Raab geht essen: Ein bisserl was

Mir kommt die Empfindung „Da ging schon noch ein bisschen was!“ oft in räumlicher Hinsicht. In grauen Gassen, wo schon ewig Geschäftslokale leer stehen, und nur ein Farbtupfer reichen könnte, um aus diesem Nichts wieder einen Ort des sozialen Austausches werden zu lassen.
Thomas Raab

Thomas Raab

Sie kennen das sicher, dieses seltsame Gefühl: „Da ging schon noch ein bisschen was!“ Nicht zu verwechseln mit: „Da geht schon noch ein bisschen was!“ Dies nämlich impliziert die reale Möglichkeit der Umsetzung. Einen Teller Spaghetti Bolognese verdrückt zu haben und zu wissen, die zweite Ladung bring ich auch noch unter. Oder sich wetten zu trauen, nach dem nächsten Viertel Veltliner immer noch lupenrein „Topfentorte“ aussprechen zu können. Bei: „Da ging schon noch ein bisschen was!“ liegen die Dinge aber ein wenig anders. In diesem Fall ist die Möglichkeitsform eine versteckte Vergangenheit, die Hoffnung ziemlich getrübt, es könnte tatsächlich zu diesem Bisserlwas, der Veränderung zum Besseren kommen. Wenn wir uns beispielsweise in den Spiegel sehen und das BMI Maßband gar nicht erst in die Hand nehmen.

Wer mit diesem Gedanken Tag für Tag seinen Ehepartner betrachtet, hat natürlich ein noch schwerwiegenderes Problem. Mir kommt diese Empfindung „Da ging schon noch ein bisschen was!“ oft in räumlicher Hinsicht. In grauen Gassen, wo schon ewig Geschäftslokale leer stehen, und nur ein Farbtupfer reichen könnte, um aus diesem Nichts wieder einen Ort des sozialen Austausches werden zu lassen. Das Ende der Hietzinger Hauptstraße war so ein Fall, dort wo das sogenannte Zentrum Ober Sankt Veits liegen soll. Die einen behaupten, es wäre verträumt, für mich aber war er noch gar nicht erst aufgewacht. Man schlendert zuvor an der Bäckerei Schwarz, dem Spar, der Passage mit einem wunderbaren Bücher- und Geschenkeladen vorbei, überquert schließlich die Einsiedeleigasse dorthin, wo es eigentlich Richtung Höhepunkt gehen sollte, und es scheint, als wäre dies eine Trennlinie in eine seltsam vergessene Welt. Womöglich heißt sie deshalb so. Einsiedeleigasse.

Kommentare