Raab geht essen: Hase mit Hut
Auf der Rückbank meine Frau. „Flieg mit mir um die Welt!“ Schön war das. Ein bisserl Disney. Unser Ziel passt perfekt: The STELLAS. Bedeutet übersetzt nur STELLAS, klingt aber nach mehr. Teller, Süden, Sterne. Martina & Rodschel Rachnaev haben zwei davon, als Nachfolger ihrer einstigen Kult-Adressen (St. Ellas & Gaumenspiel) aufleuchten lassen. Am Rochusmarkt und hier. Also hinein.
Sofort der Eindruck, als hätten wir die Ursache der so leeren Stadt gefunden. Jeder Tisch besetzt. Wie der Livingroom eines großen Freundeskreises. Was zutrifft. Vorwiegend Stammgäste zugegen, auch der Chefin Martina wegen. Ohne Stamm keine Gäste. Ohne Stammgäste kein Überleben. Und ohne für diesen Beruf leben zu wollen: Vergiss es. Der Raum auf Anhieb einladend, gemütlich, mediterranes Rot mit englischem Clubambiente, dunkle Möbel, gedämpftes Licht. Als Blickfang, wie ein Altar, die Bar. Das gefällt.
Unsere Freunde winken uns zu. Der direkt neben der offenen Küche neu zugewiesene Tisch ein wenig improvisiert, denn wir sind wunderbarerweise mehr als gedacht. Ebenso die knusprigen Austernpilze. Der Teig rundum keine schlamperte Idee, sondern schön gehaltvoll. Danach gebackene Artischocken, Pimientos de Padron, allein die reichlich angebotenen Tapas hier machen schon glücklich.
Erfreulicherweise nur als Skizze und nicht Speise das STELLAS Logo: ein Hase mit Hut. Unsere skeptisch bestellte Thuna Sashimi Pizza mit Avocado, Tomate, Wasabi überzeugt, und wenn mir einfachem Gemüt dann solch ein perfekt zubereitetes, butterweiches Steak mitsamt einer wohlgeratenen knackigen Portion Süßkartoffelpommes serviert wird, bin ich selig. Haute Cuisine als selbstverliebte Fopperei: Nein Danke.
Im STELLAS ist der Gast der Stern und kein Statist. Unsere Nähe zur Küche lässt den Abend trotz des Rundums bald werden, wie die Anreise. Still. Vor uns ein wohltuendes Fließen. Küchenchef Matthias Eichblatt mit Köchin Soja Hoyos Gomar. Deren Arbeit wie ein Tanz, ein wortloses Zusammenspiel. Behutsame, ästhetische Bewegungen, keinerlei Hektik, kein einziger Akt der Lieblosigkeit. Das beruhigt ungemein, lässt ankommen. Und danach an die Bar. STELLAS. „Flieg mit mir um die Welt!“ Schön war das.
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