. Hier folgt die Funktion der Online-Form, aus der die Texte und Bildwitze stammen.

Internetgags der Gebrüder Moped

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Manipuliert

Was macht der Kanzler eigentlich beruflich?", so der Buchtitel, fragen Stanzl und Strecha-Derkics etwa auf einem manipulierten SPÖ-Wahlplakat. Sie machen sich, ganz Medienguerilla, die Bildsprache ihrer satirischen Opfer zunutze. "Unser Fokus liegt in der Sprache und Methodik der Machthabenden, den absurden Auswüchsen politischer Kultur", erklären die Satiriker. "Diese Muster sind wiederkehrend, auch wenn sich die thematischen Details innerhalb des Tellerrandes ab und zu ändern." Da schreit einem dann plötzlich ein Plakat entgegen: "Wien darf nicht St. Pölten werden". Oder: "Bayern abschieben" – weil ihre Frauen Kopftücher tragen.

Geschont wird dabei nichts und niemand. Dennoch scheint die FPÖ ein Lieblingsziel zu sein. Was den Satirikern zum "HC-Rap" oder Straches staatstragender YouTube-Inszenierung einfällt? "Jenseitiges ist nicht zu überzeichnen, sodass es für die Satire gar nicht einmal so ein Fressen ist, wie viele glauben."

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Die Frage, wie weit der blaue Höhenflug noch führen könnte, beantwortet das Duo mit einer Gegenfrage: "Warum sollte Strache Kanzler werden? Das wäre doch wie ein Hausmeister, der nicht zusammenkehrt oder Schnee schaufelt, sondern den ganzen Tag durchs Haus rennt und überprüft, wer wie lange hier schon wohnt." Dass ein solcher Hausmeister keine absolute Mehrheit finde, sei "beruhigend".

Strache habe selbst bereits Moped-Fotos gepostet, was "kein G’hört-sich" sei. Generell sehen sie kein Problem darin, dass jeder Facebook-User mit Bildmontagen selbst zum Satiriker werden könne: "Es kann sich im Grunde auch jeder auf die Bühne stellen. Egal, ob die Kanäle altbewährt oder jung und digital sind: Gut ist, was gut ist."

KURIER-Wertung:

INFO:

Gebrüder Moped: 'Was macht der Kanzler eigentlich beruflich?' Milena. 227 Seiten,18,90 Euro.

Die Gebrüder Moped auf Facebook und Twitter

Sie nützen die sozialen Medien wie sonst kein Kabarett-Act in Österreich. Wie sinnvoll ist es, eure Online-Satiren in Buchform zu veröffentlichen? Wollt ihr damit bewusst eine andere Zielgruppe ansprechen?

Gebrüder Moped: Die Anregung zur Veröffentlichung kam vom durch und durch sympathischen Milena-Verlag, aber die Idee hat uns eigentlich gleich gefallen: Endlich unsere vielen kleinen satirischen Häppchen zusammenzuschnüren und in ein kompaktes "Buch to go" zu packen. Ist doch ein klassisches Klo-Buch, für jede Länge des Aufenthalts etwas dabei. Und am Klo gibt es keine Zielgruppen, da sind wir alle gleich.

Manche im Buch angesprochene Themen wie die Asylfrage sind noch immer aktuell bzw. noch spannender geworden. Andere Themen, wie die Rettungsgasse, sind dafür schon etwas überholt. Wie sieht es derzeit aus mit der Halbwertszeit von Satirethemen?

Unser Fokus liegt gerne ja weniger im Thema als in der Sprache und Methodik der Machthabenden, ihren Zugängen und den absurden Auswüchsen politischer Kultur. Diese Muster sind wiederkehrend, auch wenn sich die thematischen Details innerhalb des Tellerrandes ab und zu ändern. Dadurch dass wir auf der Bühne, im TV, im Netz und jetzt auch als Buchautoren arbeiten dürfen, haben wir ohnedies eine breite Palette unterschiedlicher Medien zu Verfügung, wo wir auf der einen Seite anreißend schnell und auf der anderen recherchiert, tiefer greifend, langsamer an verschiedene Sachen herangehen können.

