Paaradox: Aszendent faul
SIE
Theatralisch und, ja, als „Poser“ ein bisserl selbstverliebt: So werden Männer mit Aszendent Löwe gerne charakterisiert. Nichts, das auch nur ansatzweise an den Aszendenten-Löwe-nebenan erinnert – nie-nie-nie-mals würde ich so etwas behaupten. Auch nicht, dass ihm die Sternendeuter einen leichten Hang zu Müßiggang und Faulheit nachsagen. Trotzdem musste ich vergangenen Sonntagmorgen im Bett erneut rätseln, warum der Mann nebenan immer mich fragt, wenn er wissen möchte, wie viel Uhr es ist. Da wacht er auf, räkelt sich wie eine Großkatze in seiner Savanne namens Doppelbett, und ist nicht imstande, selbst nach seinem Handy zu greifen, um sich wie einer, der groß und stark ist, zu orientieren.
Schmollen und fragen
An Sonntagen mit sportlichen Terminen seinerseits, sorge ich dann gerne für einen lustigen Adrenalinschub und streue beiläufig ein 12.15, wieso? in den morgendlichen Dialog. Dann ist er auf einmal sehr munter und brüllt: Pfah, ich hätte eigentlich um 11 wegmüssen! Da beruhige ich rasch: Scherz, es ist eh erst neun. Erst schmollt er, dann stellt er mir die nächste Frage: Weißt du, wie das Wetter heute so ist? Nun, auch hier wäre – nach Jahren in der Savanne – selbsttätiges Handeln gefragt. Aber es ist nun einmal bequemer, gnä Kuhn zu konsultieren – Motto: Nur nicht zu viel geistig bewegen am Tag des Herrn. So kann’s dann durchaus vorkommen, dass ich mitten im August von Schneewarnungen, Lawinengefahr in unserem Garten sowie verschneiten Tennisplätzen parliere, nur um ihm die Absurdität seines Anliegens zu verdeutlichen. Wenn er dann beleidigt ist, lege ich ihm einen Geheimtipp ans Hufnagl-Herzerl: Schau doch beim Fenster raus! Dann lächelt er müde und küsst seine Wetterfröschin – um erneut festzustellen, dass sie sich auch diesmal nicht in eine Prinzessin verwandelt.
Neue Podcast-Folge „Schatzi, geht’s noch?“ auf kurier.at und allen Podcast-Apps; Auftritte: 10. 10., 1. 11., Rabenhof ; 20. 11., Klosterneuburg
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ER
Ich sitze ja rasend gerne in Runden, in der Diskussionen auf Basis von Sternzeichen stattfinden. Wo mir immer wieder vor Augen geführt, dass wir uns bitteschön über dies und gar nicht wundern müssen, weil: Hallo?!?! Der ist Wassermann! Und nicht nur das. Sein Aszendent ist auch noch Waage, also – Trommelwirbel – doppelt Luft (den Fehler zu glauben, dass Wassermann dem Element Wasser zuzuordnen ist, mache ich nie wieder, die Blicke dazu haben mich einmal fast getötet). Mitunter verlasse ich unauffällig den Raum, wenn die versammelten Deutungshoheiten Erkenntnisse wie Mars im fünften Haus analysieren. Weil der Atmosphäre mehr gedient ist, wenn ich verschwinde, um Sportmagazine zu sortieren, statt mich mit Fragen wie Habt ihr schon Asterix und Radix gelesen? am Gespräch zu beteiligen. Entsprechend konstruktiv bin ich auch, wenn ich das Gefühl habe, dass ich astrologisch verdammt werde, nach dem Credo: Hufnagl ist Schütze, trinkt gerne Wein, hat aber Aszendent Löwe, und entsorgt deshalb die leeren Flaschen nicht oft genug.
Halbschlaf-Gemurmel
Diesmal war es also meine morgendliche Bequemlichkeit, die gnä Kuhn dazu veranlasste, die Verantwortung der Sterne zu bemühen. Als würde nicht jeder frisch erwachte Widder, Skorpion oder Gürtelmull eine Frau, die nebenan gerade die Inhalte ihrer Wetter-Apps auswendig lernt, die simple Frage nach Uhrzeit und Tagesprognose stellen. Die Wahrheit ist: Die Liebste ortet gar kein Defizit bei mir, sie fühlt sich lediglich von meinem Halbschlaf-Gemurmel bei ihrem Studium gestört. Daher nützt sie den Umstand, dass ich geistig noch nicht voll mobilisiert bin, um kleine Überraschungseffekte zu inszenieren. Das findet sie superlustig. Woraus ich nach einem Blick in den Himmel ableite: Frauen mit Aszendent Krebs sind nur dann einfühlsam, wenn kein Hufnagl in ihrem Bett liegt.
Solo-Programm „Abend mit einem Mannsbild“, 9. 9., 19 h, Breindlkeller, Hollabrunn
E-mail: michael.hufnagl@kurier.at
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Twitter: @MHufnagl
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