Kralicek geht essen: Das Möbelhaus-Kochduell

Kaum ein Möbelhaus traut sich heute noch, einfach nur Möbel zu verkaufen.
Wolfgang Kralicek

Wolfgang Kralicek

Es soll ja Leute geben, die gar nicht wegen des Essens zu Ikea gehen. Aber kaum ein Möbelhaus traut sich heute noch, einfach nur Möbel zu verkaufen. Bei Leiner etwa gab es unlängst ein Wildragout, das zumindest auf der Postwurfsendung ausgesprochen appetitlich aussah. Die Schriftstellerin Stefanie Sargnagel hat mit einem Text namens „Penne vom Kika“ vor fünf Jahren sogar den Ingeborg-Bachmann-Preis gewonnen (den Publikumspreis, aber immerhin). Die Teigwaren im Kika-Restaurant kommen übrigens erst ganz zum Schluss ins Spiel. Und? „Sie schmecken nach gar nichts, genau wie ich es mag.“

Gleich neben dem Wiener Westbahnhof hat das schwedische Möbelhaus Ikea vor ein paar Wochen eine neue Filiale eröffnet, das sogenannte „Hus“ (schwedisch für „Haus“). Billy-Regale, Klippan-Sofas und andere Möbelstücke können dort zwar besichtigt und bestellt werden, gleich mit nach Hause nehmen aber kann man nur Kleinigkeiten. Das Restaurant im vierten Stock bietet eine imposante Aussicht auf Europaplatz und Mariahilfer Straße. Atmosphärisch erinnert das große, helle Lokal, wie alle Ikea-Restaurants, an eine Kantine; die Touchscreen-Monitore zum Bestellen wiederum kannte man bisher nur von McDonald’s. So wie der ganze City-Ikea ist auch das Restaurant die Miniaturversion des Stammhauses in Vösendorf. Das Speisenangebot ist stark eingeschränkt; im Grunde kann man hier nur zwischen Köttbullar-Bällchen in verschiedenen Versionen (Fleisch, Huhn, Gemüse) und Lachs (geräuchert oder gebraten) wählen. Zieht man in Betracht, dass 95 Prozent der Ikea-Besucher ohnedies Köttbullar oder Lachs (und zum Dessert ein Stück Daim-Torte) bestellen, dürfte die reduzierte Karte eigentlich kein Problem sein. Andererseits stehen beim Figlmüller ja auch ein paar andere Gerichte auf der Karte, obwohl dort noch nie jemand was anderes als Schnitzel bestellt hat. Wie auch immer, es ist jedenfalls beruhigend zu wissen, dass es jetzt auch innerhalb der Stadtgrenzen ein Köttbullar-Lokal gibt.

Schräg gegenüber – auf der anderen Seite des Gürtels, aber gerade noch in Sichtweite vom neuen Ikea-Hus – befindet sich ein vor knapp zwei Jahren eröffnetes XXXLutz-Restaurant. Das dunkle Interieur soll gediegene Gemütlichkeit ausstrahlen, macht aber den etwas überladenen Eindruck einer Autobahnraststätte. Gutbürgerlich – und viel umfangreicher als bei den Schweden – die Speisekarte; Kellnerinnen und Kellner bringen Schnitzel, Rumpsteak, Salatteller & Co. an den Tisch. Die Möbelhauskette mit den penetrantesten Werbefiguren Österreichs („Familie Putz“) betreibt rund sechzig Restaurants; dieses ist das einzige ohne angeschlossenes Möbelhaus. Im Eingangsbereich des Lokals gibt es zwar eine Ecke mit Geschirr und kleineren Deko-Artikeln; kaufen kann man die aber nicht.

Testergebnis: Kulinarisch bietet XXXLutz mehr Auswahl. Wer im Möbelhaus nicht ganz auf den Möbelkauf verzichten will, muss zu Ikea.

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