Tendenziell kann durch die sozialen Medien jeder seine eigenen Texte und Bildmontagen verbreiten. Das Kabarett hat also längst das Monopol auf Satire verloren. Ist das gut oder schlecht?

Es kann sich im Grunde auch jeder auf die Bühne stellen, lachen und singen, tanzen und springen. Egal ob die Kanäle alt bewährt oder jung und digital sind: Gut ist, was gut ist.

Dem Kanzler wird im Buchtitel ein etwas unklares Tätigkeitsprofil unterstellt, um es möglichst neutral auszudrücken. Konnten Sie da in der Zwischenzeit schon mehr Bewegung feststellen, etwa in der Außenpolitik bezüglich der Flüchtlingskrise?

Es geht im Titel und im Buch weniger um den Bundeskanzler, auch nicht um den aktuellen. "Was macht der Kanzler eigentlich beruflich?" ist eine der vielen absurden Fragen, die sich für uns auftun, wenn man den politischen und medialen Output als die dazu gehörigen Antworten definiert. Wir spielen ein bisschen Polit-Jeopardy.

Die FPÖ und ihre Plakate sind ein beliebtes Ziel eurer Satire. Aber verfängt das auch bei Leuten, die Strache wählen?

Das wissen wir natürlich nicht. Strache war aber schon einige Male dreist genug, Bilder von uns auf seiner Facebook-Seite selbst hochzuladen und zu posten. Das ist natürlich kein G'hört sich, machen alle anderen auch nicht und zeichnet ein recht genaues Bild des Herrn.

Strache liegt in Umfragen derzeit bundesweit vorn, sogar in der Kanzlerfrage. Überrascht euch das? Seht ihr die Möglichkeit, dass die FPÖ in Wien oder in Österreich einmal das Sagen hat?

Warum sollte Strache Bundeskanzler werden? Das wäre doch wie ein Hausmeister, der nicht zusammen kehrt, nicht Schnee schaufelt und keine Glühbirnen wechselt, sondern der den ganzen Tag durchs Haus rennt und überprüft, wer wie lange hier schon wohnt. Es ist beruhigend, dass die absolute Mehrheit im Lande einen solchen Hausmeister nicht wünscht.Wenn Strache rappt, das Medium Cartoon benützt, eine Oktober-Revolution ausruft oder sich auf Youtube wie ein Bundespräsident inszeniert – was denkt man sich dabei als Satiriker?

Jenseitiges ist nicht zu überzeichnen, sodass es für die Satire gar nicht einmal so ein Fressen ist, wie viele glauben. Allerdings fällt eines auf: In der Umsetzung sind die Freiheitlichen in fast jedem Genre unteres Mittelmaß bis unter aller Sau. Wären die großen Söhne und Töchter unserer Nation handwerklich derart tollpatschig gewesen, hätten die Freiheitlichen heute nichts, worauf sie stolz sein könnten.

Ihr bezieht auch in der Flüchtlingsthematik eindeutig Stellung. Hatte das Hasspostings zur Folge und wie geht ihr damit um?

Eigentlich absurd, dass man zu Themen wie basale Menschlichkeit und schlicht geltendes Völkerrecht "eindeutig Stellung beziehen" muss. Aber wir sind kaum bis gar nicht mit Hasspostings konfrontiert und sehen das durchaus als Kompliment. Unser Ziel ist es, unsere satirischen Formulierungen möglichst so genau zu treffen, dass sie aufregend und bissig sind und wir gleichzeitig unangreifbar bleiben. Die wenige Anfeindung deutet uns an, dass uns das teilweise sogar gelingt.

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Franz Stanzl und Martin Strecha-Derkics (re.) als Laudatoren bei der diesjährigen Akademie-ROMY

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