Rabinowich geht essen: Die große Sehnsucht

Das neue Lokal am Vorgartenmarkt, das Edi Dimant eröffnet hat, liefert auch Sushi-Boxen zum Selber-Basteln aus.
Julya Rabinowich

Julya Rabinowich

Es soll der Frühling kommen. Endlich soll er kommen. Die Knospen auf den Büschen und Bäumen ausquetschen in Blätter und Blumen. Duften soll er. Strahlend soll er sein. Mit blauem Himmel und mit rosa getönten Abendwolken. Schmetterlinge können auch nicht schaden, am besten gelbe Zitronenfalter und wild bunte Pfauenaugen. Nicht einmal gegen einen ganzen Pfau könnte man jetzt etwas einwenden. Ihm wäre der grüne, gepflegte Rasen im Stadtpark passend, beispielsweise. Und man könnte draußen sitzen. Und draußen speisen. Gut sonnengeschützt den ersten zarten Goldton auf der Haut einfangen.

Aber: Man muss sich noch in Geduld üben. Noch ist es alles andere als warm und einladend. Und die Schanigärten bleiben ein ferner Traum. Wer sich trösten will mit Reminiszenzen an den letzten Sommer, der kann das allerdings im neuen Mochi am Markt tun. Vorläufig leider nur in Hauszustellung oder Selbstabholung.

Mochi am Markt (derzeit Mochi to go)
Vorgartenmarkt 16, 1020 Wien
Tel. 01/394 20 12, mochi.at
geöffnet Montag bis Samstag 11.30–19 Uhr Sonn- und Feiertag geschlossen

Dafür liefert das neue Lokal am Vorgartenmarkt, das Edi Dimant eröffnet hat, auch Sushi-Boxen zum Selber-Basteln aus. Ich habe zwar damit geliebäugelt, habe allerdings zuvor beim Schreiben den Daumen ausgekegelt und damit kein Vertrauen in die eigene Sushi-Meisterlichkeit und blieb lieber bei Altbewährtem (zarte, frühlingshaft grüne Edamame) und völlig Neuem: Hier gibt es auch Seebarschmaki namens Crunchy Hamachi Roll mit Hamachi Tartare, Avocado, Gurke, Sweet & Spicy Sauce und Tempura Flakes. Zarter Fisch trifft hier auf die Schärfe der Sauce, die ich eigentlich auch entbehren hätte können, Soja wäre vollkommen ausreichend gewesen. Aber dann trat ein neuer Liebling in mein Leben: unfassbar eigen und intensiv schmeckende Kohlsprossen mit Limette, Erdnuss und Koriander. Auf den ersten Biss noch – höflich ausgedrückt – recht erstaunlich, schließen sie sich nach kurzer Überlegung hartnäckig ins Herz der Verkosterin und verbleiben dort als Fata Morgana nächster Bestellungen.

Oh ja, sie kommen wieder in meine Gasse. Ebenso wie das knackige Blumenkohl-Tempura mit süßer, zitroniger, dickflüssiger Sauce und Sesam, das es zusätzlich zu den üblichen Tempuraverdächtigen im Angebot gibt. Und wenn wir schon bei Herz sind: Auch sehr fein (und vorsommerlich einstimmend) sind die Crispy Prawns aka Garnelen auf Salatherz mit Chilimayo und Yuzu-Trüffel-Sauce (die man auch extra erwerben kann, um wenigstens mit Marinaden und Salat herumzuexperimentieren, wenn man sich schon nicht an das Selfmade-Sushi traut). Am Samstag gibt es zusätzlich noch Fischburger im knusprigen Brioche-Bun, der aber recht rasant vergriffen sein könnte: Die Schnelligkeit ist hier Garant des Erfolges.

In dieser Schnelligkeit möge sich bitte auch der Frühling üben und endlich erscheinen. Sogar wenn die Schanigärten noch in ferner Zukunft sind. Wenigstens das Fresspaket möchte man sich in erfrischender Brise abholen können. Und nicht im Schneematsch von gestern.

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