Raab geht essen: Hysteriefreie Intoleranz
Kürzlich war es wieder einmal so weit. Obwohl wir im Fall generationsübergreifender Begegnungen brisante Themen strikt vermeiden. Aber leider. Irgendwer konnte es nicht lassen und schon hatten wir das Malheur: Zwei Haushalte ohne Diskussions- leitung an einem Tisch und fast alles vertreten: Rot-bis-in-den-Tod, Früher-Schwarz-jetzt-Neos, Grün-aber-sicher-niemals-Rot-Ätsch, Schwarz-wurde-von-Türkis-gerettet-Amen, Es-grünt-so-grün, und natürlich die Gruppe jener, die bei Beantwortung der Fragen auf wahlkabine.at regelmäßig zu Kommunisten werden, und dann nicht wissen, was sie mit diesem Ergebnis anfangen sollen. Einzig die HC-war-so-super-und-jetzt-go-Kickl-go-Fraktion fehlt und geht auch keinem ab. Ergo schaffen wir das bei einem Glas Wein eigentlich immer recht gut mit der Toleranz. An diesem Abend aber stieß ich schwer an meine Grenzen. Die Nase plötzlich verstopft, das Herz beschleunigt, Schweißausbruch. Umgehende Reaktion: Kopf in den Nacken legen, und vor aller Augen heldenhaft ein 15 Zentimeter Wattestäbchen in meiner Nase Richtung Hirn verschwinden lassen. „Du hast dich doch vorhin grad getestet!“, „Wurscht!“ Irgendjemand muss ja schließlich die für Weihnachten 2020 erstandene Großpackung Nasen-Rachen-Tests aufbrauchen. Ergebnis jedenfalls neuerlich: Negativ. „Willkommen im Club!“ hob sich ein Rotweinglas, „Das Histamin!“ Katastrophe! Immerhin wurde mir einst als Student von dem angesehenen Sportmediziner Dr. Ludwig Prokop beigebracht, eine Flasche Rotwein täglich wäre keineswegs ungesund. Absichtlich unvergessen diese Vorlesung, auch wenn ich bis heute trotz Corona an der Vorgabe kläglich scheitere. Ein gelegentliches Viertel jedoch ist keine Hürde mehr! Und jetzt das! Histamin-Intoleranz! Was tun? Testen, testen, testen. Ergo wurde die Folgewoche genutzt, zwecks eingehender Studie den Flaschenverbrauch hinaufschnalzen zu lassen, mit leider unklarem Ergebnis und logischer Konsequenz: der Griff zum Extrem. Keine drei Tage später war es da: ein Paket aus Gols. Burgenland. Absender: das mehrfach prämierte Bioweingut Christian & Thomas Weiss.
Das so Besondere an den Beiden: unbändiger Forschungswille und positive Besessenheit. Mit dem Resultat eines Gesamtsortiments, dessen Histamin-Restwert unter 0,1 mg liegt. Niemand sonst schafft das. Kann so etwas schmecken? Beworben mit: HYSTERIEfreie. Allein das gefällt schon. Bestellt habe ich den BLEND 2018 (Cuvée, 91 Falstaff Pkt., vegan) der zusätzlich einen Fructoserestwert unter 1 g/l und Sorbitrestwert unter 0,3 g/l aufweist. Und den FUSION 2018 (Cuvée, 92 Falstaff Pkt., vegan). Beide GOLD / Internationaler Bioweinpreis 2020. Verkostung dann in oben erwähnter Runde, eine Person tatsächlich mit Histamin-Intoleranz. Zuvor dekantiert wusste niemand von seinem Glück. Und ein solches wurde es. Einhellig. Beide Weine butterweich, kein Pelz, keine Säure, wunderbar voll, rund im Geschmack. Trinkfreude pur, absolut symptomfrei. Der FUSION noch einen Tick in sich stimmiger. Ein großer HYSTERIEfreier Wurf für Intolerante, und sicher auch Tolerante, Hysteriker oder nicht, egal. So viel visionärer Freigeist verdient Hochachtung. Kurzum: WEISS ist für mich jetzt schon die ROT-Entdeckung des Jahres. (PS: Und der ROSÉ ziemlich böse, weil selten gut und süffig …)
Bioweingut Christian & Thomas Weiss
Volksfestgasse 12, 7122 Gols
Tel. 02173/21 23
weingut-weiss.at
Kommentare