150 Jahre Staatsoper: Holdingchef Kircher - "Schaffung singulärer Ereignisse"

150 Jahre Staatsoper: Holdingchef Kircher - "Schaffung singulärer Ereignisse"
Christian Kircher, Geschäftsführer der Bundestheater-Holding, zum Jubiläum der Wiener Staatsoper.

Kultur zu erschaffen und sich mit ihr auseinanderzusetzen ist ein elementares Bedürfnis der Menschen. Sie ist ein unerlässliches Gut für die Gesellschaft. Daher gibt es ein breites Bekenntnis zur Förderung, Pflege und Ermöglichung von Kultur durch die öffentliche Hand. Gleichzeitig haben wir als Kulturmanager hohe Verantwortung für jenes Geld, das der Staat zur Verfügung stellt.

Kostendruck

Der Druck auf die Verantwortlichen in Opern-, Theaterhäusern und Museen hat in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen. Wir sollen effizienter, kostendeckender und wirtschaftlicher agieren. Aber wie wirtschaftlich kann Kultur überhaupt sein? Welche Auswirkungen haben diese Anforderungen auf Kulturschaffende, auf das Angebot, die künstlerische Entfaltung?

Oberste Maxime ist nicht die Erzielung von Gewinn, dessen Steigerung und Maximierung, sondern die Schaffung singulärer, nicht wiederholbarer Erlebnisse, die uns Menschen bewegen, berühren oder auch zu Widerspruch herausfordern.

Unternehmerisches Denken und Handeln, der gezielte und verantwortungsvolle Einsatz von öffentlichen Geldern – im Falle der Wiener Staatsoper von jährlich rund 66 Millionen Euro – sind dabei unerlässlich.

Während auf der Bühne an 300 Tagen das Außergewöhnliche passiert, werkt im Hintergrund eine Organisation, die das Außergewöhnliche erst umzusetzen weiß. Knapp 1.000 Menschen tragen dazu bei, jährlich fast 400 Vorstellungen für 600.000 Besucherinnen und Besucher zu ermöglichen.

Auch wenn die Wiener Staatsoper nicht immer den Gesetzmäßigkeiten eines Privatunternehmens unterliegt, fordert sie als Unternehmen Managementfähigkeiten. Die Frage nach Einnahmen und Ausgaben, nach der technischen Umsetzbarkeit einer künstlerischen Idee, Themen wie die Auswirkungen der Digitalisierung oder neuer Formen des Kartenvertriebs werden abseits des Bühnengeschehens und oft außerhalb der Wahrnehmung unseres Publikums bearbeitet.

Leidenschaft

Es ist aber der innerste Motor, der Kulturbetriebe von anderen Unternehmen unterscheidet, und dieser Motor ist die Leidenschaft für die Kunst und die Hingabe, jeden Abend das Außergewöhnliche zu erreichen. Viele Unternehmen würden sich eine so hohe Identifikation mit den Unternehmenszielen wünschen.

„Kultur ist kein Luxus, den wir uns leisten oder auch streichen können, sondern der geistige Boden, der unsere eigentliche innere Überlebensfähigkeit sichert“, lautet der Befund Richard von Weizsäckers. Ob aus dem (Musik)Theater gleich eine moralische Anstalt wird, wie Schiller es gefordert hat, sei dahingestellt. Der Anspruch der Oper, Menschen zu berühren und an ihr zu wachsen, bleibt auch nach 150 Jahren aufrecht.

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