Wenn Kinder am Balkon urlauben - Jahre vor Corona geschrieben
Außergewöhnliche Sommerferien. Lenka (6) und ihr Bruder Pontus (noch nicht ganz 8) sowie ihre Eltern und die Katze Bruni bleiben dieses Mal zu Hause. Mama und Papa arbeiten im Home-Office und arbeiten viel.
„Mama sagt, wer einer Katze Klostreu kaufen kann, der ist nicht arm. Trotzdem fliegen wir nicht sonstwohin, weil wir schließlich keinen Goldesel haben, sagt sie, und weil das außerdem Dreck in der Luft macht.“
Klingt, als wäre „Sommer auf Balkonien“ genau jetzt in den vergangenen Wochen entstanden. Dabei hat Rusalka Reh ihre Geschichte vor deutlich mehr als einem halben Jahrzehnt geschrieben. Das Buch ist – mit schwarz-weiß-Zeichnungen von Anne Ibelings – bereits 2014 im Jungbrunnen-Verlag erschienen. Jetzt aber besonders aktuell.
Die beiden genannten Kinder dürfen den großen Balkon der Wohnung zu ihrem Urlaubsquartier machen – mit Hängematte, die sie zu ihrem „Luftboot“ machen, Baum, Muscheln und allem, was sie so brauchen, um sich wohlzufühlen. Sie krönen sich zu Königin und König ihres eigenen Landes und malen sich sogar eine Flagge. Gegenstände und Umgebung wachsen in der Fantasie. Katze Bruni wird sogar zum Dinosaurier.
Heimlich schleichen sie sogar nachts in ihr Land und „klettern hinein und unser neues Bett, das gleich unter dem Himmel liegt“. Sie schließen Freundschaft mit einer Bewohnerin gegenüber und installieren per Seil und Dose sogar eine Luftpost-Strecke.
Verspielte Sprachbilder
Eine richtige Ferien-Idylle – wären da nicht ihre Eltern, die streiten, Türen knallen, schweieieigen…
Natürlich finden Lenka, Pontus und die Gegenüber-Nachbarin, Königin Lattich, auch eine Lösung zum Friedenschluss der Eltern.
Neben der verspielt, fantasievollen kleinen und doch so großen von einer Leichtigkeit getragenen Geschichte zeichnet sich Sommer auf Balkonien auch durch verspielte Sprache und geschriebene Bilder aus. So findet Pontus, Lenkas „Nachthemd riecht gut, ich glaube nach Weisheit und Ruhe“.
Angesichts einer Seifenblasenschlacht mit einem Buben von gegenüber „schillert das Luftmeer von kugelrunden Miniballons“. Ein „Nacktengel ist zwar aus Stein, aber herzensgut … sein in Stein gemeißeltes Haar ist wie immer hübsch frisiert“.
„Wenn das Wasser auf die Erde trifft, hören wir den Wald schmatzen. Es ist ein sehr leises Schmatzen, manchmal auch ein kleines Gurgeln.“
Und angesichts der elterlichen Zankereien fällt einmal der Satz: „Heute herrscht nämlich nicht nur heiße, sondern auch sirupdicke Ärgerluft hinter der Glastür.“
Rusalka Reh
mit Illustrationen von Anne Ibelings
Sommer auf Balkonien
ca. 80 Seiten
ab 7 Jahren
Verlag Jungbrunnen
9,50 €
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