Bregenz: Vom Chef zum normalen Gast

Bregenz: Vom Chef zum normalen Gast
Am Mittwoch starten die Bregenzer Festspiele. Intendant David Pountney rüstet sich inzwischen für seine beiden letzten Spielzeiten in Vorarlberg.

Mit der Uraufführung von Detlev Glanerts Science-Fiction-Oper "Solaris" und der Wiederaufnahmen von Umberto Giordanos "André Chenier" startet David Pountney in seine drittletzte Saison als Intendant. Eigentlich wollte er 2013 gehen, doch nach dem Gezerre rund um die Leider-doch-nicht-Bestellung Roland Geyers zum Chef hat Pountney noch ein Jahr dazu bekommen und bleibt bis 2014 künstlerisch verantwortlich. "Eine Ehrenrunde, auf die ich mich sehr freue", sagt Pountney.

Der Grund für die Freude: "Ich kann mich aus Bregenz mit Mozarts ,Zauberflöte" am See verabschieden." Dabei wollte Pountney 2013 das Musical "Show Boat" vom Stapel lassen. "Ich habe aber dann nochmals nachgedacht. ,Show Boat" ist ein tolles Werk, aber in Österreich unbekannt. Ich wollte finanziell kein Risiko eingehen, denn das ,Spiel auf dem See" ist unsere Cashcow, mit der wir alle anderen Produktionen finanzieren müssen. Da ist die ,Zauberflöte" als Werk viel ungefährlicher."

Mutige Moderne

Bregenz: Vom Chef zum normalen Gast

Zwei moderne Stücke will Pountney in seiner Intendanz immerhin noch verwirklichen. 2013 kommt die Oper "Der Kaufmann von Venedig" des polnischen Komponisten André Tschaikowsky (1935–1982, eigentlich: Robert Krauthammer). 2014 gibt es die mit Spannung erwartete Uraufführung von HK Grubers Oper "Geschichten aus dem Wiener Wald" nach Ödön von Horváth. "Zwei mutige, moderne und aufregende Stücke", sagt Pountney.

Danach widmet sich der Intendant und Regisseur ganz der Walisischen Nationaloper, deren Chef er bereits ist. "Ich träume da von internationalen Koproduktionen. Wir machen in Cardiff eine neue ,Lulu", einen ,Lohengrin" oder auch Jonathan Harveys Oper ,Wagner Dream" – das werden alles sehr spannende Arbeiten."

Was aber wird Pountney an Bregenz vermissen? "Die Menschen, mit denen ich hier arbeiten darf. Und das Publikum, das unserem Weg mit Neugier gefolgt ist."

Wird Pountney als Regisseur an den Bodensee zurückkehren? "Nein. Ganz sicher nicht. Auch ich möchte im Sommer einmal nur ein ganz einfacher Festspiel-Besucher sein."

Weiterführende Links

Das Programm: Von der Revolutionsoper in die unendlichen Weiten des Weltalls

Bregenz: Vom Chef zum normalen Gast

Als Spiel auf dem See ist heuer zum zweiten Mal Umberto Giordanos "André Chenier" (ab 19. Juli) zu sehen. Die Inszenierung stammt von Keith Warner, das Bühnenbild von David Fielding. Ulf Schirmer dirigiert die Wiener Symphoniker; die Besetzungen alternieren.

Im Festspielhaus gibt es ab 18. Juli die Uraufführung von Detlev Glanerts Oper "Solaris" nach dem gleichnamigen Science-Fiction-Roman von Stanislaw Lem zu sehen. Markus Stenz leitet die Wiener Symphoniker; Regie führen Moshe Leisher und Patrice Caurier. Die männliche Hauptrolle singt der deutsche Bariton Dietrich Henschel.

Im Theater am Kornmarkt zeigt man ab 4. August Detlev Glanerts Kammeroper "Nijinskys Tagebuch". Ingo Ingensand dirigiert das Symphonieorchester Vorarlberg; Regie führt Rosamund Gilmore. Dazu gibt es drei Konzerte der Wiener Symphoniker.

Das Schauspiel ist bei dem heuer stark eingeschränkten Programm nur mit Paulus Hochgatterers "Makulatur" vertreten. sehr reduziert ist auch die Reihe "Kunst aus der Zeit" (KAZ). Hier sind Nico and the Navigators zu Gast; dazu kommen zwei weitere Konzerte.

Die Schiene "Musik & Poesie" kann dank eines privaten Sponsors an drei Abenden stattfinden.

Mehr zum Thema

  • Hintergrund

  • Hintergrund

  • Kommentar

  • Hauptartikel

Kommentare