Zwei Einakter – als Message gegen Gewalt und Perspektivlosigkeit

Agrin Bektaş als drachenbastelnder Tom und Mirjam Maschl, die auf einer Schiene balanciert.
„Wiener Vorstadttheater“ tourt mit „2 Mal Tennessee Williams“ durch Bezirke vor allem am Stadtrand.

Irgendwie schwebt derzeit über allen (Theater-)Veranstaltungen die (un-)ausgesprochene Sorge und Angst vor DEM Virus, DER Bedrohung. Und gleichzeitig ist praktisch immer zu spüren: Die unbändige Lust der einen, (endlich wieder) zu spielen und jene der anderen, die so sehnsüchtig diese Live-Kultur erleben (wollen).

Und den Umständen entsprechend – abgesehen von Masken und Abstand sowieso – sind es vor allem Stücke mit wenig Personal auf der Bühne – das ist einfacher. Im Theater Arche in der Wiener Münzwardeingasse wurde die eigene für Anfang Oktober geplante Premiere „Anstoß reloaded“, eine aktualisierte Version der Eröffnungsproduktion aus dem Vorjahr, die dann gleich für einen Nestroy-Theaterpreis nominiert war, abgesagt. „17 Schauspieler*innen, die sich in einem 170m² großen Theatersaal zweimal 45 Minuten lang stimmlich und körperlich verausgaben, das können wir im Moment leider nicht verantworten“, sandte die Leitung des kleinen Theaters aus, das mit „Hikikomori“ den ersten Nach-Lockdown-Abend am 29. Mai genutzt hatte, um zu spielen. Ein 1-Personenstück über (Selbst-)Isolation.

TheaterArche produziert aber nicht nur selbst, sondern öffnet die Bühne immer wieder auch für Gastspiele. Zum Glück hatte das integrative „Wiener Vorstadttheater“ heuer auch auf kleinere Produktionen gesetzt. Und so fand die Preview des Abends „2 Mal Tennessee Williams“ (US-Autors – u.a. Die Glasmenagerie, Endstation Sehnsucht) hier statt. Mit wenigen, wenngleich durchaus großen Requisiten, tourt die Gruppe nun durch Wiener Veranstaltungsorte in Bezirken der „Peripherie“.

Eine Theaterszene mit drei Personen und einer wackeligen Konstruktion.

Agrin Bektaş in der Rolel des einsamen Junnge und Mirjam Maschl als ebensolches Mädchen ...

Agrin Bektaş als drachenbastelnder Tom und Mirjam Maschl, die auf einer Schiene balanciert.

...

Eine Frau mit einer orangefarbenen Boa übergibt einem Mann eine Puppe.

...

Eine Frau kniet mit einer roten Federboa auf einem Holzboden neben einer Banane und einer Puppe.

...

Eine Frau mit einer roten Federboa kniet auf einer Bühne und lächelt.

...

Eine Frau mit einer orangefarbenen Federboa kniet auf einer Bühne.

...

Eine Frau mit orangefarbener Federboa hält eine Stoffpuppe und eine Banane auf einer Bühne.

...

Eine Frau balanciert auf einem schmalen Brett, während ein Mann im Hintergrund eine Requisite hält.

...

Eine Frau mit orangefarbener Federboa hält eine Puppe und eine Banane auf einer Bühne.

...

Eine Frau mit Zöpfen und einer orangefarbenen Federboa sitzt auf einer Bühne.

...

Aus der Trostlosigkeit wegträumen

Konzentriert aufs Schauspiel agieren im ersten Einakter drei, im zweiten zwei Darsteller_innen. Wie immer beim Wiener Vorstadttheater bedient sich die Gruppe klassischer (Theater-)Texte, um Botschaften auch ins hier und heute zu senden. Ausgrenzung, Gewalt sind immer wieder zentrale Themen bzw. Anliegen.

Beklemmend ist vor allem das Spiel und die Situation im zweiten Teil des Abends, in „Zum Abriss freigegeben“. Wenn Mirjam Maschl als herausgeputztes junges Mädchen Willie auf einem Gleis balanciert – zunächst mit ihrer Puppe Dolly in einer Hand - und ihre hochfliegenden Träume zum Besten gibt, lässt sie doch gleichzeitig das Publikum spüren, dass diese von ihrem eigenen, wirklichen Leben sehr weit entfernt sind. Tom, gespielt von Agrin Bektaş, vermittelt die Trotslosigkeit in seiner Langsaaaaaaaaamkeit, in der er Schnüre seines papiernen Flugdrachens zu knüpfen versucht. Ob dieser je zu Höhenflügen ansetzen kann???

Ein Mann und eine Frau sitzen auf einer Bank und schauen sich an.

Recep Bektaş als Jake Meigham und Anna Gishayn als Ehefrau
Flora  Meigham
...

Ein Mann hält den Arm einer Frau fest, während beide auf einer Bank sitzen.

...

Ein Mann in einem weißen Hemd gestikuliert auf einer Bühne.

Manfred Michalke als Silva Vicaro, Verwalter der Baumwollplantage...

Ein Mann und eine Frau sitzen auf einer Schaukel und unterhalten sich.

... hier mit Anna Gishayn als Flora  Meigham ...

Ein Mann und eine Frau sitzen auf einer Schaukel vor einem dunklen Vorhang.

...

Ein Mann und eine Frau sitzen auf einer Schaukel vor einem dunklen Vorhang.

...

Gier und Gewalt

Im ersten Einakter, „27 Wagen voll mit Baumwolle“, gibt Recep Bektaş den Besitzer einer Baumwollmühle Jake Meigham, der die Mühle der Gemeinschaftsplantage abfackelt, um auch deren Baumwolle in seiner Mühle zu verarbeiten – oder verarbeiten zu lassen. Seine Frau, die er lieblos, von oben herab behandelt, will er zu seiner Entlastungszeugin machen. Anna Gishayn spielt diese Flora  Meigham als naives Dummchen. Sie leistet dann auch nur kurz Widerstand, als der Verwalter der Plantage, Silva Vicaro – dargestellt vom „Vater“ des Vorstadttheaters, Manfred Michalke – ihr Gewalt antut. Die beiden Männer haben die Frau – unausgesprochen – verschachert.

Kommentare