Bregenzer Festspiele verzichten auf Schauspiel

190.000 Tickets für Mozart-Oper aufgelegt, doch der Bereich Schauspiel entfällt zur Gänze.

Die Bregenzer Festspiele präsentieren sich 2013 mit Mozarts "Zauberflöte" (Premiere: 17. Juli) und ohne Schauspiel-Programm. Neben der Hausopern-Uraufführung von Andre Tchaikowskys "Der Kaufmann von Venedig" (Premiere: 18. Juli) werden die beiden Musiktheaterstücke "The Wasp Factory" (UA) und Olga Neuwirths "American Lulu" als österreichische Erstaufführung im Rahmen von "Kunst aus der Zeit" (KAZ) gezeigt. Das Programm 2013 unter dem Motto "Dem Licht entgegen" wurde am Donnerstag von Festspielpräsident Hans-Peter Metzler, Intendant David Pountney und dem kaufmännischen Direktor Michael Diem vorgestellt. Insgesamt werden rund 205.000 Tickets für das Festival am Bodensee aufgelegt.

"Bewusste Entscheidung"

Dass kein Schauspiel mehr geboten wird, sei eine bewusste Entscheidung gewesen, erklärte Pountney. Man habe sich entschlossen, die vorhandenen Ressourcen lieber ins Musiktheater zu investieren. "Das KAZ-Programm hat für mich Priorität, manchmal im Leben muss man eben wählen, und man kann nicht alles haben", sagte der Intendant. Man verfüge aber auch so über ein starkes Programm.

So warte die Schiene "Kunst aus der Zeit" (KAZ), die 2012 wegen der finanziell weniger erfolgreichen Seeoper "André Chénier" verkleinert wurde, 2013 mit einem besonders hochkarätigen Angebot auf. Gezeigt wird am 1. und 3. August das neue Musiktheater "The Wasp Factory" (UA) von Ben Frost nach dem Bestseller von Iain Banks und einem Libretto von David Pountney. Am 16. und 17. August findet mit "American Lulu" die österreichische Erstaufführung von Olga Neuwirths Auseinandersetzung mit Alban Bergs Stück statt. Es handle sich um "brillantes Musiktheater von einer der wichtigsten jungen Komponistinnen", so der Intendant.

Das "blinde Bestehen auf Recht und Gesetz" stehe im Mittelpunkt der Hausoper "Der Kaufmann von Venedig" nach Shakespeares gleichnamigem, 1605 erstmals aufgeführten Stück. Das in den Jahren 1968 bis 1982 entstandene Werk stammt von dem nach England ausgewanderten polnischen Pianisten und Komponisten André Tchaikowsky, der mit falschen Papieren unter diesem Namen das Warschauer Ghetto und ein Konzentrationslager überlebte. Es handelt sich um seine einzige Oper.

Die Festspiele setzen damit ihre Serie von Uraufführungen im Haus fort. Die Inszenierung übernimmt Keith Warner, für die musikalische Leitung sorgt Erik Nielsen. Die beiden gegensätzlichen Welten - Venedig als Geld- und Machtzentrum, Belmont als Ort der Liebe und der Musik - seien musikalisch hervorragend gestaltet, so Pountney. Der Jude Shylock werde nicht als Karikatur gezeichnet, "sondern als Mensch, der sein Schicksal tragen muss".

Am ersten Festspielwochenende werde wie schon beim Mieczyslaw Weinberg-Schwerpunkt ein Symposium zu Tchaikowsky stattfinden. Musikwissenschafter Alexander Laskowski vom Adam Mickiewicz Institut erklärte, man sei sehr dankbar, dass Bregenz für Polen noch einen Komponisten entdecke und bezeichnete Bregenz als "kulturelle Botschaft Polens". "Etwas für einen vergessenen Komponisten tun zu können, finde ich sehr wichtig", betonte Pountney.

Die Orchesterkonzerte bieten 2013 einen Rückblick auf die Intendanz Pountneys. So werden die Wiener Symphoniker und das Symphonieorchester Vorarlberg Werke von Benjamin Britten, Karol Szymanowski, Mieczyslaw Weinberg und André Tchaikowsky spielen. Am "Tag der Wiener Symphoniker" am 11. August spielt das Hausorchester der Festspiele ein Sonderkonzert unter dem Titel "Gruß aus Wien".

Die Suche nach einem Hauptsponsor läuft weiter. Man habe langfristig das Ziel, zehn Prozent der Ticketeinnahmen über Sponsorengelder zu lukrieren, so Festspielpräsident Metzler. Dabei spreche man von einer Größenordnung von rund 1,5 Mio. Euro jährlich. Man sei diesbezüglich in Gesprächen mit potenziellen Partnern und "auf sehr gutem Weg". Die Festspiele verlieren zu Ende des Jahres mit UBS einen zweiten von drei Hauptsponsoren.

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