Kralicek geht essen: Der Dönerstand
Auf Döner jedenfalls können sich so ziemlich alle einigen. Das mit geschnetzeltem Fleisch (Huhn, Lamm oder Kalb), Gemüse und Saucen gefüllte Fladenbrot ist nicht nur so etwas wie die Leberkässemmel für Muslime, sondern auch im autochthonen, grundsätzlich eher schweinefleischfixierten Teil der Bevölkerung eine äußerst beliebte Mahlzeit.
In Wien sah es eine Zeit lang sogar so aus, als würde die Dönerbude den traditionellen Würstelstand verdrängen; inzwischen hat sich die Situation in Richtung friedliche Koexistenz entspannt.
Was macht den Döner so beliebt? Er ist unkompliziert, sättigend und preisgünstig, aber das hat er mit den meisten Fast-Food-Produkten gemeinsam. Es muss also der Geschmack sein, und da punktet der Döner mit einer Vielfalt von Aromen, bei der Käsekrainer und Co nicht mithalten können.
Das idealerweise in dünnen Scheiben vom Spieß gesäbelte Fleisch ist würzig und kross; das Gemüse gibt einem nicht nur das beruhigende Gefühl, sich doch irgendwie gesund zu ernähren, sondern stellt tatsächlich die perfekt mit dem Fleisch harmonierende Beilage dar; die Saucen sorgen für den Umami-Effekt, der den Döner unwiderstehlich macht.
Wie tief der Döner in der Mehrheitsgesellschaft angekommen ist, lässt sich auch an der Sprache ablesen. Am Dönerstand wird ein spezieller Code gesprochen – und zwar von allen. Wer zum Beispiel einen Döner mit Hühnerfleisch, sämtlichen Beilagen sowie scharfen Gewürzen bestellen möchte, tut das folgendermaßen: „Ein Hühnerdöner mit alles und scharf!“ Das ist die Standardbestellung, Differenzierungen sind bis ins kleinste Detail („mit alles ohne Zwiebel“, „wenig scharf“) möglich.
In der Pilgramgasse wirbt ein Dönerstand mit dem Slogan „Döner macht schöner“. Diese Behauptung ist möglicherweise nicht ganz haltbar. Aber eine Bereicherung ist der Döner allemal, sowohl kulinarisch als auch sprachlich. Wer will, kriegt von ihm alles. Und scharf.
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