Kralicek geht essen: Der Schanigarten

Seit wenigen Tagen hat das Schweizerhaus wieder geöffnet, und damit auch Wiens wichtigster Gastgarten.
Wolfgang Kralicek

Wolfgang Kralicek

Spätestens jetzt ist klar: Der Winter ist vorbei, die Schanigartenzeit hat begonnen. Alles drängt ins Freie, die Cafés und Restaurants der Stadt stellen Tische und Sessel raus, bald mag niemand mehr drinnen sitzen. Ein schöner Moment ist das, jedes Jahr aufs Neue.

Heuer aber fühlt es sich irgendwie anders an. Das liegt daran, dass die Gastgartenzeit nie ganz vorbei war. Das Rauchverbot und die Furcht vor den Viren haben dazu geführt, dass eine gar nicht so kleine Zahl an Gästen es auch bei Minusgraden vorzog, draußen zu sitzen – Bilder, die wir bisher nur von den großen Cafés in Paris kannten. Überhaupt erst möglich gemacht haben das die Corona-Regelungen; ausnahmsweise hat die Behörde nicht darauf bestanden, die Schanigärten wegzuräumen. Die Pandemie wird irgendwann wahrscheinlich wirklich mehr oder weniger vorbei sein. Aber man muss weder Niki Popper noch Mitglied der Gecko-Kommission sein, um zu prophezeien: Die Winter(gast)gärten werden bleiben.

Problematisch daran sind nur die dekadenten Heizschwammerln, mit denen manche winterliche Schanigärten temperiert werden. Dass die Energiebilanz da nicht stimmt, ist mit freiem Auge sichtbar. Decken oder Felle, die andere Lokale für ihre Outdoor-Gäste bereitstellen, sind da viel sympathischer. Und grundsätzlich sind die Ganzjahres-Gastgärten eine gute Entwicklung. Es macht die Stadt einfach lebendiger, wenn die Menschen draußen sitzen. Für Stadtbenützer ist der Gastgarten der ideale Ort: Hier sind sie draußen an der frischen Luft, können sich aber jederzeit Speisen und Getränke bringen lassen. Hier haben sie an ihrem Tisch so etwas wie Privatsphäre, können von vorbeikommenden Freundinnen und Bekannten aber jederzeit gesehen und ganz unkompliziert besucht werden.

Im Schweizerhaus gehört es zum Ehrenkodex der Stammgäste, am Eröffnungstag auch dann draußen zu sitzen, wenn es – was im März ja vorkommen kann – gerade geschneit hat. Aber die Schweizerhaus- Stammgäste sind nach der Winterpause eben auch entsprechend ausgehungert. Wer Lokale frequentiert, die ohnedies das ganze Jahr Garten- betrieb haben, kann es gelassener angehen – und setzt sich, wenn es einmal wirklich kalt ist, ausnahmsweise halt rein. Noch kann man das ja. Aber wenn der Trend zum Draußensitzen weiter anhält, könnte es so weit kommen, dass die Wirte drinnen gar nicht mehr aufsperren.

Prater 116, 1020 Wien,
Tel. 01/728 01 52-0,
schweizerhaus.at;
geöffnet von 15. März bis 31. Oktober
täglich von 11 bis 23 Uhr
 

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